Dr. Kim Manuel Künstner und Dr. Sebastian Louven: Beide plädieren für eine Regulierung mit der Idee, dass die Plattformen irgendwann in den freien Wettbewerb entlassen werden. (Foto: privat)
Plattformen als Marktplätze des digitalen Zeitalters
Kim Manuel Künstner und Sebastian Louven: „Das Kern-Kartellrecht funktioniert in einigen Bereichen der digitalen Plattformen nicht mehr"
ESV-Redaktion Recht
25.06.2024
Internet-Technologien in Form von Online-Marktplätzen, Vermittlungsplattformen oder Suchmaschinen dringen in alle Lebensbereiche vor – oft in Form von Plattformen. Doch was sind deren ökonomische Grundlagen? Sollten Plattformen reguliert werden? Welche weiteren Rechtsfragen werden tangiert? Und welche Rolle spielt die KI? Diesen und zahlreichen weiteren Fragen haben sich Dr. Kim Manuel Künstner und Dr. Sebastian Louven im Interview mit der ESV-Redaktion gestellt, auch abrufbar als Episode 18 unseres Podcasts: „ESV im Dialog: Sie hören Recht".
„Es gibt unzählige Geschäftsmodelle und wer die betreffenden Märkte beherrscht, aufstellt, einrichtet, kann damit sehr gutes Geld verdienen, wie man sieht“, eröffnet Kim Manuel Künstner den Dialog. Als Teil der Digitalökonomie wäre dies ganz wesentlich – und zwar in unser aller täglichem Leben, fügt er hinzu.
Trend zur Verplattformung
Daran anknüpfend betont Sebastian Louven den Begriff der Verplattformung und meint:
„Irgendwann haben wir festgestellt, dass es im Bereich der Internetwirtschaft im weitesten Sinne eine Trendbewegung gab, nach der bestimmte Dienstleistungen als Plattform umgewandelt werden, und die quasi nur noch als Plattformdienst angeboten werden“.
Zudem steht Louven zufolge zunehmend nicht mehr nur – wie bisher – die reine Vermittlung der Dienstleistung im Vordergrund, sondern die Transaktion selber.
Zu den Personen |
- Dr. Kim Manuel Künstner ist Rechtsanwalt in Frankfurt am Main. Seine Schwerpunkte liegen im Kartellrecht und in der Compliance-Beratung.
- Dr. Sebastian Louven ist Fachanwalt für Internationales Wirtschaftsrecht. Seine Tätigkeitsbereiche liegen im Kartellrecht und Telekommunikationsrecht
|
Zwei Märkte in einigen Bereichen
In einigen Bereichen haben wir eigentlich zwei Märkte, erläutert sodann wiederum Kim Manuel Künstner und nennt die Immobilienplattformen als Beispiel:
„Dort haben wir einerseits die Mieter oder Käufer. Andererseits haben wir die Anbieter, die Mieter oder Käufer suchen. Dann stellt sich die Frage, wie bringt man diese beiden Märkte unter einen Hut, womit wir uns auch rechtlich befasst haben“. Grundsätzlich entschieden ist Künstner zufolge, dass man jeden Markt auch einzeln betrachten muss, wenn es um Fragen der Marktbeherrschung oder um die Marktverhältnisse geht.
Der kostenlose Newsletter Recht |
Redaktionelle Meldungen zu neuen Entscheidungen und Rechtsentwicklungen, Interviews und Literaturtipps. Infokasten Beschreibungstext
|
Wettbewerbsnahe Plattformregulierung?
Die Frage, ob das reine Kern-Kartellrecht den genannten Plattform-Effekten überhaupt noch hinterherkommt, beantwortet Louven anschließend mit einem klaren „Jain“ – allerdings mit einer starken „Nein“-Tendenz. Beide Gesprächspartner hätten festgestellt, dass das Kern-Kartellrecht in bestimmten Bereichen nicht mehr funktioniert, so Louven weiter. Und die Konsequenz?
„Dann kommt man in den Bereich der Regulierung“, fährt Louven fort.
Gemeint ist eine Regulierung mit der Idee, dass die Plattformen irgendwann in den freien Wettbewerb entlassen werden können, fügt Künstner hinzu.
Hören Sie rein in Folge 18 unseres Podcasts:
Weitere Themen der Podcast-Folge
|
- Welche Rolle spielt das Datenschutzrecht?
- Fragen des Vertragsrechts und Urheberrechts
Und zum Thema Künstliche Intelligenz (KI):
- Gibt es juristisch brauchbare Definitionen von KI?
- Algorithmus oder schon KI?
- Wo sind die Grenzen beim Einsatz von KI?
- KI und das allegemeine Persönlichkeitsrecht am Beispiel von Paul McCartney-Songs
|
 |
It’s a match
Ob Online-Marktplätze, Vermittlungsplattformen, Suchmaschinen oder persönliche Assistenten:
Internetbasierte Technologien haben auf unser Leben großen Einfluss. Getrieben durch Plattformmodelle, die sich dabei an allen möglichen Stellen wiederfinden, gilt es jetzt, die vielseitig entstehenden rechtlichen Praxisfragen für Plattformbetreiber und -nutzer anzugehen, die sich v.a. beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz ergeben. Herausforderung Künstliche Intelligenz: Das Expertenteam um Kim Manuel Künstner und Sebastian Louven gibt Ihnen einen prägnanten Ein- und Überblick:
- ökonomische Grundlagen im Zusammenhang mit Plattformgeschäftsmodellen
- regulatorische und vertragsrechtliche Aspekte, Fragen zum Datenschutz, zur automatisierten Beratungsdienstleistung oder dem Einsatz von Zahlungsdiensten
- weitere Schlüsselfelder wie drängende Probleme im Immaterialgüterrecht, zu Meinungsfreiheit oder auch strafrechtlichen Fragen
Eine einzigartige Orientierungshilfe, die Ihnen ein rasant wachsendes juristisches Arbeits- und Beratungsgebiet mit viel Praxisbezug nahebringt.
|
Verlagsprogramm
|
Weitere Nachrichten aus dem Bereich Recht
|
(ESV/bp)
Programmbereich: Wirtschaftsrecht