
„Ein Spannungsfeld zwischen zwei unterschiedlichen Erinnerungsdiskursen“
Lesen Sie im Folgenden einen Auszug:
-----------------
„Generation Ich […] Von der Revolte zur Rendite“, titelte Der Spiegel am 22.5.2000 und setzte fort: „Die 68er regieren – und ihre Kinder gründen Unternehmen“ (Frank 2003: 236). Diese provokante Bilanz stand um die Jahrtausendwende nicht allein, fand doch generell in dieser Zeit eine starke mediale und literarische Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung 1968 statt. Dies geschah natürlich einerseits im Kontext des Jubiläums 30 Jahre Studentenbewegung (cf. Bentz et al.), was gerade für die ehemaligen 1968er Anlass war, auf ihre Jugend und ihr Engagement in der Studentenbewegung zurückzuschauen. Dreißig Jahre bilden andererseits zudem genau eine Generation, d. h. im Jahr 1998 betritt die Generation der Söhne und Töchter der 1968er die literarische und publizistische Bühne und reflektiert ihrerseits die eigene Jugend und Herkunft in antiautoritären, alternativen Familienstrukturen ihrer 68er-Eltern. Daraus entsteht ein Spannungsfeld zwischen zwei unterschiedlichen Erinnerungsdiskursen, die sich maßgeblich auch in literarischen Texten entwickeln. Wie stellen Romane, die kurz vor oder nach der Jahrtausendwende erschienen sind, die Studentenbewegung dar? Was ist aus den Idealen der 1968er geworden? Wie lebten die Aktivist/-innen oder Beobachter/-innen der Studentenbewegung weiter? Wie erzogen sie ihre Kinder? Darüber reflektiert um 2000 eine Reihe von literarischen Prosatexten – geschrieben von beiden Generationen. Letztere sind schwierig zu benennen, zugleich sind für diese beiden Generationen viele Etiketten gefunden worden: „Kriegskinder und Wohlstandskinder“, „Generation Revolte und Generation Golf“, „Haschischraucher und Nutella-Esser“ (cf. Andre 2011: 161–162; Frank 2003: 235). Der klareren Darstellung halber sei im Folgenden hier von den ‚1968ern‘ und den ‚1998ern‘ die Rede. Es geht einerseits um Autor/-innen, die die Revolte 1968 aktiv mitgestalteten und nun indirekt über ihre eigene Vergangenheit nachdenken, und andererseits um Autor/-innen, die kurz nach 1968 als Kinder der Revolutionäre geboren wurden und sich nun ebenfalls mit ihrer Jugend auseinandersetzen. Wie blicken diese beiden Generationen in ihren um 2000 publizierten Romanen auf 1968 zurück? Ist es ein Blick zurück in Dankbarkeit oder im Zorn?
1. Die 1968er-Generation
Kurz vor oder nach der Jahrtausendwende erschienen mehrere Prosawerke von Autor/-innen, die ca. 1940–1945 und damit mitten im Krieg geboren wurden und in ihrer Jugend in den späten 1960er- und 1970er-Jahren eng mit der Studentenbewegung in Kontakt waren. Auch ideologisch-politisch standen sie damals den utopischen Ideen einer alternativen sozialistischen Gesellschaftsordnung und sexuellen Befreiung nahe. Diese Autoren (übrigens handelt es sich im Grunde fast nur um Männer) sind um 2000 etwa 60 Jahre alt und schauen nun in Romanen, die aber oft autobiographische Elemente enthalten, auf 1968 zurück. Diese Rückblicke fallen überraschend kritisch aus. Bevor Uwe Timms Roman Rot detaillierter betrachtet wird, seien hier kurze Schlaglichter auf andere Texte geworfen, um das breite Panorama exemplarisch auszuleuchten.1.1 Schlaglichter
