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Viele Aktionärsbriefe sind für die Leser nur schwer verständlich (Foto: ArTo/Fotolia.com)
Shareholder-Kommunikation

Unverständliche Aktionärsbriefe: Viel Potenzial wird nicht genutzt

Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk
18.01.2017
Deutsche und schweizer Unternehmen verschenken viel Potenzial beim Aufbau von Vertrauen mit ihren Shareholdern, da sie unverständliche Aktionärsbriefe versenden, so eine aktuelle Studie.
Aktionärsbriefe sind schwer bis sehr schwer verständlich. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur Verständlichkeit von Aktionärsbriefen von Dezember 2016. Veröffentlicht haben diese Studie das H&H Communication Lab, die Universität Hohenheim, das Center for Corporate Reporting (CCR) und die CLS Communication. Nach Meinung der Studienautoren besteht akuter Handlungsbedarf.

Sprachstil und Wortschatz

Die Sprachexperten haben deutschsprachige Aktionärsbriefe von DAX- und SMI-Unternehmen untersucht. Mit Hilfe des Hohenheimer Verständlichkeits-Index (HIX) wurde die formale Verständlichkeit der Texte gemessen: Die Briefe wurden dabei auf einer Skala von 0 (sehr schwer verständlich) bis 20 (sehr einfach verständlich) bewertet.

Chancen des Vertrauensaufbaus werden vergeben

Die beurteilten Aktionärsbriefe sind insgesamt schwer bis sehr schwer verständlich, so das Fazit der Auswertung. Grund dafür sind insbesondere lange und verschachtelte Sätze. Hinzu kommen Passivkonstruktionen und komplexe, nicht alltagstaugliche Wörter. „Die Untersuchung zeigt, dass viele der Aktionärsbriefe genauso schwer verständlich sind wie Allgemeine Versicherungs- oder Geschäftsbedingungen”, fasst Prof. Frank Brettschneider zusammen. Brettscheider ist Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft in Hohenheim.

Er fügt hinzu: „Die Unternehmen verpassen hier eine Chance, Vertrauen aufzubauen. Die Unternehmensführung hat mit dem Aktionärsbrief die Möglichkeit, für Unterstützung zu werben und zu begeistern”.

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Auch Dr. Kristin Köhler, Geschäftsführerin des CCR, sieht im Aktionärsbrief große Chancen: „Der Brief an die Aktionäre ist eine wichtige Konstante, da die strategische Ausrichtung, die Vision und die Zukunftsperspektiven komprimiert vermittelt werden können. Authentizität und Verständlichkeit sind dafür essenziell”.

Den meisten untersuchten Unternehmen gelingt es der Studie zufolge jedoch nicht, ihre Leser mit einem verständlichen Aktionärsbrief anzusprechen.

Nach Auffassung von Elke Faundez, Geschäftsleiterin von CLS Communication, können Unternehmen mit Hilfe einiger einfacher Schreibregeln und geeigneter IT-Tools eine bessere Verständlichkeit in ihren Texten herstellen. Für einen langfristigen Erfolg der Kommunikation mit den Shareholdern sei allerdings ein Sprachkonzept unerlässlich, das an die Unternehmen angepasst und auf die Zielgruppen ausgerichtet ist. 

Hinweis:
Die Studie enthält neben diesen Ergebnissen viele weitere Detailauswertungen, Beispiele und Empfehlungen. Neben der Verständlichkeit wurden auch die Anrede und die Grußformel sowie die Übersetzung einiger Aktionärsbriefe untersucht. Sie erhalten eine Kurzversion der Studie unter: http://www.corporate-reporting.com/artikel/der-aktionrsbrief-hohe-kunst-der-kommunikation. Die kompletten Studienergebnisse können unter info@corporate-reporting.com angefordert werden.
 
Lesetipp
  • Der Reischauer/Kleinhans, Kommentar zum Kreditwesengesetz (KWG), auch als Datenbank erhältlich, ist ein seit vielen Jahren hochangesehenes und bewährtes Standardwerk. Neben den KWG-Normen kommentiert das Werk u.a. die LiqV, die FinaRisikoV oder die AnzV. Zudem erläutert es den MaRisk-Regelungstext. Sukzessive behandelt das Werk zudem die wesentlichen Vorschriften der neuen EU-Verordnung CRR. Dabei berücksichtigt es auch die technischen Standards der europäischen Aufsichtsbehörde EBA und weitere relevante Bestimmungen, wie z.B. die EBA-Guidelines.

(ESV/bp)

Programmbereich: Bank- und Kapitalmarktrecht