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Nachfolgeregelung frühzeitig regeln (© Fotolia, Kzenon)
Nachfolgemanagement

Jörg Zeuner: "Der deutsche Mittelstand altert im Zeitraffer"

Mario Schulz, ESV-Redaktion ConsultingBay
24.03.2015
Der deutschen Wirtschaft geht es gut, nicht zuletzt durch die Innovationen aus dem Mittelstand. Doch die Unternehmer werden immer älter und damit auch weniger innovations- und risikofreudig, so eine aktuelle KFW-Studie.
Die deutsche Wirtschaft wächst. So erzielte die deutsche Exportwirtschaft laut der aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit einem Überschuss von 216 Milliarden Euro im vergangenen Jahr einen Rekord-Exportüberschuss. Der bisherige Höchstwert lag bei 195, 3 Milliarden Euro im Jahr 2007.

Auch die Konjunkturaussichten für dieses Jahr sehen blendend aus. Gleich mehrere Wirtschaftsinstitute haben in den vergangenen Wochen die Wachstumsprognose für Deutschland angehoben. So sagt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent und im nächsten Jahr ein Wachstum von 2,0 Prozent voraus. Im Dezember hatte das IfW für 2015 noch 1,7 Prozent erwartet.

Wachstumstreiber Innovation

Gründe für die positive Entwicklung gibt es viele: Die aktuell niedrige Inflationsrate und die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) führen nicht zuletzt dazu, dass die deutschen Verbrauer mehr konsumieren und darüber hinaus auch in Wohneigentum investieren. Nach Auffassung von Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW, profitiert Deutschland mehr als alle anderen EU-Staaten von der Nullzinspolitik und der "Quantitative Lockerung" der EZB.

Neben den positiven Rahmenbedingungen profitiert die deutsche Wirtschaft aber auch von ihrer Innovationsfähigkeit. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – haben in den letzten Jahren viel dazu beigetragen, dass Deutschland nach Meinung von Kooths "derzeit auf der Sonnenseite der Konjunktur" steht.

KFW: Alterung im Mittelstand bremst Innovationen

Doch auch auf der Sonnenseite gibt es dunkle Wolken, die nicht übersehen werden dürfen. Vor allem mittelständische Unternehmen laufen Gefahr, in die Demografie-Falle zu geraten – und zwar nicht nur bei den Fachkräften, sondern auch an der Führungsspitze. Laut der aktuellen repräsentativen Analyse von KfW Research sind bereits heute ein Drittel der Inhaber von KMU älter als 55 Jahre.

Der Befund hat auch negative Folgen für die gesamte Volkswirtschaft. Bei älteren Inhabern sinkt laut der KFW die Bereitschaft, in das eigene Geschäft zu investieren, exponentiell. Von den Unternehmern über 60 Jahren investiert demnach nur noch rund jeder Dritte in die eigene Firma. Der Rest zieht sich aus der Weiterentwicklung des Unternehmens komplett zurück. Die Folge: Notwendige Modernisierungen werden nicht angegangen und die Unternehmen verlieren an Wettbewerbsfähigkeit, was am Ende auch zu dem Verlust von Arbeitsplätzen führen kann.

Die Ursachen für die abflauende Investitionsbereitschaft bei den älteren Unternehmern sind laut der KFW-Experten der kürzere Planungshorizont sowie der Rückgang der Risikobereitschaft. Rückt ein Inhaber näher an das Rentenalter heran, besitzen viele Vorhaben eine aus seiner Sicht zu lange Amortisationsdauer. Das gilt umso mehr für alle längerfristig finanzmittelbindenden – dafür aber auch wettbewerbsstärkenden – Zukunftsinvestitionen.

Nachfolgeregelung im Mittelstand frühzeitig klären

Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW rät daher allen Mittelständlern, sich frühzeitig um geeignete Nachfolgeregelungen zu kümmern: "Wir sollten darüber sprechen, wie wir den Unternehmergeist auch im Alter erhalten können. Zu überlegen wäre, einen Alteigentümer nach seinem Rückzug aus dem Unternehmen an der Rendite einer in seiner Spätphase getätigten Investition noch zu beteiligen. Mehr Unternehmer und die frühzeitige Klärung der Nachfolge wäre ein anderer, wesentlicher Baustein für den Erhalt eines dynamischen Mittelstands." (Quelle: IfW, KFW)

Literaturempfehlung: Innovation und Nachfolgemanagement im Mittelstand

Was bedeutet eigentlich Innovation und wo liegen die wesentlichen Hemmnisse für Innovationen? Mit diesen Fragen setzt sich Dr. Georg Kraus in seinem Beitrag "Die Innovationskraft und -geschwindigkeit erhöhen“ in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ideen- und Innovationsmanagement (1/2015) auseinander.

Wie Sie die Managementaufgaben typischer Nachfolgeprozesse im Mittelstand meistern, zeigen Hubert Kersting, Sven Bitzer und Raphael Dupierry in dem Band: "Nachfolgemanagement in Familienunternehmen: Bewertung – Due Diligence – Finanzierung" auf. Der Band bietet einen umfassenden Überblick über die entscheidenden familienspezifischen, regulatorischen und operativen Herausforderungen. Das eBook steht Abonnenten von ConsultingBay kostenfrei zur Verfügung.

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