Biogut-Radar: Ermittlung von Fremdstoffen in der Biotonne
Qualitätsanforderungen für Kompost steigen
Demgegenüber steigen die Qualitätsanforderungen für Kompost. Grund hierfür wäre vor allem die Gütesicherung der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK). So wird die BGK ab dem 01.07.2018 den Grenzwert für die Flächensumme von ausgelesenen Fremdstoffen von 25 cm2/l auf 15 cm2/l Prüfsubstrat reduzieren. Insbesondere für Betreiber von Biogutbehandlungsanlagen wäre dies eine große Herausforderung.Ziel: Möglichst wenig Fremdstoffe bei der Sammlung von Biogut
Einer wichtigsten Ansätze ist es, das Biogut auf den maximalen Fremdstoffgehalt hin zu untersuchen, denn Gemeinden müssen sicherstellen, dass das Biogut schon bei der Sammlung möglichst wenige Fremdstoffe enthalt.„BiogutRADAR” als Kontrollsystem
Zu diesem Zweck hat das Witzenhausen-Institut ein modulares Kontroll- und Informationssystem für Kommunen mit dem Namen „BiogutRADAR” entwickelt. Dies soll die Eintragspfade von Fremdstoffen identifizieren, die Fremdstoffgehalte in den Biotonnen bewerten und darauf basierend zu erwartende Fremdstoffgehalte im Biogut prognostizieren. Das Kontroll- und Informationssystem besteht aus verschiedenen Modulen:Modul 1: Sichtkontrolle und Bonitierung
Bei den Sichtkontrollen werden folgende Daten in einem Protokoll festgehalten: |
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Die zur Abholung bereitgestellten Biotonnen werden durch geschulte Mitarbeiter geöffnet und visuell begutachtet. Bei Verdacht auf Fremdstoffe werden gegebenenfalls die obersten Schichten des Tonneninhalts durchgesehen. Biotonnen mit Auffälligkeiten und Besonderheiten, werden fotografiert.
- Für jede Tonne einen Datensatz: Im Anschluss wird die Biogutqualität anhand eines fünfstufigen Bonitierungsrasters bewertet. Damit kann jede Tonne in eine eindeutige Qualitätskategorie eingestuft werden und für jede Tonne wird als einzelner Datensatz angelegt.
- Ermittlung der dominierenden Gutfraktion: Darüber hinaus wird nicht nur protokolliert, welche Fremdstoffe in den Biotonnen festgestellt wurden, sondern es wird zudem ermittelt, welches dominierende Gutfraktion in der Biotonne ist, zum Beispiel Gartenabfälle oder haushaltsstämmige Bioabfälle.
Modul 2: Auswertung/Bewertung
Auf der Grundlage der Bonitierung können sodann „Biogut-Kataster” für die verschiedenen Betrachtungsebenen erstellt werden, entweder für ganze Gebiete oder lediglich einzelne Straßenzüge.Anhand der Bonitierung wird für jede Tonne eine Note vergeben. Diese Noten können für einzelne Straßen, Gebiete oder Touren zusammengefasst werden, so dass Mittelwerte einen Vergleich der Strukturen zulassen. Auch ortsspezifische Haupteintragspfade für Fremdstoffe können so identifiziert und dokumentiert werden.
Schwerpunkte für Öffentlichkeitsarbeit
Auf dieser Grundlage können Zielgebiete und Schwerpunkte die Öffentlichkeitsarbeit und weitere Kontrollen festgelegt werden. In letzter Konsequenz kann, falls andere Maßnahmen nicht greifen, ein Ausschluss kritischer Bereiche von der Biogutabfuhr umgesetzt werden. Dies ist zukünftig ein wichtiges Instrument zur Sicherstellung der Qualität des Bioguts und dessen Akzeptanz bei den Betreibern der Bioabfallverwertungsanlagen.Die Art und die Menge der in den Biotonnen gefundenen Fremdstoffe ist wichtig für das Verständnis der Hintergründe und Motivation, wie und warum diese Fremdstoffe in die Biotonnen gelangt sind und welche speziellen Maßnahmen zu deren Reduzierung im Biogut getroffen werden sollten. Hierbei sei folgendes zu beachten:
- So wäre ein zum Beispiel ein PE-Beutel im Biotgut zwar ärgerlich. Dies sei aber dem Hygienebedürfnis und der Bequemlichkeit des Biotonnennutzers geschuldet.
- Ähnlich verhalte es sich mit verpackten Lebensmitteln im Biogut. Der Verpackungsinhalt wäre grundsätzlich schon Mal im richtigen Erfassungssystem. Nur habe es der Biotonnennutzer unterlassen, die Verpackung zu entleeren und die Verpackung anderweitig zu entsorgen. Hier könne schon ein gewisser „guter Wille” des Nutzers unterstellt werden, so dass eine entsprechende Beratung hier durchaus Erfolgschancen hätte.
- Anders wäre es bei Restmüll. Nur eine gutwillige Interpretation mag dem Nutzer mag Unwissenheit oder Unachtsamkeit unterstellen. Vermutlich überwiege hier das Desinteresse oder die Entsorgung über die Biotonne, um Gebühren zu sparen.
- An Standorten und in Gebieten, bei denen dies häufiger festgestellt wird, könnte über eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit oder die Einflussnahme über die Vermieter versucht werden, das Verhalten zu verbessern. Wo dies nicht ausreicht, wären Sonderleerungen als Restmüll oder der Entzug der Biotonne mit einer Aufstockung des Restmullvolumens möglich.
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(ESV/bp)
Programmbereich: Umweltrecht und Umweltschutz