Die Einheit des DaF/DaZ
Lesen Sie dazu einen Ausschnitt aus einem Beitrag aus Band 1 der IDT-Tagungsbände von Claudia Riemer: „Entwicklungslinien des Fachs Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – wo stehen wir heute und wo woll(t)en wir hin?“
Wo wollen wir hin? Warum ich in Bezug auf das Verhältnis von DaF und DaZ für die Einheit des Fachs plädiere
[…] Heutzutage mehren sich Berichte über die hohe Nachfrage nach universitärem und außeruniversitärem Fremdsprachen-, darunter DaF-Unterricht: Sie stammen von Kolleg/innen aus der Hochschulgermanistik, DAAD-Lektor/innen und Mitarbeiter/innen von Goethe-Instituten und anderen privaten Sprachinstituten aus von Kriegen und Terror geprägten Ländern wie Mali oder von durch hohe Arbeitslosigkeit junger Erwachsener geprägten Ländern im südlichen Europa oder aus nordafrikanischen Ländern. Und wenn in anderen Ländern, in denen es Menschen wirtschaftlich sehr schlecht geht, die Zahlen der A1-Kursteilnehmer/innen und A1-Prüfungen (als Voraussetzung für den Ehegattennachzug oder die Aufnahme einer Au-pair-Tätigkeit in Deutschland) rasant zunehmen – und wenn aus vielen Ländern der Welt die Botschaft kommt, dass viele junge Deutschlerner/innen auf ein Studium in Deutschland und möglicherweise daraus resultierende Berufschancen in wirtschaftlich stärkeren Ländern hoffen – dann spätestens wird deutlich, dass solch instrumentelles, auf die Verbesserung der Lebenschancen gerichtetes Deutschlernen schlecht mit dem klassischen DaF-Begriff zusammengebracht werden kann und dass die Grenzen zwischen DaF und DaZ weit vor dem Übertreten der Grenzen zu deutschsprachigen Länder verschwimmen.
Wo wäre ein besserer Ort, die Einheit des Fachs zu beschwören, als in der Schweiz? Es ist schon fast zehn Jahre her, dass im Rahmen einer Tagung in Bern im Jahr 2008 der Kollege Claudio Nodari behauptete: „Es gibt nur eine Deutschdidaktik“ [...]. Er begründete dies u. a. mit der Unmöglichkeit der eindeutigen Zuordnung der Zielgruppen zu DaF, DaZ und DaM und plädierte für eine Aufhebung der Trennung zwischen den drei Didaktiken in der Deutschlehrer/innenausbildung und dafür, den lernenden Menschen in den Vordergrund zu rücken. Und wo wäre ein besserer Ort, die Einheit des Fachs über Ländergrenzen hinaus zu beschwören, als bei der IDT? Wenn mit „Einheit des Fachs“ ein internationaler Fachverbund der akademischen Fachbereiche intendiert ist, die sich der Deutschlehrer/innenbildung verpflichtet fühlen – dann spielt es nur noch eine untergeordnete Rolle, ob man sich als eher DaF- oder DaZ-orientiert versteht. […]
Wir werden die vielfältigen Herausforderungen, die ich in meinem Beitrag nur anreißen konnte, nur bewältigen können, wenn wir gemeinsam agieren, nicht immer nur re-agieren und uns über Grundlagen und Mindeststandards der akademischen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Qualifikation von Nachwuchswissenschaftler/innen verständigen.
(ESV/Claudia Riemer)
IDT 2017, Band 1Herausgegeben von: Dr. Elisabeth Peyer, Prof. Thomas Studer, Prof. Dr. Ingo ThonhauserUnter dem Motto ‚Brücken gestalten – mit Deutsch verbinden: Menschen – Lebenswelten – Kulturen‘ fand 2017 in Freiburg (CH) die XVI. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer (IDT) statt. |
(ESV/sp)
Programmbereich: Germanistik und Komparatistik