Einer, der zurückschaut, ist Friedrich Christian Delius (geb. 1943); er war im Studium an der FU und TU Berlin sowie als Lektor in den Verlagen Klaus Wagenbach und Rotbuch mit der Studentenbewegung und deren Literatur eng in Kontakt und macht seitdem 1968 zum wiederkehrenden Thema seiner Prosa. 1997 erscheint die Erzählung Amerikahaus und der Tanz um die Frauen, 2004 der Roman Mein Jahr als Mörder. Das Setting von Amerikahaus ist hauptsächlich die erste große Demo 1966 vor dem Amerikahaus gegen den Vietnamkrieg mit z. T. gewalttätigen Auseinandersetzungen der Demonstranten mit der Polizei. Martin, die Hauptfigur der Erzählung, wirkt in der Gruppe der Demonstranten zunehmend als Einzelgänger, kann er doch seine humanitär-pazifistischen Ideale mit deren gewaltsamen Ausschreitungen nicht in Einklang bringen. Auch nimmt Martin nicht aus politischen, sondern privaten Gründen an der Demo teil: Seine Motivation liegt in seinem erotischen Begehren für all die ‚wilden‘, ‚sexuell sich befreienden‘ Studentinnen der Bewegung, was auch der selbstkritische Untertitel der Erzählung „der Tanz um die Frauen“ spiegelt. Dadurch nimmt der Text eine Neu-Interpretation der Studentenbewegung als stark individualisierter Prozess und eben nicht als politisch aktives Kollektiv (cf. Kusche 2008: 192) vor und zeigt, dass die Einzelnen mit jeweils ganz unterschiedlichen, auch moralisch zu problematisierenden Zielen an der Bewegung beteiligt waren. Amerikahaus wirft hier einen selbstkritischen Blick auch auf die männliche Dominanz von 1968 und interpretiert des Weiteren die Studentenbewegung zur Adoleszenzphase einer individuellen Biographie um. Die 1968er-Studentenbewegung wird so für Martin (und weitere junge Männer) zu einer Art Jugend- und Reifephase, die irgendwie nötig war, um ein erwachsener Mann mit eigener Persönlichkeit zu werden, aber sich dann auch als reine Durchgangszeit herausstellte, die Martin überwinden musste (cf. ibid.: 192–193). Ähnliches deutet auch der Verweis auf eine klare temporale Begrenzung in dem Titel Mein Jahr als Mörder an. Diese ‚Reduzierung‘ der Studentenbewegung zur befristeten Reifungs- und Übergangsphase stellt ein häufiges Motiv in den Texten der Alt-68er um 2000 dar, das zudem stets aus dezidiert männlicher Perspektive erzählt wird: Es geht um eine Zwischenetappe auf dem Weg zur Mann-Werdung, zur Reifung zum Mann, was durchaus selbstkritisch ausgestellt wird. Eine Idealisierung der Studentenrevolte 1968 als nachhaltiger Umbruch, als kollektives Geschehen, als Durchbruch pazifistischer, linker Ideale wird so gebrochen. Hier in Amerikahaus und dann noch stärker in Mein Jahr als Mörder kritisiert der Ich-Erzähler auch den kollektiven Druck innerhalb der Studentenbewegung auf einzelne Mitglieder (wie ihn selbst) und fühlt sich „in einer Art inneren Opposition“ (ibid.: 194). Die Studentenbewegung wird als Zwangskollektiv kritisiert, das Individualität und Selbstkritik nicht zulässt.Mit ähnlichen Kritikpunkten, aber noch radikaler als Delius beschreibt Stephan Wackwitz (geb. 1952) die Studentenbewegung. Während sich Delius in seinen autobiographisch grundierten Erinnerungsbüchern eher als distanzierter Beobachter der 68er inszeniert, war Stephan Wackwitz auch nach eigenen Aussagen während seiner Studienzeit in Stuttgart im inneren Kern der Studentenbewegung aktiv (z. B. als engagiertes Mitglied des MSB, des Marxistischen Studentenbunds Spartakus, konkret von dessen Außenstelle an der Stuttgarter Universität) und fühlte sich dieser zugehörig. Im Rückblick schreibt aber auch er kritisch darüber – in seinem autobiographischen Roman bzw. Erinnerungstext Neue Menschen (2005), der gar als Abrechnung mit der 68er-Bewegung zu lesen ist. Die paratextuelle Gattungsbezeichnung „Bildungsroman“ deutet schon an, dass auch hier wieder eine Entmachtung der Studentenbewegung vollzogen wird; sie wird nicht als großes, idealisiertes, singuläres, historisch übergreifendes Ereignis dargestellt, sondern als individuelle, vergängliche Übergangsphase in der jugendlichen Persönlichkeitsentwicklung eines Einzelnen. Heute