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Sprach über die Fifa und die Panama Papers: Prof. Mark Pieth (Foto: Frederic Schweizer/Foto-Sicht)
DICO FORUM Compliance 2017

Was die Compliance übersehen könnte

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
22.06.2017
Das DICO FORUM Compliance 2017 mit dem Titel „Compliance-Blindspots: Unternehmensrisiken im Fokus“ hatte das Ziel, eindeutige Themenstellungen aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.
Das im Jahr 2017 bereits zum 4. Mal stattfindende COMPLIANCE FORUM von DICO lockte viele Experten und Interessierte aus der Compliance-Community nach Berlin. Sie informierten sich über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen für die Compliance-Abteilungen, diskutierten und tauschten sich aus. Aufgrund der Mischung aus interessanten Vorträgen, Workshops und einer lebhaften Diskussionsrunde zum Abschluss war für alle Anwesenden etwas dabei.

In ihrer Begrüßung stellte Manuela Mackert – Sprecherin des Vorstands DICO e.V. - den Zusammenhang des Begriffs Blind Spots, der ursprünglich aus der Augenheilkunde kommt, mit den Herausforderungen für die Compliance her. Mit einem Augenzwinkern bemerkte sie, dass der blinde Fleck in beiden Fällen gar nicht zur Kenntnis genommen werde: „Im Straßenverkehr ist es der Radfahrer oder Fußgänger, der übersehen wird, im unternehmerischen Handeln und in der Compliance-Welt vielleicht ein offensichtlich strafbarer Tatbestand.”

FIFA, Panama & Co.

Prof. Dr. Dr. h.c. Mark Pieth vom Basel Institute on Governance berichtet in seiner Keynote Speech aus erster Hand von seinen langjährigen Ermittlungserfahrungen, die er beim Weltfußballverband Fifa und im Zusammenhang mit den Panama-Papers gesammelt hat. Er räumte Schwierigkeiten ein, die Ermittlungen in solchem Umfeld mit sich bringen. In beiden Fällen gehe es um Menschen, ihre Macht und den Missbrauch der Macht.

Während es bei der Fifa schwierig sei, aufgrund ihrer Organisationsform, den personellen Verflechtungen und ihrer mittlerweile wirtschaftlichen Macht, nachhaltig Druck an der richtigen Stelle aufzubauen, bestehe im Fall der Panama-Papers das Hauptproblem darin, dass aufgrund der vielfältigen Verstrickungen auch von Prominenten und Regierungschefs in den Skandal der Wille fehle, die Hintermänner zu ermitteln. Dies sei die Schattenseite der Globalisierung. Die vollständige Keynote Speech können Sie sich bei unserem Kooperationspartner Compliance Channel noch einmal ansehen.

Kartellverfolgung durch das Bundeskartellamt

Den 2. Veranstaltungstag eröffnete Prof. Dr. Konrad Ost, Vizepräsident des Bundeskartellamtes, mit seiner Keynote Speech über die Arbeit der Behörde und aktuelle Entwicklungen. Dabei betonte er, dass das Kartellamt die Compliance-Bemühungen von Unternehmen sehr begrüße. Allerdings seien diese zu häufig nur bei großen Konzernen zu erkennen. Er mahnte an, dass auch KMU von größeren Anstrengungen im Bereich Compliance profitieren können, etwa durch geringere Sanktionszahlungen. Aktuelle Probleme im Kartellrecht seien laut Ost verstärkt in der vertikalen Lieferkette zu beobachten, wenn beispielsweise Verstöße gegen das Preisbindungsgebot vorliegen. Hier fehle es noch an Rechtssicherheit durch Gerichtsurteile.

Workshops und Podiumsdiskussion

Im Anschluss an dem von den Teilnehmern mit großem Interesse verfolgten Vortrag verteilten sie sich auf die in drei Blöcken angebotenen 15 Workshops. Hier hatten die Forum-Teilnehmer die Qual der Wahl, sich zwischen den Themen wie Compliance-Haftung, EU-Datenschutzverordnung oder Digitalisierung der Compliance zu entscheiden.

Den Abschluss der gelungenen Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema „Heilsbringer Information – wie viel offene Kommunikation benötigt eine gute Compliance?”, bei der die Podiumsteilnehmer lebhaft das Whistleblowing diskutierten. Dieses solle einerseits erst als höchste Eskalationsstufe eingesetzt werden. Besser wäre es, einen Prozess bereits vorher in direkten Gesprächen zu deeskalieren. Andererseits dürfe Whistleblowing allerdings auch nicht verteufelt werden, da sich viele Menschen auf diesem Weg sicherer fühlten. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass es wichtig sei, im Unternehmen für eine offene Kommunikationskultur zu sorgen. Hier sei das Management in der Pflicht.

Das gesamte Programm der Veranstaltung können Sie hier noch einmal nachlesen.
Im nächsten Jahr wird die Veranstaltung am 12./13. Juni 2018 in Berlin stattfinden.

Kommunikation als Erfolgsfaktor

Dass Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor jeder Compliance-Organisation ist, wurde in der Podiumsdiskussion deutlich. Wie Sie Führungskräfte, Mitarbeiter und Geschäftspartner erreichen und zielgerichtet einbinden, betrachtet der Band Compliance-Kommunikation von Herausgeberin Dr. Katharina Hastenrath konsequent mit Fokus auf Compliance.

Der Praxisleitfaden Compliance für KMU, herausgegeben von Prof. Stefan Behringer, „macht Lust, tiefer in das Thema Compliance einzutauchen” und ist „vor allem für Praktiker sehr zu empfehlen”, so ein Rezensent der ersten Auflage. Die zweite Auflage können Sie hier bestellen.

Wie sich verhaltensbezogene Einflüsse bei der Entwicklung und Beurteilung der eingesetzten Compliance-Instrumente besser berücksichtigen lassen, stellen Thomas Schneider und Carina Geckert in dem Band Verhaltensorientierte Compliance: Ansätze und Methoden für die betriebliche Praxis vor.

(ESV/ps)

Programmbereich: Management und Wirtschaft