
BaFin plant Beschränkung des Handels mit Turbo-Zertifikaten
Rechtsgrundlage für die Produktintervention ist § 15 WpHG in Verbindung mit Art. 42 der Verordnung (EU) Nr. 600/2014 vom 15.05.2014. Demnach kann die BaFin den Vertrieb, den Verkauf oder das Inverkehrbringen von Finanzprodukten einschränken oder verbieten, wenn Anlegerinteressen gefährdet sind, die Stabilität oder die Integrität der Finanzmärkte bedroht ist. Gleiches gilt, wenn die Funktionsfähigkeit des Marktes beeinträchtigt wird.
Die geplanten Maßnahmen im Kern
- Abgabe einer standardisierten Risikowarnung: Der Warnung muss zu entnehmen sein, dass sieben von zehn Kleinanlegern beim Handel mit Turbo-Zertifikaten Verluste erleiden. Die Risikowarnung ist in jede Mitteilung zur Vermarktung, zum Vertrieb und zum Verkauf von Turbo-Zertifikaten aufzunehmen.
- Keine Boni: Die Adressaten dürfen Kleinanlegern keinen Bonus gewähren, der Anreize für den Handel mit Turbo-Zertifikaten schafft. Dies soll sowohl für monetäre als auch für nicht-monetäre Vorteile gelten. Zum Beispiel dürfen die Ordergebühren nicht reduziert oder erlassen werden. Auch Neukundenboni sind ausgeschlossen. Ebenso sollen nicht-monetäre Vorteile – wie etwa Geschenke oder ein bevorzugter Kundenservice verboten werden.
- Erweiterte Angemessenheitsprüfung: Die Adressaten haben eine erweiterte Angemessenheitsprüfung durchzuführen. So sollen Kleinanleger nach einem Test – der die wesentlichen Produkteigenschaften vermitteln soll – in die Lage versetzt werden, mindestens sechs Fragen zum Handel mit Turbo-Zertifikaten zu beantworten. Der Test ist alle sechs Monate zu wiederholen.
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Studie als Hauptbeweggrund
- Hohe Verluste bei zahlreichen Kleinanlegern: Nach der Studie haben 74,2 Prozent der Kleinanleger beim Handel mit Turbo-Zertifikaten im Durchschnitt 6.358 EUR verloren. Die Gesamtsumme der Verluste beziffert die BaFin über den Beobachtungszeitraum von fünf Jahren auf über 3,4 Milliarden EUR.
- Verdoppelung der Transaktionen: Die Zahl der Transaktionen von deutschen Kleinanlegern, die Turbo-Zertifikate betrafen, hat sich über den Beobachtungszeitraum mehr als verdoppelt.
- Höheres Risiko bei häufigerem Handel: Kleinanleger, die öfter handelten, mussten höhere Verluste verkraften.
- Geringe Haltedauer: Etwa 70 Prozent der Turbo-Zertifikate wurden weniger als 24 Stunden gehalten.
Hohe Komplexität als weiteres Motiv
Zwar können Anleger mit einem verhältnismäßig geringen Kapitaleinsatz überproportional von Kursbewegungen profitieren. Die Kehrseite ist aber die hohe Gefahr von Verlusten – vor allem bei schnellen Marktbewegungen.
Quelle: Meldung der BaFin vom 21.05.2025
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