Unverständliche Aktionärsbriefe: Viel Potenzial wird nicht genutzt
Sprachstil und Wortschatz
Die Sprachexperten haben deutschsprachige Aktionärsbriefe von DAX- und SMI-Unternehmen untersucht. Mit Hilfe des Hohenheimer Verständlichkeits-Index (HIX) wurde die formale Verständlichkeit der Texte gemessen: Die Briefe wurden dabei auf einer Skala von 0 (sehr schwer verständlich) bis 20 (sehr einfach verständlich) bewertet.Chancen des Vertrauensaufbaus werden vergeben
Die beurteilten Aktionärsbriefe sind insgesamt schwer bis sehr schwer verständlich, so das Fazit der Auswertung. Grund dafür sind insbesondere lange und verschachtelte Sätze. Hinzu kommen Passivkonstruktionen und komplexe, nicht alltagstaugliche Wörter. „Die Untersuchung zeigt, dass viele der Aktionärsbriefe genauso schwer verständlich sind wie Allgemeine Versicherungs- oder Geschäftsbedingungen”, fasst Prof. Frank Brettschneider zusammen. Brettscheider ist Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft in Hohenheim.Er fügt hinzu: „Die Unternehmen verpassen hier eine Chance, Vertrauen aufzubauen. Die Unternehmensführung hat mit dem Aktionärsbrief die Möglichkeit, für Unterstützung zu werben und zu begeistern”.
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Auch Dr. Kristin Köhler, Geschäftsführerin des CCR, sieht im Aktionärsbrief große Chancen: „Der Brief an die Aktionäre ist eine wichtige Konstante, da die strategische Ausrichtung, die Vision und die Zukunftsperspektiven komprimiert vermittelt werden können. Authentizität und Verständlichkeit sind dafür essenziell”.
Den meisten untersuchten Unternehmen gelingt es der Studie zufolge jedoch nicht, ihre Leser mit einem verständlichen Aktionärsbrief anzusprechen.
Nach Auffassung von Elke Faundez, Geschäftsleiterin von CLS Communication, können Unternehmen mit Hilfe einiger einfacher Schreibregeln und geeigneter IT-Tools eine bessere Verständlichkeit in ihren Texten herstellen. Für einen langfristigen Erfolg der Kommunikation mit den Shareholdern sei allerdings ein Sprachkonzept unerlässlich, das an die Unternehmen angepasst und auf die Zielgruppen ausgerichtet ist.
Hinweis: |
Die Studie enthält neben diesen Ergebnissen viele weitere Detailauswertungen, Beispiele und Empfehlungen. Neben der Verständlichkeit wurden auch die Anrede und die Grußformel sowie die Übersetzung einiger Aktionärsbriefe untersucht. Sie erhalten eine Kurzversion der Studie unter: http://www.corporate-reporting.com/artikel/der-aktionrsbrief-hohe-kunst-der-kommunikation. Die kompletten Studienergebnisse können unter info@corporate-reporting.com angefordert werden. |
Lesetipp |
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(ESV/bp)
Programmbereich: Bank- und Kapitalmarktrecht