BG RCI vergibt höchst dotierten Arbeitsschutzpreis in Deutschland
Seit 1997 haben sich mehr als 12.500 Menschen aus über 4.000 Betrieben mit rund 6.200 Ideen an dem Wettbewerb beteiligt. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto „Ideen von Menschen für Menschen“ und wurde am 8. April 2016 in der Alten Oper in Frankfurt am Main verliehen. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Präventionsstrategie „Vision Zero“ deren Ziel es ist, dass niemand bei der Arbeit getötet oder so schwer verletzt wird oder erkrankt, dass daraus lebenslange Schäden resultieren.
„Wir wollen Menschen auszeichnen, die durch ihre innovativen Ideen die Arbeitswelt ein Stück weit sicherer und gesünder machen“, betonte Hans Paul Frey, Vorstandsvorsitzender der BG RCI, bei der Preisverleihung. Er bezeichnete die Nominierten als „Revolutionäre und Revolutionärinnen“, die Steine aus dem Weg geräumt hätten, die sie an der Realisierung ihrer persönlichen Vision Zero gehindert haben: „Weil sie mit offenen Augen und Einfallsreichtum Schwachstellen erkannt und Ideen entwickelt haben, die ihre Welt besser machen.“
„Fortschritt braucht Ideen. Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit kann man nicht verordnen. Man muss sie wollen. Sie wollten! Sie sind die Vorbilder, die wir brauchen, und deshalb sind Sie ausgezeichnet“, würdigte Stefan Soltmann, Vorsitzender der BG RCI-Vertreterversammlung die Preisträgerinnen und Preisträger in seiner Schlussrede.
Kurzvorstellung der ausgezeichneten Ideen
In der Kategorie Sicherheitstechnik gewann die RWE Power GmbH mit ihrer Entwicklung eines neuartigen Schutzhandschuhes zur Vermeidung von Schnitt- und Stichverletzungen beim Beschneiden von Fördergurten und Abdichtungen. Da die bislang am Markt verfüg-baren Produkte nicht das interne Anforderungsprofil erfüllten, entwickelten die Mitarbeiter gemeinsam mit einem spezialisierten Anbieter einen neuen Schutzhandschuh. Mit großem Erfolg: Seit die Handschuhe im Einsatz sind, hat sich kein Unfall mit Schnitt- oder Stichver-letzungen mehr ereignet.Wie können Betongebinde auf Paletten umreift und gegen Umfallen gesichert werden, oh-ne dass man sich bücken oder mit widerspenstigen Kunststoffbändern kämpfen muss? Indem man die Umreifungsbänder in eine speziell konstruierte L-förmige Führungsschiene laufen lässt und diese unter den Paletten platziert. Diese clevere und rückenschonende Idee hatte ein Mitarbeiter der Firma Lithonplus GmbH aus Staßfurth-Glöthe und erhielt dafür den Förderpreis in der Kategorie Gesundheitsschutz.
Zahlreiche Arbeitsunfälle geschehen, weil Maschinen oder Anlagen bei Wartungsarbeiten nicht vorschriftsmäßig gesichert sind. Der Förderpreis für Organisation und Motivation ging daher an die Firma Catalent Germany Eberbach GmbH aus Eberbach. Zwei Mitarbei-ter des Unternehmens entwickelten ein Trainingsboard, mit dem alle mit Instandhaltungs-aufgaben betreuten Personen unabhängig und zu jeder Zeit das Lockout Tagout-Verfahren, also das vorschriftsmäßige Sichern von Anlagen und Maschinen bei Instand-haltungsmaßnahmen, trainieren können.
Der Problematik der Sichteinschränkungen im Staplerbetrieb widmete sich die Firma Saint-Gobain Rigips GmbH, Werk Brieselang, die sich über den Förderpreis in der Katego-rie Transport und Verkehr freuen durfte. Viele Beschäftigte ohne eigene Erfahrung mit Gabelstaplern haben keine Vorstellung vom toten Winkel bei diesen Fahrzeugen. Daher wurde der Bereich des toten Winkels im Verladebereich im Maßstab 1:1 auf dem Hallen-boden markiert und Stoppstellen für Fußgänger eingerichtet, wo Fußwege den Staplerver-kehr kreuzen. Diese Visualisierung veranschaulicht eindrucksvoll, dass man sich in Berei-chen mit Staplerverkehr sehr umsichtig bewegen muss.
Häufig müssen Feuerwehreinsatzkräfte brennende Gebäude betreten, um Brandherde zu bekämpfen. Hierbei kommt es immer wieder zu Unfällen, weil sich bei einer Rauchgas-temperatur von über 500 °C die Oberflächen brennbarer Gegenstände schlagartig entzün-den und ein Vollbrand des Raumes mit Temperaturen von über 1.000 °C entsteht. Bei der Firma Seiz aus Metzingen wurde daher ein Feuerwehrhandschuh entwickelt, der mit ei-nem Laser-Temperaturmessgerät ausgestattet ist. Damit kann die Oberflächentemperatur von Objekten wie Türen und Toren gemessen werden, was für Feuerwehrleute lebensret-tend sein kann. Für diese Innovation gab es den Förderpreis in der Kategorie Produkte.
Bei der Firma Freudenberg Vliesstoffe in Kaiserlautern, die den Förderpreis in der Katego-rie Auszubildende erhielt, werden Azubis mit dem Programm AsS – Auszubildende schaffen Sicherheit" zu Sicherheitsbotschafterinnen und -botschaftern im Unternehmen. Beschäftigte aus der Produktion melden Problemstellungen an die Ausbildung. Ein inter-disziplinäres Azubi-Team erarbeitet daraufhin entsprechende Lösungen. Durch das früh-zeitige Engagement für Arbeitssicherheit gibt es weniger Verletztenmeldungen und kleine-re Projekte können schneller umgesetzt werden.
Die Reinigung von Einfülltrichtern an Fahrmischern nach Befüllung führt immer wieder zu Arbeitsunfällen wie Absturz, Umknicken und Abrutschen sowie Quetschen von Händen und Fingern durch die klappbare Aufstiegsleiter. Bei der Firma Kühnbach KG Kies + Transportbeton wurde daher gemeinsam mit einem Unternehmen für Hochdruckreini-gungssysteme eine automatische Waschanlage entwickelt. Durch die Installation dieser Anlage wurden alle Gefährdungen, denen das Fahrpersonal bisher ausgesetzt war, besei-tigt. Für diese Idee vergab die BG RCI den Sonderpreis für kleine und mittelständische Unternehmen.
Eine Übersicht zu Preisen und Preisträgern finden Sie im Anhang. Detaillierte Beschreibungen und Filmbeiträge unter http://www.bgrci-foerderpreis.de.
Quelle: BG RCI
Programmbereich: Arbeitsschutz