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Der Kampf gegen die weltweite Korruption muss weitergehen (Foto: rudall30/Fotolia.com)
Tagung zum Anti-Korruptionstag

Compliance: Tradition verpflichtet?

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
12.12.2016
Der 9. Dezember ist traditionell der Anti-Korruptionstag. Und aus Tradition veranstaltet die Allianz für Integrität an diesem Tag eine Konferenz, um über den aktuellen Stand im Kampf gegen Korruption zu sprechen.
Ab wann ist etwas eine Tradition? Diese Frage stellte Noor Naqschbandi, Leiter der Allianz für Integrität, zu Beginn seines Eröffnungsvortrags. Ist eine Konferenz bereits eine Tradition, die zum vierten Mal stattfindet? Und was sind die Kriterien für eine Tradition?

Zum einem findet die Konferenz immer am Antikorruptionstag, dem 9. Dezember statt. Auch der Veranstaltungsort hat Einfluss auf die Tradition einer Tagung. Wie auch in den vergangenen Jahren fand die Konferenz in dem Gebäude der GIZ in Berlin statt. Ferner bestimmt das Thema – das behandelt wird – die Wahrnehmung als Tradition. Die Frage, die die Tagungen wie ein roter Faden durchzieht, lautet: Was können wir in Wirtschaft und Gesellschaft für mehr Integrität tun? Welchen Einfluss hat es, wie die Veranstaltung angenommen wird? In diesem Jahr kamen wieder über 80 Teilnehmer zusammen – 2013 waren es 50 Teilnehmer.

Damit eine Tradition lebendig bleibt, muss sie sich weiterentwickeln. 2013 startete die Konferenz mit einem Panel. Im Jahr 2016 gab es neben dem Panel auch drei Workshops sowie einen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit im Lieferkettenmanagement in der Textilindustrie. Und – last but not least – spielen auch die Partner eine große Rolle, damit sich eine Tradition herausbilden kann. In diesem Jahr mit dabei waren:
  • das Deutsche Global Compact Netzwerk,
  • das Deutsche Institut für Compliance (DICO),
  • die Internationale Handelskammer (ICC) in Deutschland sowie
  • das GIZ-Sektorvorhaben Nachhaltigkeit in Textil-Lieferketten.
Von der Tradition ist es zur Kultur nicht weit. Und so überrascht es nicht, dass auch in dieser Tagung die Frage  „Compliance - wie hältst Du es mit der Kultur?“, thematisiert wurde. Dass Kultur ein Schlüsselelement für mehr Integrität ist, dürfte mittlerweile Allgemeingut sein Die Frage ist nur, wie?

Globale Handlungsdruck steigt

Nach Ansicht von Naqschbandi steigt angesichts der globalen Probleme der Handlungsdruck – gerade in der Korruptionsbekämpfung: „Globale Probleme brauchen globale Lösungen“, so Naqschbandi während seiner Eröffnungsrede. Korruption könne dabei nur weltweit bekämpft werden – wie auch in der Agenda 2030 in den Zielen 16 und 17 festgehalten wurde. Auch sei es keine Lösung, die Augen vor den globalen Herausforderungen zu verschließen oder sich zu isolieren – wie nicht zuletzt der Ausgang der Präsidentschaftswahlen und das wirtschaftspolitische Programm des gewählten US-Präsidenten Donald Trump „America first“ befürchten lässt.

Nach Auffassung von Naqschbandi müsse der Weg der Kooperation weitergegangen werden. „Viele Probleme, die wir haben, sind im Kern gleich.“ Daher sei der Austausch zwischen Ländern enorm wichtig.

Compliance auf Augenhöhe

Ein Schlüsselfaktor für mehr Integrität, so Naqschbandi weiter, ist zudem der Aufbau einer Compliance-Kultur. Dabei brauchen wir keine Kultur der Regeln, sondern eine Kultur der Werte: „Compliance werde nicht an zu wenig Regeln scheitern“. Stattdessen muss der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt gerückt werden. Hierzu zählt auch eine wirkliche Fehlerkultur, die Mitarbeiter dazu ermutigt, Fehler nicht zu verschweigen, sondern als Anlass zum Lernen zu verstehen.

