Frauenquote im Mittelstand auf niedrigem Niveau rückläufig
Zum Vergleich: Im Zeitraum von 2004 bis 2010 war der Anteil von 14,4 auf 19,4 Prozent gestiegen. Seit dem Jahr 2015 ist der Wert – bis auf das Ausnahmejahr 2020 – rückläufig.
Inhaberinnen vorwiegend im Dienstleistungssektor – Akademisierungsgrad steigt
Den Erhebungen der KfW zufolge führen 90 Prozent der weiblichen Inhaberinnen ein Dienstleistungsunternehmen, während sie im Verarbeitenden Gewerbe und im Bau wesentlich seltener vertreten sind. Da Unternehmen im Dienstleistungssektor durchschnittlich kleiner seien, handle es sich bei frauengeführten KMU im Schnitt auch um kleinere Firmen.
Die KfW betont, dass der Akademisierungsgrad unter den Inhaberinnen enorm zugelegt hat und aktuell bei 58 Prozent liegt. Spürbare Impulse für den Chefinnenanteil seien aufgrund zurückhaltender Gründungsneigung trotz parallel steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen kurzfristig nicht in Sichtweite.
„Neben einer häufig weiterhin ‚traditionellen‘ Arbeitsteilung bei Haushalt und Kinderbetreuung beeinflussen weiterhin auch eine geschlechterstereotype Ausbildungs- und Berufswahl die Gründungsneigung von Frauen negativ und sorgen dafür, dass sie oft im Dienstleistungssektor tätig sind, der von der Coronakrise besonders hart getroffen war“, kommentiert KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. An diesen Aspekten müsse angesetzt werden. Die vollständige Mitteilung finden Sie hier.
Verdienste von Männern noch deutlich höher als die von Frauen
Aus einer weiteren Erhebung der KfW geht hervor, dass die Bruttoverdienste von vollzeitbeschäftigten Frauen im Dienstleistungssektor und Produzierenden Gewerbe in den vergangenen zehn Jahren stärker gestiegen sind als die von vollzeitbeschäftigten Männern. Im Durchschnitt seien die Einkommen von Männern aber immer noch deutlich höher.
Aus den KfW-Zahlen geht hervor: Von 2010 bis 2020 stiegen die Bruttomonatsverdienste von Frauen um 27,8 Prozent auf durchschnittlich 3.865 Euro, die von Männern um 21,8 Prozent auf 4.591 Euro. Im Durchschnitt liegen die Verdienste von Männern um 18,8 Prozent höher als die von Frauen. Die größte Gehaltslücke klafft bei Arbeitnehmenden in leitender Stellung mit 29,6 Prozent. Hier schlage sich nieder, dass Männer häufiger in den obersten Hierarchiestufen vertreten sind, so die KfW.
Für die weitere Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen bei Einkommen und Karriere bedarf es nach Einschätzung der KfW Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Neben Anpassungen im Steuer- und Transfersystem könne auch dabei der Abbau von Stereotypen helfen. Stereotypen zeigten sich etwa in der Sprache, in verinnerlichten Rollenmustern und in der Bevorzugung von Ähnlichem und Vertrautem.
Digitalverband sieht aktuelle Zahlen zum Frauenanteil als Weckruf
In der digitalen Wirtschaft sollen Frauen stärker gefördert werden, teilt der Digitalverband Bitkom mit. „Gemischte Teams sind für den Erfolg von Unternehmen extrem wichtig“, meint Bitkom-Vizepräsidentin Sabine Bendiek. So hätten sich 24 Prozent der Unternehmen dieser Branche Ziele gesteckt, um den Frauenanteil zu erhöhen. Weitere 14 Prozent planten das konkret, bei 29 Prozent werde derzeit darüber diskutiert. Für ebenfalls 29 Prozent der Unternehmen seien entsprechende Ziele hingegen kein Thema. Bitkom hatte rund 500 Unternehmen der Branche befragt.
Bisher ist der Frauenanteil in der digitalen Wirtschaft gering: Nach den Zahlen von Bitkom haben 11 Prozent der Unternehmen keine Frau in der Belegschaft. Bei 76 Prozent liegt der Frauenanteil unterhalb von 25 Prozent. Je kleiner das Unternehmen, umso kleiner auch der Frauenanteil, stellt der Verband fest. In Führungsetagen seien Frauen „besonders selten“ zu finden. 49 Prozent der Unternehmen hätten keine Frau im Top-Management. Für Sabine Bendiek sind die Zahlen ein Weckruf.
EU-Richtlinienvorschlag zur Lohntransparenz als Chance
Der Berufsverband für Fach- und Führungskräfte (DFK) kritisiert die nach wie vor bestehenden Gehaltsunterschiede und die Tabuisierung des Verdienstes. Das Thema Gehalt und Gehaltshöhe sei in Deutschland nach wie vor tabuisiert und viele Arbeitsverträge sähen ein Stillschweigen darüber vor. Das führe bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu einer großen Hemmschwelle und sorge für Intransparenz.
Das Entgelttransparenzgesetz in Deutschland ist aus Sicht des DFK „praktisch bedeutungslos“. Den Richtlinienvorschlag der EU-Kommission zur Lohntransparenz sieht der Verband dagegen als eine aussichtsreiche Initiative, „da er wichtige Elemente enthält, die dem deutschen Entgelttransparenzgesetz endlich zu mehr Wirksamkeit verhelfen können“. Die Fair Pay-Richtlinie sei hier ein wichtiger Schritt.
Aus Sicht des DFK sollte nicht allein auf statistische Werte und Lohnsummen geschaut werden. Es sei auch erforderlich, bestehende Unterschiede in den Unternehmen bei der Besetzung von Führungspositionen zu überprüfen und anzupassen.
(ESV/fab)
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