ist diese Phase deutlich überwunden, ja nun wird im Rückblick mit den ehemaligen Genossen des MSB ins Gericht gegangen: Sie hätten zumeist individualistische, private, keine politischen Motive gehabt und statt gesellschaftsverändernder Taten nur langwierige Diskussionen unternommen (cf. ibid.: 195–196; zu anderen Texten Wackwitz’ auch Hahn 2007: 140–147). Ein weiterer Kritikpunkt liegt in einer falschen Vergeistigung und Lebensfeindlichkeit des MSB. Nachdem der Ich-Erzähler den Eintritt in den MSB als Irrweg erkannt hat, hat er zudem Probleme, sich zu distanzieren, denn ein Austritt erscheint ihm unmöglich aufgrund des angeblich starken sozialen Zwangs des Kollektivs; der MSB sei eine „totalitäre Organisation“ (Kusche 2008: 197). Neue Menschen stellt diesbezüglich eine extreme These auf: Die linke Gruppierung des MSB sei genauso autoritär organisiert wie der Faschismus. Sie basiere auf einer fatalen Sehnsucht nach autoritärer Ordnung. Damit könne (so Wackwitz im Rückblick) die Studentenbewegung im Grunde all das, was sie an den Nazi-Mitläufern kritisierte, selbst nicht überwinden. Auch weitere Romane dieser Schriftstellergeneration, die um 2000 erscheinen, setzen sich mit 1968 kritisch und relativierend auseinander: etwa Bodo Kirchhoff (geb. 1948) mit Parlando (2001), Michael Schneider (geb. 1943) mit Der Traum der Vernunft. Roman eines deutschen Jakobiners (2001) (cf. Höfler 2009) oder – als einer der prominentesten Vertreter – Uwe Timm.
[...]
Das könnte Sie auch interessieren! | 04.08.2020 |
Prof. Dr. Wehdeking über „frische Bilder für die kulturelle Erinnerung“ | |
![]() |
Die Wiedervereinigung von DDR und BRD jährt sich 2020 zum dreißigsten Mal. Pünktlich zu diesem für die deutsche Geschichte bedeutsamen Jubiläum erscheint Prof. Dr. Volker Wehdekings Buch <a href="https://esv.info/.ref/7i8f-33g873/978-3-503-19430-8" target="_blank" rel="noopener">„Bildmomente der Erinnerung an 1989. Das Narrativ der Friedlichen Revolution in Post-DDR-Prosa, -Lyrik und -Film“</a> im Erich Schmidt Verlag. Darin betrachtet er mediale Verarbeitungen der Wende, von kritischen Stimmen in der DDR über Mauerfall und Wiedervereinigung bis hin zu den Auswirkungen in die gesellschaftliche Gegenwart hinein. mehr … |
2. Die 1998er-Generation
Dass sich junge Autor/-innen um 1998 auf die Literatur um 1968 beziehen, ist keine Seltenheit, sondern ein breites Phänomen, zu dem übrigens bislang nur punktuell Forschungsarbeiten existieren. Eine umfassende Sichtung der komplexen Auseinandersetzungen zwischen diesen schriftstellerischen ‚Eltern- und Kindergenerationen‘ steht derzeit noch aus, daher sei hier nur angedeutet, dass sich die direkten Bezugnahmen der 1998er auf die Studentenbewegung 1968 und darin die Rolle der Eltern einordnen in einen größeren Rahmen ganz unterschiedlicher und vielfältiger Diskurs-Interaktionen. Ein weiteres Beispiel, wie die Literatur um 1998 die Literatur um 1968 weiterführt, variiert und revidiert, ist beispielsweise die so genannte Pop-Literatur der 2. Phase (wie Benjamin von Stuckrad-Barre, Christian Kracht und ihre Tristesse Royale-Gruppe), die sich deutlich mit der Pop-Literatur der 1. Phase und damit mit Autoren wie Rolf Dieter Brinkmann, Hubert Fichte, Jörg Fauser oder Wolf Wondratschek auseinandersetzt. Weitere künstlerische wie mediale Interaktionsstränge zwischen 1968 und 1998 zu untersuchen, wäre ein spannendes Forschungsfeld: sei es die Integration von E- und U-Kunst, von Pop und Klassik, von Underground und Overground; sei es eine Weiterführung der sexuellen Befreiung in hedonistischem Lebensgenuss oder in Konzepten der Asexualität; sei es die literarische und filmische Beschäftigung