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Die Auswertung zeigt teils massive Unterschiede bei Fehlzeiten nach Branche, Alter und Geschlecht. (Foto: geralt/Pixabay)
BKK-Analyse

Beruf entscheidet auch über Krankenstand

ESV-Redaktion Betriebssicherheit/BKK
11.06.2025
Der Krankenstand in Deutschland hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Die durchschnittliche Anzahl der Fehltage ist in den letzten Berichtsjahren teilweise stark angestiegen, was vor allem auf die deutliche Zunahme von Atemwegserkrankungen zurückzuführen ist.
Für das laufende Jahr 2025 und das zurückliegende Jahr 2024 liegen die Daten noch nicht abschließend vor, vorläufige Zahlen und Teilanalysen deuten jedoch darauf hin, dass insgesamt kaum Veränderungen bei den Fehlzeiten zu erwarten sind.

Die Analyse der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) zeigt, dass im Jahr 2023 etwa jeder fünfte AU-Tag durch Muskel-Skelett-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen verursacht wurde. Besonders besorgniserregend ist jedoch die Entwicklung bei den psychischen Erkrankungen: Seit 2016 sind die Fehltage in diesem Bereich deutlich angestiegen. Im Jahr 2023 fehlte jede/r Beschäftigte durchschnittlich 3,7 Tage allein wegen psychischer Erkrankungen. Das ist fast ein Tag mehr als noch vor sieben Jahren.

Auffällig ist dabei der geschlechtsspezifische Unterschied bei psychischen Erkrankungen: Weibliche Beschäftigte sind mit 4,6 AU-Tagen deutlich häufiger betroffen als ihre männlichen Kollegen mit 3,0 AU-Tagen. Unabhängig vom Geschlecht führen psychische Erkrankungen jedoch zu besonders langen Ausfallzeiten. Im Durchschnitt waren die Betroffenen im Jahr 2023 38 Tage je Fall krankgeschrieben.

Die Auswertung der Betriebskrankenkassen zeigt zudem erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen, was den Einfluss der beruflichen Tätigkeit und den damit verbundenen spezifischen Belastungen auf die Gesundheit eindrucksvoll belegt. Bemerkenswert ist, dass sich berufsspezifische Belastungen bereits früh im Erwerbsleben manifestieren: In Berufen mit insgesamt überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten, wie den nicht-medizinischen Gesundheitsberufen (insbesondere Altenpflegekräfte) sowie den Erziehungs- und sozialen Berufen, weisen bereits junge Beschäftigte überdurchschnittlich hohe Fehlzeiten auf. In den Rechts- und Verwaltungsberufen sind dagegen – trotz eines ebenfalls hohen Frauenanteils – in allen Altersgruppen zum Teil deutlich weniger AU-Tage zu verzeichnen.

Auch zwischen einzelnen männerdominierten Berufen zeigen sich deutliche Unterschiede: Beschäftigte im Baugewerbe weisen deutlich höhere Fehlzeiten auf als Beschäftigte in IT-Berufen. Wenig überraschend sind die Ursachen dabei je nach Berufsgruppe unterschiedlich: Während beispielsweise in den nicht-medizinischen Gesundheitsberufen sowie in den Erziehungs- und sozialen Berufen viele Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen und Atemwegsinfektionen auftreten, sind Beschäftigte in Bauberufen überdurchschnittlich häufig wegen Verletzungen/Vergiftungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen arbeitsunfähig.

„Die Entwicklung des Krankenstandes macht vor allem eines deutlich: Wir brauchen mehr und vor allem eine zielgerichtetere Gesundheitsförderung und Prävention, die selbstverständlich idealerweise bereits mit dem Berufseinstieg beginnt. Frühzeitige Interventionen können sich unter Berücksichtigung berufsspezifischer Belastungen positiv und vor allem langfristig auf die Gesundheit aller Beschäftigten auswirken und damit auch die Unternehmensgesundheit nachhaltig verbessern. Gesundheitsförderung von der Stange reicht heute mehr nicht aus, wir brauchen maßgeschneiderte Lösungen und Angebote. Insbesondere vor dem Hintergrund der starken Zunahme psychischer Erkrankungen und der hohen Belastung durch Atemwegserkrankungen erscheint es dringend geboten, verstärkt in präventive Maßnahmen zu investieren. Das schont Ressourcen, fördert die Gesundheit der Beschäftigten und stärkt die Identifikation mit dem Unternehmen oder Betrieb“, sagt Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes.

Über den BKK Dachverband
Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 64 Betriebskrankenkassen und vier Landesverbänden
mit rund 9,6 Millionen Versicherten.

Quelle: Pressemitteilung BKK

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