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Repräsentieren die erste Adresse der Internen Revision: Christoph Scharr und Dorothea Mertmann vom DIIR (Foto: DIIR)
Nachgefragt bei: Dorothea Mertmann und Christoph Scharr (DIIR)

„Interne Revisoren sind qua Amt mit allem Menschlichen konfrontiert”

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
11.09.2015
Was einen Revisor auszeichnet und wie der Berufsstand sich verändert hat, darüber geben Dorothea Mertmann, Geschäftsführerin des Deutschen Instituts für Interne Revision (DIIR), und Christoph Scharr, Leiter der DIIR-Grundsatzabteilung, im Interview mit der ESV-Redaktion Auskunft.

Es gibt ein Theaterstück von Gogol und eine Oper von Egk, die beide den Titel „Der Revisor“ tragen. Auffällig daran ist: das eine ist eine Komödie, das andere eine komische Oper. Hat der Beruf des Revisors amüsante Aspekte?


Mertmann: Die Interne Revision ist eine ernstzunehmende Funktion und spielt eine immer größere Rolle in der Corporate Governance einer Organisation. Gerade in einem international komplexen Wirtschaftsumfeld sieht die Revision neuen Herausforderungen entgegen. Aber, dass Interne Revisoren einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor haben, zeigen schon die Beiträge in der ZIR von Dipl.-Prüfer Wolfgang Beide-Augenzu.

Scharr: Es ist wichtig, dass Interne Revisoren bei ihrer Arbeit ein hohes Maß an Menschenkenntnis und sozialer Kompetenz an den Tag legen. In der Alltagspraxis sind die Revisoren sozusagen qua Amt mit allem Menschlichen konfrontiert. Zum Glück gehört Humor da auch dazu.

Welche Eigenschaften muss ein Revisor zusätzlich mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Scharr: Ein Revisor sollte in erster Linie eine sehr hohe fachliche Kompetenz und ein ausgeprägtes Governance-Verständnis mitbringen. Darüber hinaus muss er den Blick für das Wesentliche haben und mit der Sicht auf das Unternehmen als Ganzes auf die Optimierung der Prüfungs- und Kontroll-Prozesse seines Unternehmens fokussiert sein. Mit diesen Eigenschaften hat er das Rüstzeug, um einen guten Job zu machen.

Mertmann: Zudem sollten die Revisoren als interne Dienstleister der Unternehmensleitung, und immer öfter auch des Überwachungsorgans, jeglichem Druck von außen oder gar innen standhalten können. Gleichzeitig werden die Revisoren ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert, auf die sie flexibel und schnell reagieren müssen. Insgesamt ist der Beruf des Revisors also ein sehr spannender, herausfordernder und wichtiger Beruf. Nicht umsonst verfestigt sich die Interne Revision auch immer mehr zu einem tragenden Element einer modernen Unternehmensführung.

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Gibt es Nachwuchssorgen für den Berufsstand?

Scharr: Wie in vielen anderen Branchen, spielt der demographische Faktor auch bei der Revision eine Rolle. Aber gerade durch den DIIR-Stiftungslehrstuhl und die engagierte Arbeit von Prof. Dr. Eulerich an der Universität Duisburg-Essen wird der Nachwuchs konsequent an den Beruf herangeführt. Wir werden dieses Engagement in Zukunft auch durch eine gezielte Ansprache der jungen Studierenden ausbauen.

Mertmann: Es erkennen immer mehr Absolventen, dass die Interne Revision eine sehr attraktive Tätigkeit ist und einen optimalen Einstieg in das Berufsleben mit sehr guten Karrierechancen bietet. Durch die wechselnden Innenansichten lernt man das Unternehmen in allen Facetten wie kein Zweiter kennen und kann sich auch schon als Einsteiger einen Überblick über alle Geschäftsprozesse verschaffen und ein hervorragendes Netzwerk knüpfen. Darüber hinaus bieten auch die Abschlüsse zum CIA oder zum Interner Revisor DIIR gute Entwicklungsmöglichkeiten.

Welche Meilensteine haben die konkrete Arbeit der Revisoren im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Scharr: Nicht nur die Unternehmen und Institutionen, sondern auch der Gesetzgeber misst der Internen Revision eine immer bedeutendere Rolle zu. Mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich wurde 1998 die Pflicht für Aktiengesellschaften eingeführt, ein Risikofrüherkennungssystem einzurichten. Damit wurde auch die Verpflichtung des Vorstands hervorgehoben, für eine angemessene Interne Revision zu sorgen, im Übrigen mit Ausstrahlungswirkung auch auf andere Gesellschaftsformen. Mit dem BilMoG wurde anschließend in § 107 Abs. 3 AktG geregelt, dass sich der Aufsichtsrat mit dem Internen Revisionssystem zu beschäftigen hat.

Mertmann: Die Finanzkrise 2008 hat das Bewusstsein für die Bedeutung einer funktionierenden Internen Revision noch einmal geschärft. Das, was manchem Unternehmen vielleicht vorher als lästige Aufgabe erschien, wird heute mehr und mehr als tragendes Element einer modernen Unternehmenskultur gesehen. Das ist eine gute und wichtige Entwicklung, die wir vom DIIR sehr unterstützen und eng begleiten.

Spielen neue Social-Media-Kanäle auch für Interne Revisoren eine immer wichtigere Rolle zur Informationsbeschaffung?

Mertmann: Social Media Kanäle sind ein Baustein, um erforderlichen Informationen für eine Prüfung und damit auch die notwendige Prüfungssicherheit zu erlangen. Da diese Kanäle insgesamt an Bedeutung gewinnen und die Informationen, die dort erhältlich sind stetig wachsen, nimmt auch die Bedeutung für die Interne Revision zwangsläufig zu. Im gesamtheitlichen Ansatz einer modernen Internen Revision sollten alle Informationskanäle genutzt werden – also auch soziale Medien.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Social Media auch mit bestimmten Risiken für eine Organisation verbunden ist und der Bereich „Social Media“ daher immer öfter auch selbst Bestandteil der Prüfungslandkarte wird. (ESV/ms, map)

Das Interview mit Dorothea Mertmann und Christoph Scharr zu 50 Jahren ZIR, lesen Sie hier.

Das könnte Sie auch noch interessieren: ZIR – 50 Jahre zukunftsweisend in der Internen Revision

Zur Person: Dorothea Mertmann
Dorothea Mertmann ist seit September 2014 Geschäftsführerin des DIIR. Zuvor war sie mehr als 20 Jahre in nationalen und internationalen Unternehmen tätig – unter anderem in leitenden Positionen auf den Gebieten Revision, Organisation und Finanzen. Mertmann ist Certified Internal Auditor (CIA), Certified Information Systems Auditor (CISA), Quality Assessor und im Control Self-Assessment zertifiziert (CCSA).

Zur Person: Christoph Scharr
Christoph Scharr ist Diplom-Kaufmann und war viele Jahre als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei der PricewaterhouseCoopers AG in Deutschland und in den USA tätig. Seit März 2014 leitet Scharr die Grundsatzabteilung des DIIR. Dort ist Scharr unter anderem auch für die Schriftleitung der ZIR zuständig.

Programmbereich: Management und Wirtschaft