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Der Umgang mit geopolitischen Risiken war eines der Kernthemen auf dem RMC 2023. (Grafik: digitalstock)
Risk Management Congress 2023

Geopolitische Lage setzt Unternehmen unter Druck

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
06.07.2023
Die angespannte geopolitische Lage hat Auswirkungen auf Unternehmen, insbesondere in import- und exportgetriebenen Branchen.

Einzelne Staaten handeln nicht im Interesse des Großen und Ganzen und sind auch nicht auf einen wirtschaftlichen und sozialen Ausgleich zwischen Ländern ausgerichtet. Jede Regierung ist auf ihren Vorteil bedacht und sucht den wirtschaftlichen und technologischen Vorsprung. So endet beim Thema Wirtschaftspolitik meist die viel zitierte Partnerschaft zwischen den Staaten.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihren Weg inmitten der vielfältigen Konfliktherde finden müssen. Helfen kann ein geordnetes Risikomanagement. Das zeigte sich beim Risk Management Congress (RMC) 2023 in Köln. Die zweitägige Risikomanagementfachkonferenz der RMA Risk Management & Rating Association offenbarte die Schwächen vieler Organisationen in puncto eines geplanten Risiko- und damit auch Chancenmanagements mit Blick auf geopolitische Krisen.

Risiken einzudämmen heißt auch, sich darüber Gedanken zu machen, ob das jeweilige Mittel den Zweck heiligt. In diesem Kontext ging Prof. Ulrich Blum der Frage nach, ob ein umfassender Wirtschaftskrieg eine glaubhafte Drohung darstellt. Der Geschäftsführer von ITEL – Deutsches Lithiuminstitut hob damit auf das westliche Ordnungsmodell ab. Dieses stehe nach Lesart Russlands, Chinas und weiterer Staaten teils zur Disposition. Nach Einschätzung Blums sind der Antagonismus der Ordnungsmodelle und damit die Risiken zurück. Das beziehe sich auf die Auseinandersetzung zwischen einer liberalen, regelgebundenen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und der eines autoritären Staatskapitalismus. Wolle der Westen diese Herausforderung annehmen, müsse er sich wirtschaftlich rüsten, um eine glaubhafte Drohung aufzubauen.

Aus Sicht von Blum ist es wichtig, dass ein Gleichgewicht entsteht, um den Vormarsch autoritären Ordnungsdenkens und -handelns einzudämmen. Darauf müssten Staaten und Unternehmen klare Antworten finden. Durch die ordnungspolitische Auseinandersetzung sei das globale Risikoniveau über die Folgen der Pandemie und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme hinaus bereits gestiegen. Dahinter stehe auch die Frage: Ergreife ich rechtzeitig Maßnahmen, um meine Vormachtstellung zu erhalten? Blums Antwort: Es braucht Abschreckung, nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch wirtschaftlich. Es sei geostrategisch zu denken und zu agieren.

Für RMA-Vorstand Marco Wolfrum zeigt sich, dass Risiko- und Krisenmanagement unbedingt zusammengehören und gemeinsam gedacht werden sollten. „Viele Konfliktherde im internationalen Maßstab sind keine plötzlichen Herausforderungen für Unternehmen. Das heißt, wir sprechen hier nicht von den viel zitierten schwarzen Schwänen, sondern teils längerfristig schwelenden Krisen“, so Wolfrum. Es sollte eher von bekannten Risiken ausgegangen werden, gegen die von Unternehmensseite nichts oder zu wenig unternommen werde. Dazu zählten der bereits seit 2014 bestehende Krieg zwischen der Ukraine und Russland, die wirtschaftlichen Verwerfungen zwischen den USA und China und die Handelsherausforderungen im Zuge des Brexits. Für Wolfrum müssten solche Risiken in einem Gesamtrisikomanagement abgebildet werden, vor allem dann, wenn Firmen direkte oder indirekte Auswirkungen auf ihr Geschäft befürchten müssen.

Dirk Hagemann, Rechtsanwalt für Außenhandel, Trade Compliance Consultant und zertifizierter SAP-Berater, stellte fest: Vor dem Hintergrund des Kriegs greife die Aussage von Unternehmern nicht, etwas sei in den Geschäftsbeziehungen mit Russland unerwartet gekommen. „Gerichte kennen im Außenhandel das Wort unerwartet nicht“, so Hagemann. Es bestehe seit 2014 ein Embargo gegen Russland (VO 833/2014). Wer als Unternehmen vorsätzlich dagegen verstoße, riskiere hohe Geldstrafen oder sogar Haft. „Wo ich ein Embargo mit krimineller Energie umgehe, werde ich auf die gleiche Stufe mit Terroristen gestellt“, warnte Hagemann.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Resilienz und ganzheitliches Krisenmanagement

Herausgegeben von der RMA Risk Management & Rating Association

Unter den Bedingungen massiver Krisenlagen und ihrer vielfältigen Folgen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft muss sich das installierte Risikomanagementsystem in vielen Unternehmen derzeit neu bewähren. Der neue Band der RMA Risk Management & Rating Association e.V. nimmt die aktuell besonders relevanten Fragestellungen und mögliche Lösungsansätze praxisorientiert in den Blick:

  • Welche Bedeutung haben Zukunftsfähigkeit, Robustheit und Resilienz für das Risikomanagement?
  • Wie sollte die Unternehmensführung mit Personalrisiken umgehen?
  • Wie lassen sich Klimarisiken besser berücksichtigen?
  • Was zeichnet ein modernes Krisenmanagement aus?
  • Wie gelingt eine pragmatische Risikoquantifizierung zur Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs?

Ein wichtiger Querschnitt der aktuellen Entwicklungen im Risikomanagement in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche und Veränderungen.

Programmbereich: Management und Wirtschaft