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Gibt Denkanstöße: Prof. Dr. Thomas Deelmann (Foto: Privat)
Kolumne 1.2019

Deelmanns Denkanstoß: Beratungs-Besonderheiten

Thomas Deelmann
27.03.2019
Professor Thomas Deelmann berichtet in seiner Kolumne regelmäßig aus und über die Welt der Berater.
Vor wenigen Tagen hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) seine jährliche Branchenstudie vorgestellt. Eine der Kernbotschaften war, dass auch im vergangenen Jahr das Marktvolumen der Branche wieder gewachsen ist: Um 7,3 Prozent gegenüber 2017 auf mittlerweile 33,8 Mrd. Euro. Auch ist erkennbar, dass der Markt seit Jahren deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft wächst.

Beratung - irgendwie besonders

Beratung scheint also irgendwie besonders zu sein, wenn das Marktwachstum über so lange Zeit oberhalb der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung liegt. Diese Besonderheit drückt sich auch in der hohen Arbeitgeberattraktivität und in der dichotomen Wahrnehmung der Dienstleistung in der Gesellschaft aus. „Beratungs-Besonderheiten“ sollen im Fokus dieser neuen Kolumne mit dem Titel „Deelmanns Denkanstoß” stehen, die Sie jetzt regelmäßig auf ConsultingBay lesen können.

Von hemdsärmlig über pointiert bis zu sachlich-wissenschaftlich

Heute liegt der Blick auf dem Personalwachstum der Branche. Es sind in den letzten Jahren viele Definitionen und Erläuterungen zu „Beratung“ vorgeschlagen worden. Manche sind hemdsärmelig formuliert, manche pointiert, mache wissenschaftlich-sachlich. Eine lautet: „Als organisationale Beratung wird ein professioneller, vertraglich beauftragter Dienstleistungs- und Transformationsprozess der intervenierenden Begleitung durch ein Beratersystem bei der Analyse, Beschreibung und Lösung eines Problems des Kundensystems – im Sinne einer Arbeit an Entscheidungsprämissen – mit dem Ziel der Transformation verstanden.“  Der erste Teil dieser Definition beschreibt den Rahmen; hier geht es z.B. um die vertragliche Vereinbarung. Im zweiten Teil werden Tätigkeiten der Dienstleistung hervorgehoben (Analyse, Beschreibung und Lösung eines Problems) und im dritten Teil geht es dann ganz konkret um die Besonderheiten, welche Beratung von z.B. Interimsmanagement unterscheidet, nämlich die „Arbeit an Entscheidungsprämissen“ und das „Ziel der Transformation“.

Dreimal so viele Berater = dreimal so viele Probleme?

Aktuell gibt es circa 124.000 Berater und Beraterinnen in Deutschland. Dieser Wert hat sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Da stellt sich die Frage: Gibt es nun auch dreimal so viele Probleme, für die um Rat gesucht wird?

Wenn die betriebliche Kundenwelt seit einem Vierteljahrhundert um den Faktor drei komplizierter geworden ist und die Kunden deshalb dreimal so viele Berater benötigen, um sich bei Entscheidungsvorbereitungen unterstützen zu lassen, dann gibt es kaum einen Grund, der Mitarbeiterentwicklung weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn sich das Problemvolumen allerdings nicht verdreifacht hat, dann drängen sich die Fragen auf: Was ist Beratung heute und was machen Berater heute?

Ist Beratung neu zu definieren?

Daher hier der Denkanstoß, ob „Beratung“ nicht neu zu definieren und zu beschreiben ist? Vielleicht mag es hilfreich sein, Beratung aus mindestens zwei Blickwinkeln zu interpretieren:

  • Zum einen kann Beratung „Rat geben“. Der Kunde kann anschließend seine eigene Entscheidung bestmöglich treffen und darauffolgend Veränderungen in seiner Organisation anstoßen.
  • Zum anderen kann Beratung all das sein, „was Berater machen“, also auch die Unterstützung der Kundenorganisation bei operativen Herausforderungen oder bei Personalengpässen.

Beim Kunden etabliert

Mit Hilfe dieser einfachen Unterscheidung („Beratung ist das, was Berater machen“ vs. „Beratung, bedeutet Rat geben“) könnte sich auch der starke Anstieg der Berater in Deutschland erklären lassen: Dann ist die Menge der Probleme, für die um Rat nachgefragt wird (also die „Beratung im engeren Sinne“), nämlich vielleicht nicht um den Faktor drei gewachsen. Die Ratgeber haben sich dann offensichtlich so bei ihren Kunden etabliert, dass sie auch für andere Dienstleistungen nachgefragt und eingesetzt werden (die „Beratung im weiteren Sinn“) – zu nennen wäre hier z.B. das gute alte, wenn auch ungeliebte Bodyleasing.

Bitte denken Sie darüber nach! Welche Auswirkungen hätte eine solche Unterscheidung für Ihre Organisation? Gibt es Dinge, die Sie anpassen und ändern sollten? Welche?

Fragen, Anmerkungen und Anregungen sind gerne gesehen! Bitte schreiben Sie an: Redaktion.Consultingbay@esvmedien.de

Programmbereich: Management und Wirtschaft