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Compliance hinterlässt Fußspuren im Unternehmen (Foto: ESV-Archiv)
CMS – Compliance-Barometer 2015

Compliance: Gekommen um zu bleiben

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
17.08.2015
Wie hältst Du es mit der Compliance? Diese Frage stellte die Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle den großen deutschen Unternehmen. Die Antwort: Compliance ja – aber noch nicht so richtig. Vor allem KMU haben Nachholbedarf.
Zwar sei Compliance mittlerweile in Unternehmen fest verankert, so das Ergebnis der ersten branchenübergreifenden Studie „CMS Compliance Barometer“ von CMS Hasche Sigle – allerdings gebe es noch Luft nach oben. Insgesamt, so das Fazit der Studie, sei das Thema Compliance noch nicht ausreichend professionalisiert. Für die Studie wurden Compliance-Verantwortliche aus 175 großen Unternehmen (mindestens 500 Mitarbeiter) anonym und repräsentativ vom Marktforschungsinstitut Ipsos befragt.

Regulierung und hohe Risiken sind Treiber für Compliance

Dass Compliance in den Unternehmen angekommen ist, darüber bestehen kaum Zweifel. Immer mehr Regulierungspflichten und steigende Risiken für Unternehmen, aber auch für die Mitarbeiter persönlich, die aus einem unzureichenden Compliance-Management entstehen können, sind Gründe, dass Compliance inzwischen eine anerkannte Funktion in den Unternehmen ist, so Dr. Harald W. Potinecke, Partner und Koordinator der deutschen Compliance-Gruppe bei CMS. Zudem sei das Thema Compliance auch beim großen Mittelstand angekommen und nicht länger mehr nur ein Thema der international operierenden Konzerne, so Potinecke.

Professionalisierung von Compliance weiter ausbaubar

Allerdings gebe es – mit Blick auf die Studienergebnisse – noch Professionalisierungsreserven. Zwar wurden in fast der Hälfte der befragten Unternehmen in den vergangenen Jahren die finanziellen als auch die personellen Kapazitäten aufgestockt. Andererseits verfügt nur ein Drittel über eine eigenständige Compliance-Abteilung. Diese sind zudem meist in der Rechtsabteilung, im Controlling, im Risikomanagement oder in der Revision angesiedelt.

Überdies sind die Abteilungen immer noch sehr übersichtlich, was die personelle Ausstattung anbelangt. In der Regel beschäftigen sich ein bis vier Mitarbeiter mit Compliance-Fragen – und das oftmals noch nicht einmal primär. Häufig müssen die Mitarbeiter weitere Aufgaben übernehmen.

Aus Sicht der Studienautoren von CMS Hasche Sigle ist vor allem problematisch, dass bei fast einem Drittel der Unternehmen Mitarbeiter aus Vertrieb und Einkauf Compliance-Funktionen ausüben. Hier können, so Dr. Tobias Teicke, Compliance-Experte am CMS-Standort Berlin, „Haftungsrisiken drohen, wenn operatives Risikogeschäft und Compliance-Verantwortlichkeiten nicht klar getrennt voneinander gemanagt werden".

Auch werden die oftmals bescheidenden Compliance-Ressourcen unzureichend genutzt: In etwa jedem zweiten Unternehmen sind bestehende Abteilungen nicht optimal miteinander verzahnt. Weit verbreitet sei dagegen die Praxis, extern fachliche Unterstützung einzuholen. Je nach Compliance-Thema liege die Beratungsquote bei bis zu 80 Prozent, so Teicke.

Unterschiedliche Risikoeinschätzung zwischen KMU und Konzernen

Auch die Risikoeinschätzung in vielen Unternehmen überraschte die Experten von CMS Hasche Sigle. Demnach spielen kartellrechtliche Fragen und Korruption für mittelständische Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle. Als weitaus wichtiger wird dagegen das Thema Datenschutz genommen – was sicherlich auch mit der intensiven Berichterstattung zu tun hat. In Großunternehmen wiederum werden hingegen Korruptions- und Kartellrechtsverstöße und die damit verbundenen Strafzahlungen als Hauptrisiko eingeschätzt. Die unterschiedliche Risikoeinschätzung spiegele die bei gerade mittelständischen Unternehmen immer noch weit verbreitete Auffassung wider, Korruption käme bei ihnen nicht vor, so Florian Block, Compliance-Experte am Münchener CMS-Standort. Dies sei – angesichts der bekanntgewordenen Fälle – jedoch ein Trugschluss. (ESV/ms mit Material von CMS Hasche Sigle)

Literaturempfehlung zum Thema Compliance

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Corporate Governance (ZCG 4/15) befasst sich Prof. Dr. Harald Ehlers  in seinem Beitrag „Kartellrechts-Compliance“ mit dem Stellenwert von Kartellrechts-Compliance in KMU.

Einen umfassenden Überblick über das Thema Compliance bietet das von Prof. Dr. Josef Wieland, Dr. Roland Steinmeyer und Prof. Dr. Stephan Grüninger herausgegebene „Handbuch Compliance-Management“. In dem Handbuch setzt sich Dr. Georg Weidenbach mit der Frage der existenzsichernden Bedeutung von Compliance im Kartellrecht auseinander.

Und welche kartellrechtlichen Vorgaben und Verpflichtungen notwendig sind, finden Sie in der gleichnamigen Arbeitshilfe von Prof. Dr. Stefan Behringer.