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Dr. Bernhard Janssen gibt Einblicke in die aktuelle Umwandlungspraxis (Foto: privat)
Nachgefragt bei: Dr. Bernhard Janssen

Janssen: „Wer das nicht verinnerlicht, sollte keine GmbH führen.”

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
15.11.2019
Die Umwandlung eines Einzelunternehmens in eine GmbH ist ein betriebswirtschaftlicher, rechtlicher und steuerlicher Klassiker. Dennoch stehen Unternehmer und Berater bei der Umsetzung vor vielen Fragen.
Dr. Bernhard Janssen, Autor des soeben erschienenen Buches „Vom Einzelunternehmen in die GmbH”, gibt im ESV-Interview Einblicke in die aktuelle Umwandlungspraxis.

Der ehemalige Drogeriekettenbesitzer Anton Schlecker führte sein Unternehmen bis zur Insolvenz als Einzelunternehmen. Was hätten Sie ihm geraten?


Dr. Bernhard Janssen: Ich habe den Fall nicht mehr gut in Erinnerung. Wenn er tatsächlich betrogen hat, dann hätte ihn auch eine Umwandlung nicht vor der Insolvenz bewahrt – und zwar weder vor der betrieblichen noch vor der privaten. Hat er nicht betrogen, so hätte ihn eine rechtzeitige Umwandlung in der (noch) guten Zeit aber immerhin vor einer Privatinsolvenz schützen können. Er hätte sein Unternehmen verloren, aber vielleicht seinen Lebensabend gerettet.

Wann sollte ein Unternehmer über die Betriebsumwandlung in eine GmbH nachdenken?

Janssen: Gelegentlich hört man, ein Einzelunternehmen solle in eine GmbH umgewandelt werden, um im Ernstfall „die Bank” an die Wand fahren zu lassen. Vermehrt hört man auch, es solle umgewandelt werden, um die Nachfolge vorzubereiten. Alles Quatsch. Die Bank weiß sich stets auch im Privatvermögen des GmbH-Gesellschafters abzusichern und die Nachfolge kann man ebenso gut, wenn nicht besser, auch mit einem Einzelunternehmen hinbekommen.

Ich sage immer, die Umwandlung in eine GmbH ist in allen Unternehmen wichtig, in denen etwas explodieren kann, wo also unbeherrschbare Risiken drohen. Im schlimmsten Fall reicht es, wenn der einzige LKW des Unternehmens gegen eine Brücke fährt, auf der 20 Leute stehen, die dabei sterben. Die auf das Unternehmen zukommenden Forderungen sprengen dann die Höchstbeträge jeder Haftpflichtversicherung. Ein Einzelunternehmer haftet mit seinem ganzen Vermögen und ist dann pleite. Eine GmbH wäre auch pleite, nicht aber unbedingt ihre Gesellschafter. Steuerlich ist die Umwandlung zudem für alle Pflegeunternehmen, die gut verdienen, absolut zwingend. Diese sind nämlich auch in der Rechtsform der GmbH von der GewSt befreit und können so im Höchststeuersatz immer Steuern sparen, selbst wenn alles ausgeschüttet wird.

Der Autor

Dr. Bernhard Janssen ist seit 1998 Mitglied der Steuer- und Rechtsabteilung der ETL-Gruppe in Berlin. Seine fachlichen Schwerpunkte umfassen Unternehmensumwandlungen, Unternehmensnachfolgeberatung und -gestaltung, Unternehmenskauf und -verkauf und Körperschaftsteuerrecht.

Was sind die Vorteile einer Umwandlung?

Janssen: Der Vorteil, der wirklich zählt, ist die Haftungsbeschränkung, bei Pflegeunternehmen auch der Steuervorteil.

Welche möglichen Nachteile sind damit verbunden?

Janssen: In der Rechtsform der GmbH wird Vieles formaler als im Einzelunternehmen. Einer meiner Dozenten sagte mal, wenn das am häufigsten angesprochene Konto in der GmbH das Gesellschafterverrechnungskonto ist, dann weiß man, dass der Mandant für die Rechtsform eigentlich nicht geeignet ist. Dieses Konto ist der einzige Ausweg für den Steuerberater, wenn der Mandant in einer GmbH noch „Entnahmen” macht. So was gibt es dort nicht. Wer das nicht verinnerlicht, sollte keine GmbH führen. Braucht er eine Haftungsbeschränkung, wäre er z.B. mit einer GmbH & Co. KG besser dran.

Was sind die häufigsten Fragen in der Praxis?

Janssen: Muss das Einzelunternehmen vor der Umwandlung in das Handelsregister eingetragen sein? Muss ich für die Umwandlung eine zusätzliche Bilanz aufstellen? Ist die Rückwirkung auf einen Zeitpunkt möglich, in dem es die GmbH noch gar nicht gab? Kann während der Umwandlung meine Frau bzw. mein Sohn beteiligt werden? Wie schnell geht es und was kostet es?

Lesen Sie die Fortsetzung des Interviews auf COMPLIANCEdigital: Das Handelsregister ist Gott

Vom Einzelunternehmen in die GmbH

Autor: Dr. Bernhard Janssen

Wer ein Einzelunternehmen in eine GmbH umwandelt, braucht gute Kenntnisse über mögliche Gestaltungswege, formale und zeitliche Spielräume sowie zu persönlichen Verantwortlichkeiten und Pflichten beteiligter Partner. Aus den drei dabei zentralen betrieblichen, juristischen und steuerlichen Perspektiven zeigt Ihnen Bernhard Janssen, wie Sie auf Augenhöhe zusammenarbeiten und kostspielige Fallstricke umschiffen.

  • Wirtschaftlich effizient entscheiden – warum kann es z.B. teuer werden, ein Einzelunternehmen einfach herunter- und eine neue GmbH heraufzufahren? Wie optimieren Sie den Eintrag in das Handelsregister terminlich?
  • Rechtlich mustergültig umsetzen – welche Handlungsoptionen gibt es, was ist notariell zu beachten, wie setzen Sie Verträge für die beste Variante auf?
  • Steuerlich gut beraten – wie muss eine Umwandlung oder ein vorliegendes Vertragswerk steuerrechtlich beurteilt und geprüft werden?

Kurz, konkret und leicht verständlich: Ein Leitfaden, der Sie in der unternehmerischen, rechts- und steuerberatenden Praxis mit vielen Beispielen, Mustergutachten und einsatzerprobten Vorlagen unterstützt.


(ESV/uw, me)

Programmbereich: Management und Wirtschaft