Deutschunterricht: Was ist Motivation?
„Motivation wird vielfach verstanden als etwas, was von außen [...] in die Schüler(innen) hineingebracht werden muss, was durch Animation und interessante Gestaltung geweckt wird [...] was also lehrerzentriert und lehrergesteuert funktioniert.“ (Bastian 2014, 6) Eine solche Auffassung von Motivation hat häufig zur Folge, dass Lernende die Verantwortung für motiviertes Lernen vor allem bei den Lehrenden sehen. Lernende – und auch Eltern – können sich so im Extremfall auf den Standpunkt zurückziehen, die Lehrperson sei schuld, wenn die Lust am Lernen sowie, als Konsequenz, der Lernerfolg ausbleiben, weil der Unterricht eben nicht motivierend ist. („Kein Wunder, dass ich hier nichts lerne. Der Unterricht ist so langweilig, ich habe überhaupt keine Lust aufzupassen und mitzumachen“.)
Im Gegensatz dazu sagt Spitzer, Menschen seien von Natur aus motiviert (Spitzer 2002, 192), die eigentliche Frage rund um das Thema „Motivation„ müsse deshalb nicht lauten, wie man jemanden motivieren könne, sondern viel mehr, „warum viele Menschen so häufig demotiviert sind“ (ebd., 193). Offenbar tragen wir selbst in allen Lebensbereichen, also auch in Lehr-Lern-Kontexten, immer wieder ungewollt dazu bei, „denn wir führen – ohne es zu wissen und zu wollen – sehr oft regelrechte Demotivationskampagnen durch“ (ebd.).
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Dass dies auch für den Sprachunterricht gilt, zeigte Krumm in einer Glosse mit dem Titel „Wie demotiviere ich richtig?“ in einem früheren Themenheft Motivation der Zeitschrift Fremdsprache Deutsch (Vgl. Fremdsprache Deutsch, Heft 26/2002, Motivation). Dabei fällt auf, dass es sich mehrheitlich um Aussagen von Lehrenden handelt, die vermutlich in guter Absicht geäußert werden, aber bei den Lernenden eher Angst und Sorgen bewirken (z. B. „Deutsch ist eine besonders schwierige Sprache!“, „JEDER Fehler muss (sofort) korrigiert werden!“ oder „Ruhe muss sein im Deutschunterricht!“ Krumm 2002, 11). Um dies zu vermeiden, sollten Lehrende wissen, was überhaupt Motivation ausmacht, wie sie entsteht, woran man sie erkennen kann und welche Rahmenbedingungen dazu führen können, sie aufrecht zu erhalten und Menschen, in diesem Fall unsere Lernenden, nicht zu demotivieren.
Was ist Motivation?
„Motivation ist ein psychischer Prozess, der die Initiierung, Steuerung, Aufrechterhaltung und Evaluation zielgerichteten Handelns leistet.“ (Dresel / Lämmle 2011, 81) Dabei wird die Motivation durch eine Wechselwirkung zwischen so genannten Personenmerkmalen der Lernenden sowie Merkmalen der jeweiligen Lernsituation (situative Merkmale) bestimmt. Personenmerkmale sind beispielsweise Überzeugungen und motivationale Tendenzen wie Zielorientierungen, Interesse, Motive, Annahmen über eigene Fähigkeiten („Ich kann mir neue Wörter gut merken.) ( Fähigkeitsselbstkonzept) oder die Überzeugung, dass man die eigenen Fähigkeiten selbst verändern kann („Wenn ich mich anstrenge, dann werde ich dieses Kapitel auch verstehen.“) ( implizite Fähigkeitstheorie). Die situativen Merkmale lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Es gibt situative Merkmale, die nicht von einer ganz bestimmten Lernsituation abhängen, sondern zu Lernsituationen allgemein gehören. Beispiele:- Die Beziehung zwischen den Lernenden und der Lehrkraft einer Klasse ist gut und vertrauensvoll, unabhängig von der konkreten Unterrichtsstunde.
- Lernleistungen werden immer nach den gleichen Kriterien bewertet (z. B. Kann-Beschreibungen des GER).
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Das Themenheft Motivation der Zeitschrift Fremdsprache Deutsch erscheint im Oktober im Erich Schmidt Verlag als Print und eJournal. |
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