mit der RAF (cf. Hahn 2007; Strobel 2008; Erk 2017); seien es die Kritik am literarischen Werkbegriff und die Aufwertung von Selbstinszenierung, medialer Vermittlung und Performance; sei es die These von der Postmoderne als Reaktion und Gegenbewegung zur 1968er Revolte (cf. Andre 2011: 161–176) etc. Die Rückbindung an die späten 1960er- und 1970er-Jahre ist dabei mehr als nur modisches Zitat oder ironische Pose, auch wenn sie oft mit einer Abkehr vom linken Dogmatismus der 68er-Generation verbunden ist. Epochengeschichtlich läge somit eine neue, andere Strukturierung der sogenannten Gegenwartsliteratur nahe, wie sie in anderem Kontext Sascha Seiler (unter Rückgriff auf Forschungsarbeiten von Thomas Anz) versuchsweise vorgenommen hat. Seiler stellte die These auf, die deutschsprachige Gegenwartsliteratur beginne bereits mit dem ideologisch-politischen wie literarischen Umbruch 1968 und gliedere sich danach durch zwei weitere Zäsuren, ja es ergebe sich eine deutliche Strukturierung (zumindest der ersten Jahrzehnte) der Gegenwartsliteratur durch die Jahreszahlen 1968 – 1989 – 2000 (cf. Seiler 2018). – Damit jedoch zum konkreten Fall der Texte, in denen die schreibenden Kinder der 68er in ihren Romanen einen (übrigens durchgehend kritischen) Blick auf ihre Jugend und ihre Väter und Mütter werfen. Erneut sei wieder zuerst schlaglichtartig ein Panorama ausgeleuchtet, bevor exemplarisch ein Roman, Zoë Jennys Das Blütenstaubzimmer, genauer in den Blick genommen wird.2.1 Schlaglichter
Wie literarisieren die Autor/-innen dieser Generation die 1968er-Revolte ihrer Eltern? Die Journalistin und Radio-Redakteurin Annegret Kunkel (geb. 1971) beispielsweise rechnet in ihrem unter dem Pseudonym Sophie Dannenberg veröffentlichten Roman Das bleiche Herz der Revolution (2004) mit ihren Alt- 68er-Eltern und deren Kindererziehung ab. Der Text ist ein bewusst unsachlich-parteiisch, hyperbolisch-satirisch verfasster Verriss der 68er-Revolution. Bereits die Einbettung der weiblichen Hauptfigur in eine Drei-Generationen-Folge wird zur Kritik an der Elterngeneration genutzt: Im Mittelpunkt des Romans stehen die Tochter Kitty, ihre Mutter aus der 68er-Bewegung und Kittys Großvater. Eine solche Einbettung in eine Drei-Generationen-Struktur findet sich in auffallend vielen Romanen um 2000 zu dieser Thematik; sie erweitert die Auseinandersetzung der Kinder mit ihren Eltern um eine weitere Generation, die der Großeltern. Diese Großeltern, die von den 68er-Eltern damals ja so massiv bekämpft wurden, werden für die Kinder der 68er nun zum wichtigen Anlaufpunkt. Nur bei diesen Großeltern finden die Enkelkinder einen Schutzraum, emotionale Anteilnahme und Aufmerksamkeit sowie Konzepte von Familie und positiv besetzter Mütterlichkeit bzw. Väterlichkeit. In dieser Beziehungskonstellation Enkelin – Mutter – Großmutter (bzw. hier bei Kunkel/Dannenberg: Großvater) stellt sich die Frage nach weiblicher Identitätsfindung im Konflikt mit der Mutter im besonderen Maße. Das bleiche Herz der Revolution wirft einen dezidiert weiblichen Blick auf die 68er-Generation und deren Wertesystem, Lebensmodelle und Erziehung sowie zugleich auf die Gegenwart der Jahrtausendwende.Im Ganzen ist es ein kritischer, vorwurfsvoller, anklagender Blick – gerade auf die 68er-Eltern und deren Erziehungsmethoden. Die Grundthese dieses Romans (und weiterer Texte) lautet, dass die Kinder der 68er zu Opfern der falschen Erziehung durch ihre Eltern werden. Das mag mit einer gewissen Larmoyanz geäußert werden und die eigene Mitverantwortung für die Persönlichkeitsentwicklung erstaunlich gering ansetzen, die Kritik übertönt aber solch mögliche Gegenrede. Welche Kritikpunkte