Vom Saulus zu Paulus

Auf der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten unter der Moderation von Dr. Christoph Klahold (Chief Compliance Officer der Thyssenkrupp AG),  Dr. Christa Dürr (Projektleitung Lieferketten, Transparency International Deutschland e.V.), Prof. Dr. Bartosz Makowicz, (Viadrina Compliance Center an der Europa Universität Viadrina) mit Meinhard Remberg (Generalbevollmächtigter der SMS group), Dr. Julia Sommer (Senior Legal Council bei Siemens) sowie Oliver Wieck (Generalsekretär der Internationalen Handelskammer (ICC) in Deutschland) u.a. die Frage, was sich in der Vergangenheit in Sachen Compliance und Integrität getan habe.

Nach Auffassung von Sommer, habe sich in der Vergangenheit – gerade bei Siemens – sehr viel getan. Der Konzern habe sich vom Saulus zum Paulus gewandet. Siemens zeige zudem, warum es nicht zutreffe, dass man in einigen Ländern nur Geschäft machen könne, indem man Schmiergeld zahle. Mehr noch: Siemens habe sich ein Integritäts-Image aufgebaut, was mittlerweile ein wirklicher Geschäftsfaktor sei, so Sommer weiter.

Auch Meinhard Remberg von der SMS Group, kann dies für seinen Arbeitgeber bestätigen. Zwar gebe es immer wieder mal Forderungen, diesen könne man in der Zwischenzeit aber ganz anders begegnen. Nach seiner Wahrnehmung gibt es „viel weniger graue Fälle“.  

Auch wachse sich das Thema biologisch langsam raus. Gerade die jüngere Generation nehme das Thema Korruption ganz anders wahr. Dennoch gleichen die Bemühungen „ein Kämpfen mit einem beweglichen “, so Remberg. Zudem reiche der oft gebrauchte „Tone from the Top“ im Kampf gegen Korruption nicht aus. Viel wichtiger sei das „Echo from the bottom“. Unternehmen müssen, wollen sie Korruption erfolgreich bekämpfen, nicht nur juristische Regeln formulieren, sondern Maßnahmen entwickeln, die Mitarbeiter, Führungskräfte und darüber hinaus auch die Lieferanten in die Lage versetzen, diese auch in die alltägliche Arbeitsumwelt zu integrieren. Die gesamte Podiumsdiskussion können Sie bei unserem Partner Compliance Channel hier nachsehen.

Compliance: Aufbau, Kultur und Training

In den drei darauffolgenden Workshops ging es um Fragen, wie Compliance gezielt im Unternehmen und in der Lieferkette gefördert werden kann, wie eine Compliance-Kultur in ein Unternehmen integriert werden kann und wie Angestellte und Lieferanten durch Trainings in Compliance geschult werden können.

Dr. Jürgen Janssen, Leiter vom Bündnis für nachhaltige Textilien, ging am Abschluss der Veranstaltung auf das Lieferkettenmanagement in der Textilindustrie ein. Gerade in der Textilindustrie, so Janssen, können auf jeder Stufe compliance-relevante Verstöße auftreten. Um hier Fortschritte zu erzielen, müssen alle Akteure zusammenarbeiten – wie zum Beispiel im Textilbündnis.

 
Weiterführende Literatur
Wie sie typische Risiken im Supply Chains erkennen und verhindern, zeigt der von Prof. Dr. Christoph Siepermann, Prof. Dr. Richard Vahrenkamp und Dr. Markus Siepermann herausgegebene Band „Risikomanagement in Supply Chains: Gefahren abwehren, Chancen nutzen, Erfolg generieren“.

Speziell zugeschnitten auf die Logistikbranche, beschreibt der von Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Nora Meyer, Dr. Johannes Reidel und Imke Schmidt herausgegebene Band „Corporate Social Responsibility in der Logistikbranche: Anforderungen an eine nachhaltige“ Unternehmensführung besonderen Schwierigkeiten und Chancen, die sich im Spannungsfeld von CSR und Nachhaltigkeit bieten.

(ESV/ms)