Die Beratungsbranche ist weiter auf Wachstumskurs
Mittlere Beratungen profitieren
Von der positiven Entwicklung profitieren dabei nicht nur die großen Beratungshäuser. In der Größenklasse von 15-45 Millionen Euro Umsatz verbesserte jede dritte Unternehmensberatung den Umsatz um mehr als 15 Prozent. Schlechter hingegen lief es bei den kleinen Beratungen. Hier musste rund jede vierte Consultingfirma Umsatzeinbußen hinnehmen.Die stabile Entwicklung bei den mittleren Beratungshäuser begründet Wurzel damit, dass sich mittelständische Unternehmen häufig auch Beratungshäuser aus dem mittleren Bereich suchen. Wichtig sei hier oftmals auch die gleiche Augenhöhe, so Wurzel beim Pressegespräch des BDU.
Paradigmenwechsel Digitalisierung
Die größten Wachstumschancen bietet vor allem die Digitalisierung. Das Thema entwickelt sich nach Auffassung von Wurzel "mehr und mehr zu einem Wachstumstreiber für uns Consultants."Hier stehe die ganze Wirtschaft und Industrie vor einem Paradigmenwechsel: "Die digitale Vernetzung verändert Unternehmen ganz grundlegend. Betroffen sind sowohl Prozesse, Organisationsstrukturen, Mitarbeiterentwicklung als auch ganze Geschäftsmodelle." (siehe hierzu auch die Ausgabe 1/2015 der ZUb mit dem Schwerpunktthema Big Data)
Betroffen sind vor allem der Maschinenbau, die Finanzdienstleistungsindustrie sowie Energie- und Wasserversorgung. Hier erwartet der BDU in diesem Jahr eine erhöhte Nachfrage. Vor allem die Finanzindustrie wurde nach Auffassung von Wurzel von der Digitalisierung mit voller Wucht erfasst. Daher sei hier eine schnelle Anpassung im Kernbereichen plus die Schaffung von Erträgen in neuen Segmenten notwendig.
War of Talents
Die gute Auftragslage sorgt auch dafür, dass die Jobaussichten in den Beratungshäusern weiter gut sind. Zwei Drittel der großen Marktteilnehmer wollen in diesem Jahr Senior-Berater einstellen, bei den mittelgroßen sind es immer noch über 50 Prozent. 72 Prozent der großen Beratungsunternehmen wollen zudem Junior-Berater engagieren. Bei den mittelgroßen Häusern sind es 61 Prozent. Besonders gefragt sind vor allem Experten für die Digitalisierung. Neben Wirtschaftsinformatikern werden verstärkt Physiker und Mathematiker umworben. (siehe hierzu auch den Beitrag "Die Zukunft der Arbeitswelt ist digital: Perspektiven der Generation Y" von Marcus K. Reif in der ZUb 1/2014)Der Kampf um die besten Köpfe stellt aber auch Unternehmensberatungen vor großen Herausforderungen. Für viele High Potentials erscheint eine Karriere in einem deutschen Großkonzern attraktiver als ein Job in der Beratung. Und dies trotz der Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die ein Beraterjob biete. Man müsse, so Wurzel, den Absolventen heutzutage mehr bieten als ein gutes Gehalt.
Trends für 2015: Wohin geht die Reise
Ein Trend, der auch in diesem Jahr das Beratergeschäft prägen wird, ist die Professionalisierung der Beraterauswahl. Sowohl die Zieldefinition als auch der Nutzen des Projektes werden bereits vor Projektbeginn immer klarer definiert. Auch der Wertbeitrag der Maßnahme wird kritischer hinterfragt. Die Kunden erwarten zudem von den Beratern belastbare Umsatzerfolge. Ferner entscheidet immer mehr die persönliche Kompetenz des Beraters bzw. des Teams vor Ort und nicht zu sehr das Berater-Branding.Ein weiterer Trend heißt Kooperation und Spezialisierung. Durch die Digitalisierung sind auch Unternehmensberatungen auf Netzwerke und Zusammenarbeit angewiesen. Dies betrifft sowohl die Big Player als auch die KMU-Beratungen. Zudem investieren immer mehr Beratungshäuser in sogenannte Digital Labs und Digitale Thinktanks, um hier neue Ideen zu entwickeln und aber auch neue Talente an die Häuser zu binden.