Smartphone und Tablet im Alltag der ergonomischen Arbeitsplatzbewertung
Bei einem Betriebsrundgang wurde beobachtet, wie ein leitender Mitarbeiter den Schallpegel einer besonders lärmintensiven Anlage mit seinem Smartphone maß und Augenblicke später über die Suchfunktion des Gerätes nach zulässigen Grenzwerten recherchierte. Am Ende des Rundgangs entspann sich eine Diskussion über die Aussagefähigkeit und Zuverlässigkeit Smartphone-gestützter Messungen von Arbeitsumweltfaktoren. Dieses Erlebnis war der Anstoß zur Durchführung einer Studie. Sie soll hinterfragen, welche Tauglichkeit die Vision einer Smartphone-gestützten Arbeitsplatz- bzw. Arbeitsumweltbewertung besitzt.
Studiendesign: Auch Fehlhandlungen wurden berücksichtigt
Zu Beginn der Studie musste sich mit einem großen, unübersichtlichen Markt von Smartphones auseinandergesetzt werden. Notwendigerweise sollten die wichtigsten aktuell genutzten Betriebssysteme in Kombination mit den jeweils am häufigsten genutzten Applikationen (Apps) zum Einsatz kommen. Außerdem musste der Einfluss von Geräteklassen (Smartphone, Tablet, Preis- und Zielgruppe) unterschiedlicher Hersteller Berücksichtigung finden.
Um diese nicht beherrschbare Vielfalt einzugrenzen, wurden in einer ersten Studie Personen nach dem Zufallsprinzip gebeten, sich mit ihren persönlichen Tablets und Smartphones an entsprechenden Messreihen zu beteiligen. Alle Messungen wurden mit dem Referenzwert eines geeichten Messgeräts verglichen. Die empirische Studie hatte den zusätzlichen Vorteil, dass die Studienteilnehmer die Geräte auch in der ihnen eigenen Logik einsetzten. Dabei musste eine Reihe von Fehlhandlungen beobachtet werden:
- Es erfolgte kein Informieren der Nutzer, ob eine App vor der Nutzung zu kalibrieren ist.
- Nutzer informierten sich nicht über die Position des verwendeten Sensors. In der Folge wurden die Geräte sowohl bei Beleuchtungs- als auch bei Schallpegelmessungen teilweise falsch gehalten.
- Die Geräte wurden nicht nach dem Sensor, sondern nach einer optimalen Ablesbarkeit der Werte ausgerichtet.
- Auf Grund der Unkenntnis der eingesetzten Messsystematik kam es zu Fehlern durch technologisch bedingte Differenzierungen, z. B. durch Abwärme des Prozessors.
- Die ermittelten Ergebnisse wurden nicht hinterfragt.
Auf Grund des hohen Verbreitungsgrades konzentrierten sich die Untersuchungen auf Geräte mit den Betriebssystemen iOS (12,9 Prozent Marktanteil) und Android (81 Prozent Marktanteil). Während eine Eingrenzung des Einsatzbereiches von iOS auf eine überschaubare Zahl von Geräten eines Herstellers möglich war, existieren im Umfeld des Betriebssystems Android eine Vielzahl von Geräteanbietern. Auf Grund einer sehr unterschiedlichen Marktdurchdringung konnten aber auch für dieses Betriebssystem Geräte ausgewählt werden, die für die Vertiefung der Studie als Referenz in allen weiteren Tests eingesetzt wurden.
Vorbetrachtung zu Einsatzfeldern von Smartphones für die ergonomische Analyse, Bewertung und Gestaltung
Für eine Eingrenzung des Betrachtungsfeldes konzentrierte sich die Analyse der Einsatzfähigkeit von Smartphones auf Bereiche, in denen für eine ergonomische Analyse geeignete Sensoren vorhanden waren.
Die in der folgenden Abbildung 1 (s. PDF) dargestellten Sensoren kamen für die Studie in Frage. Folgende Anwendungsbereiche einer ergonomischen Analyse konnten untersucht werden:
- Bestimmung des Schallpegels (Lärmbeurteilung) mit internem Mikrofon und Zubehör,
- Ermittlung der Beleuchtungsstärke,
- Bestimmung der Schwingbeschleunigung, Bestimmung der klimatischen Umgebungsbedingungen mit internen Sensoren und Zubehör.
Programmbereich: Arbeitsschutz