werden an den Eltern und damit den 68ern laut? Das als übersteigert bewertete Streben der Mutter nach Selbstverwirklichung und Emanzipation geht auf Kosten der Persönlichkeitsentwicklung der Tochter (cf. Andre 2011: 178). Generell wird Kritik an einer rigiden, einengenden Erziehung der 68er-Eltern geübt (cf. Löwer 2011: 166, 219–222; Stefański 2013: 88–102), die zwar andere Werte vermitteln als deren eigene Väter und Mütter, aber überraschenderweise doch zu ähnlich starren, beengenden Erziehungsmethoden greifen. Insbesondere empfindet Kitty den Wunsch der Eltern nach einer (so von ihr nicht gewollten) sexuellen Freizügigkeit (cf. Löwer 2011: 213–214) und Psychotherapie als Zwang, der an physischen und psychischen Missbrauch des Kindes durch die Eltern und deren 68er-Freunde grenzt. Auch das stete Ermahnen zu politischem Protest wird von Kitty als Manipulation statt als Erziehung zum freien und selbstverantwortlichen Denken wahrgenommen. Mehr noch: Das Drängen, sich mit der Nazi-Vergangenheit auseinanderzusetzen und generell ein politisches Bewusstsein zu entwickeln, schlägt bei Kitty und ihrer Generation in eine Verweigerungshaltung und Übersättigung gegenüber politischen Inhalten und Protestbewegungen um. Hinzu kommt eine emotionale Vereinsamung: Kitty erlebt die 68er-Elterngeneration als stark selbstbezogen und fühlt dort zu wenig Empathie und Aufmerksamkeit. Der Roman zeigt thesenartig zugespitzt, dass Kittys Generation dadurch Schwierigkeiten beim Aufbauen konstruktiver, nachhaltiger zwischenmenschlicher Bindungen hat, was auf eine generell „mangelnde Bindungsfähigkeit“ (ibid.: 222) der Kinder hinweist. Im Ganzen stellt ihre Kindheit bei den 68er-Eltern bzw. hier v. a. bei der Mutter für Kitty ein negatives Erlebnis dar, was in ihr die Sehnsucht nach Zuneigung, Ordnung, Aufgehobensein bei der Großelterngeneration weckt. Die Sehnsucht der Tochter einer emanzipierten 1968er-Mutter geht paradoxerweise wieder zurück zum patriarchalen Familien- und Weltbild des Großvaters (cf. Andre 2011: 183), das von der Mutter und ihren Freunden einst so vehement bekämpft wurde. [...]
-------------------
Sie möchten weiterlesen? Den Band können Sie über den Buchhandel oder hier über unseren Shop beziehen.
Die Herausgeberinnen |
Teresa Cañadas García promovierte in Deutscher Philologie (Deutsche Literatur) an der Universidad Complutense zu Madrid. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universidad Complutense zu Madrid und ist Direktorin des Masters für Interkulturelle Europastudien. Forschungsschwerpunkte: Exilliteratur, Deutsch-Spanische Beziehungen, Kinder- und Jugendliteratur, Deutsch als Fremdsprache. Carmen Gómez García ist Professorin für Deutsche Philologie und Übersetzung und Direktorin des Masters für Literarische Studien an der Universität Complutense zu Madrid. Sie arbeitet als literarische Agentin in Madrid und übersetzt ins Spanische (W. G. Sebald, Elfriede Jelinek, Stefan George, Marcel Beyer, Gustav Regler u.a.). Als Gastdozentin lehrt sie an der Karl-Ruprecht-Universität in Heidelberg. Forschungsschwerpunkte: Moderne und Avantgarde im deutschsprachigen Raum (1890-1933); Rezeption deutschsprachiger Literatur in Spanien, literarisches Übersetzen. Linda Maeding promovierte in Komparatistik und Deutscher Philologie an den Universitäten Mainz und Barcelona. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universidad Complutense de Madrid und Habilitandin an der Universität Bremen mit einem DFG-Projekt zu Utopie und Gemeinschaft. Forschungsschwerpunkte: Exil und Diaspora, Literatur und Holocaust, Literaturtheorie, Utopiegeschichte. |
Programmbereich: Germanistik und Komparatistik