Informelle Multiplikatoren
Informelle Multiplikatoren können die Compliance unterstützen, an relevante Informationen aus dem Unternehmen zu gelangen. Aber: Bereits die Bezeichnung „informeller“ Multiplikator weist darauf hin, dass diese Anhand des Organigramms kaum zu identifizieren sind.
Wer sind informelle Multiplikatoren?
Multiplikatoren haben typischerweise einen Austausch mit vielen Mitarbeitern, meist unterschiedlicher Abteilungen und/oder Hierarchiestufen. Dies gilt für den Fuhrparkleiter, Hausmeister, Lagerleiter, Pförtner oder sogar den Fremdsprachentrainer. Aber auch Betriebsratsmitglieder und Vertrauensleute können informelle Multiplikatoren sein.Ein guter Indikator zur Identifizierung informeller Multiplikatoren ist deren Zugriff auf knappe Ressourcen. Wer etwa alte Dienstwagen veräußert oder Plätze in der Firmenloge des Fußballvereins vergibt, hat häufig eine Multiplikatoren-Rolle inne.
Ohne Vertrauen keine Informationen
Die Rolle als informeller Multiplikator fußt vor allem auf das Vertrauen und Glaubwürdigkeit – letztlich auch gegenüber dem Compliance-Officer.Aufgrund dieser Rolle bitten Mitarbeiter, die erstmalig mit der Compliance in Berührung kommen, den persönlich bekannten Multiplikator um deren Einschätzung. Die dann geäußerte Ansicht vereinfacht oder erschwert das Vorgehen der Compliance in erheblichem Maße.
Ein informeller Multiplikator wird allerdings nur dann die Ansichten der Compliance teilen und vertreten, wenn er selber Vertrauen zum Compliance-Officer gewonnen hat. Der Aufbau dieses Vertrauens braucht allerdings Zeit. Multiplikatoren von dem Konzept der Compliance zu überzeugen, ist daher eine langfristige Aufgabe. Deshalb steht der regelmäßige, informelle Austausch am Anfang jeder Arbeitsbeziehung. Der Multiplikator kommuniziert mit einem persönlichen Ansprechpartner, nicht einer anonymen Abteilung. Die persönliche Integrität ist daher die Grundvoraussetzung für einen konstruktiven Austausch zwischen dem Compliance-Officer und dem informellen Multiplikator.
Informelle Multiplikatoren: Sparringpartner für die Compliance
Auf dieser Basis kann ein Compliance-Officer mit offenen Fragen auftreten, wobei diese tatsächlich offen sein sollten und nicht bereits im Hintergrund die abschließende Beurteilung bereit liegen. Multiplikatoren können Meinungen und unfertige Ideen durchaus einordnen und sind selbstbewusst genug, einen eigenen Standpunkt darzulegen. Ein solcher „Sparringpartner“ kann die Compliance-Tätigkeit wertvoll bereichern.Serie Mitarbeiter-Compliance
- Teil 1: Compliance: Ein Thema aller Mitarbeiter
- Teil 2: Was Compliance-Verantwortliche von Geheimdiensten lernen können
- Teil 3: Die Welt vor Compliance
- Teil 4: Einstieg ins Unternehmen
- Teil 5: Ausscheidende Mitarbeiter
- Teil 6: Informelle Gruppen: Herausforderung für die Compliance
- Teil 7: Der Umgang mit informellen Gruppen
Zur Person
Dipl.-Kaufmann Thomas Schneider ist für die Corporate Compliance der Knauf Interfer SE verantwortlich, einem führenden Distributions-, Service- und Bearbeitungsunternehmen für Stahl und Aluminium. Er ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur Compliance. Im Erich Schmidt Verlag ist der Band Mitarbeiter-Compliance erschienen.Literaturhinweis
Weitere Informationen zu dem Thema gibt das Buch „Mitarbeiter Compliance". Das eBook steht Abonnenten von COMPLIANCEdigital ebenfalls kostenfrei zur Verfügung.Noch kein Abonnent? Testen Sie COMPLIANCEdigital 4 Wochen lang gratis. Weitere Informationen finden Sie hier.