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Katharina Hastenrath zum Thema Compliance-Kommunikation (Foto: privat)
Nachgefragt bei: Dr. Katharina Hastenrath

Eine „unjuristische“ Kommunikation kann den Unterschied ausmachen

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
03.05.2017
Compliance verständlicher kommunizieren. Wie das gelingen kann, darüber spricht Katharina Hastenrath, Herausgeberin des ESV-Bandes „Compliance-Kommunikation“ im Interview mit der ESV-Redaktion.
Oft werden Compliance-Vorgaben von Mitarbeitern nur als juristisches Kauderwelsch wahrgenommen. Wie kann Compliance in einem Unternehmen für alle verständlicher kommuniziert werden? Weiterbildungen für Juristen?

Katharina Hastenrath: Wie etwa in Kapitel 6 zu praxiserprobten Kommunikationselementen dargestellt wird, muss eine Kommunikation adressatengerecht, einfach, weitestgehend „unjuristisch“ und in vielen Fällen persönlich erfolgen. Dies kann den Unterschied zu einer erfolgreichen Kommunikation mit Haftungsvermeidung oder einer misslungenen Kommunikation mit Compliance-Vorfall als Konsequenz daraus machen.

Auch ein Trainingshandbuch, welches konzernweit einen Trainingsleitfaden als Orientierung vorgibt, hat sich als hilfreich in der Praxis bewährt.

Kommunikationstrainings für Compliance-Verantwortliche sind ebenfalls empfehlenswert. Ich selbst habe über die Jahre zahlreiche Trainings von interkultureller Kommunikation, über einen Kommunikations-E-Trainerschein bis hin zur Krisenkommunikation absolviert.

Was ist für die Wirksamkeit von Compliance wichtiger: Der „Tone from the Top“  oder der „Tone from the Middle“?

Katharina Hastenrath: Beides ist unerlässlich. Der Tone from the Top ist der Ausgangspunkt für jedes CMS, ohne welches es keine Compliance im Unternehmen gibt. Für eine funktionierende Umsetzung muss aber gerade auch der Tone from the Middle, also dem Line-Management vorhanden sein. Fehlt dieser, bleiben viele Maßnahmen im undurchdringlichen „Permafrost“ des mittleren Managements stecken.

Gerade in multinationalen Konzernen arbeiten Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen tagtäglich zusammen.  Wie kann oder wie muss die Compliance auf diese Herausforderung reagieren?

Katharina Hastenrath: Ja, unbedingt. Hier ist interkulturelle Kommunikations-Kompetenz der Compliance-Abteilung unerlässlich. Ein Chinese muss von der Compliance-Abteilung anders adressiert werden als ein Russe oder ein Inder Warum? Hier empfehle ich das 10. Kapitel in unserem Buch.

Sind IT-gestützte Trainings und Softwarelösungen für die Compliance-Kommunikation ein Fluch oder ein Segen?

Katharina Hastenrath: Ich selbst bin kein IT-Freund. Für mich muss die Technik als Hilfsmittel funktionieren, nicht mehr und nicht weniger. Genau dies ist aber für die Compliance-Kommunikation der Fall: ohne das Hilfsmittel Technik ist weder eine flächendeckende Schulung noch eine revisionssichere Dokumentation von z.B. Geschäftspartnern oder Compliance-Vorfällen möglich, wie sie heute in etwa von der ISO 19600 oder der ISO 37001 gefordert werden.

Ihr Buch richtet sich primär an Compliance-Verantwortliche in Unternehmen. Wer sollte darüber hinaus das Buch öfters in die Hand nehmen?

Katharina Hastenrath: Alle, die für Compliance Verantwortung tragen. Das sind vor allem die Geschäftsleitung, operative Mitarbeiter sowie Schnittstellen mit Compliance-Aufgaben.

Wenn Sie so auf ihr Bücherregal schauen: Welches Buch fehlt noch? Und welches würden Sie gerne noch schreiben?

Katharina Hastenrath: (lacht) Ein Buch, wie ich meinem Tag 36 h verleihe, sodass ich genug Zeit habe, die dort stehenden, hervorragenden Compliance-Bücher alle zu lesen!

Aber Spaß bei Seite: ein Buch fehlt noch, welches den Auf- und Ausbau anhand eines Projektplans für ein exemplarisches Unternehmen aus praktischer Erfahrung beschreibt. Dazu gehören neben der Abschätzung von Kosten- und Zeitaufwand auch die typischen Stolpersteine und Tipps, diese zu umgehen. Ein derartig fokussiertes und in die Tiefe gehendes Buch gibt es meines Wissens noch nicht und wäre für viele Compliance-Officer sehr hilfreich.

Sollte ich noch einmal zur Feder greifen, wäre es vielleicht für dieses Buch, da die Intention meiner Bücher immer die praktische Hilfestellung und Unterstützung für die Compliance-Kollegen war und ist.

 
Zur Person
RA Dr. Katharina Hastenrath ist Projektleiterin und Dozentin für Compliance-Management an der Züricher Hochschule. Zuvor war sie für drei Unternehmen als Compliance Counsel bzw. Chief Compliance Officer tätig. Sie ist Vorstand im "Netzwerk Compliance", in mehreren Fachbeiräten als Compliance-Expertin engagiert, Autorin und berät rechtlich und strategisch zu Compliance.


Neu erschienen
Kommunikation ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor jeder Compliance-Organisation und spätestens seit dem BGH-Urteil zur Unterlassensstrafbarkeit von Compliance-Officern auch haftungsrelevant. Wie Sie Führungskräfte, Mitarbeiter und Geschäftspartner erreichen und zielgerichtet einbinden, beschreiben die Compliance-Experten rund um die Herausgeberin des Bandes "Compliance-Kommunikation: Professionell – international – zielgruppengerecht" Katharina Hastenrath.

Den ersten Teil des Interviews lesen Sie auf ESV.info.

(ESV/ms, ps)

Programmbereich: Management und Wirtschaft