
CSR- und Nachhaltigkeitsmanagement
Das Thema wird, wie es inzwischen in der akademischen und praktischen Diskussion Standard geworden ist, auch mit dem Bereich Governance in Verbindung gebracht. Damit wird der vom Gesetzgeber vorgegebene Trend zu einer stärkeren Verrechtlichung der Unternehmensführung – auch in bisher freiwilligen Bereichen –Rechnung getragen. Externe Vorgaben allein können aber nicht zur verantwortlichen Unternehmensführung führen. Es bedarf Werten, die die Organisation leiten, und solche Werte hat jede Organisation, es fragt sich eben nur, welcher Art die Werte sind. Compliance wird in dem Buch zunächst nur als die Organisation der Legalität des Unternehmens definiert. Der Autor öffnet diese Definition jedoch, da in einem modernen Begriffsverständnis von Compliance auch freiwillig eingegangene Verpflichtungen des Unternehmens zur Compliance gehören.
Nach dieser ausführlichen Einführung in die Begriffe werden Leitlinien, Standards und rechtliche Vorgaben dargestellt, die an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und CSR stehen. Dies sind nachvollziehbarerweise insbesondere die Reporting-Standards zur nichtfinanziellen Berichterstattung, die diversen internationalen Vereinbarungen (wie etwa die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen) und ausgewählte Gesetze, wie das neu in Kraft getretene Gesetz zu Sorgfaltspflichten in Lieferketten.
Kapitel vier stellt mit teilweise beeindruckenden Beispielen (der Wasserverbrauch für eine Tasse Kaffee) die Treiber des Nachhaltigkeitsmanagements dar: Globalisierung, Klimawandel, Ressourcenknappheit, demografischer Wandel und Neuorientierung der Werte sowie Digitalisierung und stärkere Vernetzung.
Kapitel fünf befasst sich dann mit den Vorteilen für die Unternehmen, die sie aus einem aktiven Nachhaltigkeitsmanagement entwickeln können. Dabei ist neben dem Auf bau und Schutz einer besonderen Reputation insbesondere die Gewinnung von gutem Personal wichtig. Vorher hat der Autor zu Recht auf den Wertewandel insbesondere in der jungen Generation bezüglich Nachhaltigkeit hingewiesen. Der Vorteil kann sich für Unternehmen daraus ergeben, dass man als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit die besten Nachwuchskräfte für sich gewinnen kann.
Kapitel sechs – das längste Kapitel im Buch – befasst sich dann mit Strategien und Umsetzung. Im letzten Kapitel acht schlägt der Autor die Brücke zur aktuellen COVID-19-Pandemie. Er stellt zwei Szenarien vor: Die COVID-19-Pandemie lässt Nachhaltigkeit in den Hintergrund treten oder aber sie führt dazu, dass man mehr über Nachhaltigkeit nachdenkt, da die Pandemie Folge von nicht nachhaltigem Handeln ist. Der Autor selbst bezieht Stellung und befürchtet ein Absinken der Aufmerksamkeit für soziale und insbesondere ökologische Nachhaltigkeit, weil die wirtschaftliche Lage schwieriger wird.
Insgesamt ein gelungener Text, der sich durch seine akademische Tiefe wohltuend von vielen anderen Lehrbüchern, die mehr Gesinnungstexte als Lehrtexte sind, abhebt.
Prof. Dr. Stefan Behringer, IFZ Institut für Finanzdienstleistungen, Hochschule Luzern
Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Ausgabe 1 /2022
Programmbereich: Management und Wirtschaft