Sie haben folgende Möglichkeiten:
  1. zum Login.
  2. zur Navigation.
  3. zum Inhalt der Seite.

Integration der Corporate-Governance-Systeme

08.06.2021
Herausgegeben von Jens C. Laue, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2021, 186 S., 34,95 €.
Nach dem Skandal um den ehemaligen DAX-Konzern Wirecard hat sich im Schrifttum eine lebhafte Diskussion zur Weiterentwicklung von Corporate-Governance-Systemen bei börsennotierten Aktiengesellschaften entwickelt. Hierunter fallen das Interne Kontrollsystem (IKS), das Risikomanagementsystem (RMS), das Interne Revisionssystem (IRS) und das Compliance Management System (CMS). Nach dem Entwurf für ein Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz (FISG) sollen börsennotierte Aktiengesellschaften nach § 91 Abs. 3 AktG-E künftig ein angemessenes und wirksames IKS und RMS implementieren.

Vor diesem aktuellen Hintergrund ist die anwendungsorientierte Herausgeberschaft von Laue unter Mitwirkung weiterer KPMG-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter mit dem Titel „Integration der Corporate-Governance-Systeme“ verdienstvoll, um einen Vorschlag zu einem integrierten Corporate Governance-, Risk- und Compliance-Modell (GRC) zu unterbreiten. Das vorliegende Werk gliedert sich in acht Teile. Nach einer einführenden Betrachtung zur Corporate Governance werden das CMS, das IKS, die Interne Revision sowie das RMS vorgestellt. Dem schließen sich Modelle integrierter Governance, zwei „Good Practice“-Beispiele bei Fraport und bei EnBW sowie Darlegungen zur Prüfung von Corporate-Governance-Systemen nach den IDW PS 980 ff. an. Zustimmung findet der Hinweis, dass in der Unternehmenspraxis häufig – historisch gewachsen – parallele und nicht miteinander vernetzte Corporate-Governance-Systeme existieren, welche die Effizienz und Effektivität der Überwachung beeinträchtigen.

In den vergangenen Jahren ist eine Bedeutungszunahme insbesondere von CMS zu verzeichnen, sodass sich die Frage nach einer sinnvollen Verzahnung mit dem bestehenden IKS, RMS und IRS stellt. Dabei sollte ein CMS nicht nur auf die Einhaltung von Gesetzesnormen und Satzungen ausgerichtet sein, sondern auch Umwelt- und Sozialaspekte einbeziehen, die zu einer negativen Stakeholder-Reaktion führen könnten. Im ersten Kapitel wird im Rahmen der externen Berichterstattung auf die nichtfinanzielle Erklärung nach dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz hingewiesen. Es erfolgt hierbei keine Einbeziehung weiterer „nichtfinanzieller“ Rechnungslegungsdokumente, z. B. der Erklärung zur Unternehmensführung und des Vergütungsberichts. So sollte der berechtige Wunsch nach einer Integration bestehender Corporate-Governance-Systeme auch stärker die Informationsaufbereitung für die externe Unternehmenskommunikation einbeziehen. Als Idealmodul würde sich hierbei das Konzept der integrierten Berichterstattung anbieten. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zur Weiterentwicklung der Corporate-Governance-Systeme nach dem geplanten FISG leistet das vorliegende Werk wertvolle Denkanstöße. Dem Werk ist eine gute Aufnahme zu wünschen.

Prof. Dr. Patrick Velte, Lüneburg

Quelle: ZCG Zeitschrift für Corporate Governance Ausgabe 2/2021

Programmbereich: Management und Wirtschaft