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Inhabe des Stiftungslehrstuhls für IR und Corporate Governance: Prof. Marc Eulerich (Foto: UDE)
Nachgefragt bei: Prof. Dr. Marc Eulerich

„Stiftern geht es um die Fortführung eigener Werte”

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
25.04.2016
In Berlin fand gerade die Berliner Stiftungswoche statt, die neugierig auf Stiftungen machen und zum Nachahmen anregen wollte. Zwar gibt es bereits über 20.000 Stiftungen in Deutschland, doch nur rund 650 stiftungsverbundene Unternehmen. Professor Marc Eulerich, Inhaber eines Stiftungslehrstuhls, gibt im ESV-Interview Auskunft über Stifter und Unternehmer.
Es gibt rund 650 stiftungsverbundene Unternehmen in Deutschland. In welchem Bereich sind diese Unternehmen hauptsächlich tätig und was macht sie erfolgreich?

Marc Eulerich: Die rund 650 stiftungsverbundene Unternehmen sind in allen Industrien vertreten. Hinsichtlich der Größe können sie vom Kleinunternehmen über den Mittelstand bis hin zu Dax-Konzernen reichen.

Sind stiftungsverbundene Unternehmen sozialere Arbeitgeber als „normale” Unternehmen?

Marc Eulerich:
Das kann man nicht allgemein sagen, da die Unternehmen ebenfalls langfristig Erträge generieren müssen. Sie können aber bessere Arbeitgeber sein, wenn Sie beispielsweise nicht regelmäßig eine maximale Ausschüttung der Gewinne umsetzen, sondern vielmehr in Forschung und Entwicklung oder die Arbeitnehmer - Stichwort Know-how - investieren.

Wie steht es mit den Einflussnahmemöglichkeiten: Welche Rolle spielen Stiftungen im Hinblick auf die Ausrichtung der ihnen verbundenen Unternehmen?

Marc Eulerich:
Der Einfluss kann stark variieren. So gibt es Stiftungen, die nur als „stiller Gesellschafter” aktiv sind und solche, die massiv die Unternehmensstrategie beeinflussen und aktiv die Unternehmensführung und -kontrolle wahrnehmen. Der neue Spieler, der durch die Stiftung hineinkommt, hat andere Interessen als ein Aktionär oder eine Bank als Kreditgeber.

Die Deutschlandkarte weist bei der Stiftungsdichte große Unterschiede auf: in den östlichen Bundesländern gibt es – zusammengenommen – rund 450 Stiftungen weniger als im Bundesland Hessen, wo rund 1750 Stiftungen ansässig sind. Ist die DDR-Vergangenheit der einzige Grund für dieses Gefälle?

Marc Eulerich:
Nein, nicht nur. Die Zahl der Personen, die überhaupt stiften können, ist dort deutlich geringer.

Dietmar Hopp, Fritz Thyssen, Joachim Herz sind Namensgeber von drei der größten Stiftungen privaten Rechts. Hat stiften auch etwas mit Eitelkeit zu tun?

Marc Eulerich:
Aus meiner Sicht nicht, da es vielmehr um die Fortführung der eigenen Werte geht. Natürlich kann es bei einzelnen Personen auch zur Vergrößerung des Egos genutzt werden.

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Selbst Stiftungen privaten Rechts mit Milliardenvermögen kehren mitunter lediglich kleinere zweistellige Millionenbeträge pro Jahr aus. Spüren wir die Folgen der Niedrigzinspolitik?

Marc Eulerich:
Ja, denn auch Stiftungen mit „Milliardenvermögen” dürfen nicht ihr Stiftungskapital angreifen, sondern nur maximal den Ertrag ausschütten.

Seit 2001 hat sich die Zahl der Stiftungserrichtungen verdoppelt - von rund 10.500 auf 21.300 im Jahr 2015. Es scheint, als habe sich das Wachstum in den letzten Jahren etwas verlangsamt. Was sind die Gründe dafür?

Marc Eulerich:
Sollten tatsächlich weniger Stiftungen erfolgen, könnte dies, wenn überhaupt, an einer besseren Koordination der Stifter liegen. Herr Müller und Herr Meier stiften nicht in zwei separate Stiftungen, sondern in eine gemeinsame.

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(ESV/map)

Zur Person
Prof. Dr. rer. pol. Marc Eulerich ist Junior-Professor an Universität Duisburg-Essen (UDE). Er hat den Stiftungslehrstuhl für Interne Revision und Corporate Governance an der Mercator School of Management/Fakultät für Betriebswirtschaftslehre übernommen.

Eulerich studierte von 2001 bis 2005 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Dortmund und zusätzlich Finanzmanagement an der FernUniversität Hagen. Von 2005 bis 2008 war er in einer Unternehmensberatung im Bereich Strategie und Controlling tätig. An der Uni Dortmund schloss er 2009 seine Promotion über Fusionen und Unternehmensübernahmen ab und arbeitete dort anschließend bis zu seiner Berufung an die UDE als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er ist Autor des im Erich Schmidt Verlag erschienenen Werkes Stiftungsverbundene Unternehmen in Deutschland.

Zum Thema
Die Zeitschrift Stiftung&Sponsoring, die es auch als eJournal gibt, beleuchtet zahlreiche Facetten rund um das Thema Stiften.

Programmbereich: Management und Wirtschaft