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Gibt Denkanstöße: Prof. Dr. Thomas Deelmann (Foto: privat und Coloures-Pic/stock.adobe.com)
Kolumne 5.2019

Deelmanns Denkanstoß: Beeindruckende Zahlen

Prof. Dr. Thomas Deelmann
22.07.2019
Professor Thomas Deelmann berichtet in seiner Kolumne regelmäßig aus und über die Welt der Berater.
Wenn über Digitalisierung und die daraus resultierenden Möglichkeiten der Automatisierung gesprochen wird, dann sind sehr oft sehr große und beeindruckende Zahlen im Spiel. Je nach Intention werden diese Zahlen eher positiv und optimistisch oder eher negativ und gefahrenvoll dargestellt: Die Rede ist da zum Beispiel von Einsparpotenzialen, einer erweiterten Reichweite für Zielgruppen, neuen Umsatzmöglichkeiten oder auch von der Gefahr des „Job-Verlustes“ für ausgewählte Berufsgruppen.

Vorsicht im Umgang mit Zahlen

Der Co-Autor einer der wohl „berühmtesten“ Zahlen hat sich jetzt nochmal zu Wort gemeldet und eine wichtige Einlassung getätigt. Im Kern sagt er: „Bitte seid vorsichtig im Umgang mit Zahlen!“

Was ist passiert? 2013 haben Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne eine Studie vorgelegt, in der sie ihre Forschungsergebnisse zur Zukunft der Arbeit vor dem Hintergrund von Automatisierungsaktivitäten vorstellen („The Future of Employment“). In der Zwischenzeit werden die Ergebnisse der Studie häufig verkürzt wiedergegeben, zum Beispiel mit: „47 Prozent aller Jobs in den USA werden bis 2030 durch Automatisierung wegfallen.“

Für die Studienautoren ist die Verbreitung ihrer Arbeit wohl ein toller Erfolg! Dass Arbeiten von Wissenschaftlern außerhalb der Fach-Community Aufmerksamkeit erlangen, geschieht ja nicht oft. (Manchmal erlangen sie sogar innerhalb der Community keine Aufmerksamkeit – aber dies ist eine andere Sache.) Allerdings scheint sich einer der Autoren zunehmend unwohl zu fühlen. Er hat die Gelegenheit genutzt, im Economist  (Ausgabe vom 29. Juni 2019, Seite 66) klarzustellen, dass die „47 Prozent“ nicht eintreten müssen. In der Studie, so hat er wiederholt, sei klar gesagt, dass gewisse Annahmen getroffen wurden. Der Text muss dementsprechend gelesen und interpretiert werden.

Das ist richtig. Und bringt mich zu einem Punkt: Gerade Beratungen nutzen in diesen Tagen (eigene und fremde) Studien, um aktuelle und potenzielle Kunden von den Vorteilen der Digitalisierung zu überzeugen.

Bitte nicht verkürzen...

Aber: Beratungen sind meiner Meinung nach auch in der Verantwortung, zu starke Verkürzungen zu unterlassen.

Gleichzeitig ist es jedoch ebenfalls Aufgabe der Beratungskunden, nicht jedem (von einer Beratung) zitierten Forschungsergebnis zu glauben. Nach- und auch Hinterfragen ist nun wirklich nicht verboten...

...lieber allzeit hinterfragen!

Bitte denken Sie mit (und hinterfragen Sie): Wo haben Sie weitere Überzeichnungen und Fehlinterpretationen durch Berater gesehen? Oder wo haben Sie sie vielleicht selbst (natürlich nur versehentlich) getätigt? Welche Zahlen, die in den öffentlichen Diskussionen herumgeistern, werden überbewertet?

Fragen, Anmerkungen und Anregungen sind gerne gesehen! Bitte schreiben Sie an: Redaktion.Consultingbay@esvmedien.de und folgen Sie mir auf Twitter: @Ueber_Beratung   

Handbuch der Unternehmensberatung

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Programmbereich: Management und Wirtschaft