Steinbeis-Management-Reihe zu Wirtschaftskriminalität International
Was unter Wirtschaftskriminalität verstanden werden kann, warum gerade der Graubereich der Finanz- und Bankenwirtschaft ein hohes Gefahrenpotential birgt und wie Behörden, Unternehmen sowie Zivilgesellschaft dem Phänomen entgegen treten können, diskutierten unter der Leitung der Direktorin der School GRC, Birgit Galley, Jürgen Storbeck (u. a. Europol-Direktor a.D.) und Dr. Wolfgang Hetzer (u. a. Referatsleiter OLAF a.D.).
Die Experten waren sich einig, dass innerhalb des Deliktfeldes der Wirtschaftskriminalität insbesondere Manipulationen und Missbräuche im Finanz- und Bankenwesen ein hohes, lange Zeit unterschätztes Schadenspotenzial für Staat und Gesellschaft darstellen. Herr Storbeck machte dies an Verstrickungen internationaler Banken wie HSBC und Standard Chartered mit der Organisierten Kriminalität anschaulich, während Dr. Hetzer den aktuellen Libor-Manipulationsskandal sezierte, um die weitreichenden Folgen für die Realwirtschaft, Staaten und Bürger zu explizieren. Mit Blick auf notwendige Reformen und die Zukunft setzten die Experten auf unterschiedliche Schwerpunkte. Storbeck plädierte dafür, die Fähigkeiten nationaler sowie internationaler Sicherheitsstrukturen auszubauen und konsequenter zu vernetzen. Hier wurden in den letzten Jahren seiner Ansicht nach erste Fortschritte gemacht, zu denen er u. a. auch die Compliance-Anstrengungen der Unternehmen zählt. Dr. Hetzer hingegen betonte, dass – trotz der Compliance‐Programme – das Fehlverhalten gerade im Umfeld der Finanzwirtschaft nicht weniger geworden ist. Daher könnten nur umfassende politische Reformen das Problem minimieren, die wieder klare Grenzen zwischen legalem Wirtschaften und krimineller Bereicherung ziehen. Obwohl das Plenum die Einschätzungen der Experten nicht immer gänzlich teilte, stimmte man dem unermüdlichen Mühen um weitreichende gesellschafts- und ordnungspolitische Veränderungen zur nachhaltigen Eindämmung von Wirtschaftskriminalität bei.
Der Diskussionsabend wurde von der Business Keeper AG unterstützt.
Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 1/2013