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Smartphones im Unterricht (Foto: Syda Productions/Fotolia.com)
Mediendidaktik Deutsch

Mediendidaktik: Digitale Medien im Deutschunterricht

ESV-Redaktion Philologie
13.04.2018
Wie können E-Book-Reader, Laptops und das Internet im Deutschunterricht genutzt werden? In der „Mediendidaktik Deutsch“ erörtern Volker Frederking, Axel Krommer und Klaus Maiwald neben Medientheorie, Mediengeschichte und Konzepten der Mediendidaktik Beispiele des symmedialen Deutschunterrichts.
Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus der 3. Auflage der Mediendidaktik Deutsch.


‚Neue Medien‘ und ‚Multimedia‘

Jede tiefgreifende Neuerung findet auf der Ebene der Sprache ihren Niederschlag. Dies gilt auch für die durch Computer- und Internet eingeleiteten Veränderungen. Ohne Frage markieren beide einen epochalen medienkulturgeschichtlichen Einschnitt […]. Vilém Flusser […] sah mit ihnen einen medialen Paradigmenwechsel verbunden, einen tief greifenden Wandel der medialen Grundlagen unserer Kultur. Dessen sprachliche Erfassung gestaltet sich aber sehr viel schwieriger als gemeinhin angenommen wird. Zwei alternative Begrifflichkeiten haben lange die Diskussionen beherrscht. Zum einen ist hier die Rede von den ‚neuen Medien‘ zu nennen. Diese Bezeichnung, die schon Mitte der 1990er Jahre auf Computer und Internet bezogen wurde […], ist durchaus ambivalent. Schließlich wird aus jedem neuen Medium irgendwann ein altes, das seinen festen Platz innerhalb der Gesellschaft eingenommen hat und keinen echten Neuigkeitswert mehr besitzt. Auch der Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts aufgekommene Begriff ‚Multimedia‘ hat sich als nicht unproblematisch erwiesen. 1995 von der Gesellschaft für deutsche Sprache noch zum Wort des Jahres gekürt und von Medientheoretikern wie Ludwig J. Issing und Paul Klimsa […] als „Sammelbegriff für solche hybriden Medien“ verstanden, „die auf der Übertragungstechnik, Displaytechnik, Mikroprozessortechnik und Speichertechnik basieren und dabei mehrere Mediendarstellungsformen (Text, Video, Audio usw.) verfügbar machen“, wird der Begriff ‚Multimedia‘ im wissenschaftlichen Sprachgebrauch heute kaum noch verwendet.

Was sind Symmedien?

Mit der Bezeichnung ‚Symmedium‘ wird auf den Sachverhalt abgehoben, dass der Computer – wie das Internet – „nicht nur ein Simulationsmedium [ist], wie Alan Turing (1936/37) antizipierte, sondern auch ein Integrationsmedium par excellence, das alle medialen Optionen – Text, Bild, Ton, Film etc. – in sich vereint“ […].

Dabei ist Symmedialität nicht erst mit dem Computer bzw. mit dem Internet entstanden. Schon die alta-voce-Tradition oder die in Antike und Mittelalter verbreiteten Verbindungen von Bild und Text sind […] als vortechnische Formen von Symmedialität zu verstehen. […] Mit dem Computer und dem Internet hat das Prinzip der Symmedialität […] lediglich seine bislang weitreichendste technische Ausformung gefunden, insofern nun alle medialen Einzelformen digital reproduziert und damit auf einer Bildschirmseite integriert werden können […].

Computer und Internet an den Schulen

Dass sich durch den Siegeszug von Computer und Internet neue Herausforderungen für die Schule im Allgemeinen und den Deutschunterricht im Besonderen ergeben, ist eine Erkenntnis, die Anfang der 1980-Jahre erstmals in das Bewusstsein eines kleinen Kreises von Pädagogen […] bzw. Deutschdidaktikern […] gerückt ist. Eine Breitenwirkung ging von diesen ersten Auseinandersetzungen mit den Chancen und Risiken der Computertechnologie für den Sprach- bzw. Literaturunterricht allerdings noch nicht aus. […]

Gleichwohl setzte innerhalb der Deutschdidaktik erst mit Beginn der 90er-Jahre eine breitere Diskussion über Möglichkeiten und Probleme einer fachspezifischen Nutzung des Computers im Deutschunterricht ein. Durch den Siegeszug des Internets hat dieser Prozess noch einmal an Dynamik und Breitenwirkung gewonnen […], ohne dass dies in der Schule bzw. im Deutschunterricht bereits hinreichende Berücksichtigung gefunden hätte. […]

Schon im Zusammenhang mit der Studie von 2003 formulierten die PISA-Forscher unmissverständlich: „In den Schulen müssten den Jugendlichen […] in sehr viel stärkerem Umfang als bisher sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien nahe gebracht und die entsprechenden computerbezogenen Kenntnisse und Lernstrategien vermittelt werden“ […].

Und in dem 2006er-Bericht heißt es in aller Deutlichkeit: „Wieder ist Deutschland dasjenige OECD-Land, in dem der Computer am seltensten als Lernwerkzeug im Unterricht eingesetzt wird“ […]. Für PISA 2009 wurden keine Daten zur Computernutzung in deutscher Sprache veröffentlicht, allerdings liegen Ergebnisse aus einer OECD-Studie vor, die 2011 unter dem Titel „PISA 2009 Results: Students on Line: Digital Technologies and Performance“ erschienen ist. Diese machen deutlich, dass sich die Verfügbarkeit von Computern an deutschen Schulen leicht verbessert hat, insofern Deutschland nicht mehr das Schlusslicht im internationalen Vergleich ist, sondern sich im unteren Mittelfeld wiederfindet […].

Internetliteratur und Deutschunterricht?


Tiefgreifende Veränderungen, die (un)mittelbar auch für den Deutschunterricht bedeutsam sind, zeigen sich unter den Bedingungen der Digitalisierung vor allem in den medienspezifischen Bereichen der Literaturrezeption, Literaturpräsentation und Literaturproduktion (beispielsweise durch E-Books, Hypertexte oder Internetliteratur). Beachtung verdient aber auch die besonders im Netz zu beobachtende Veränderung der Sprachverwendung zu multimedialen bzw. symmedialen Gesamttexten, in denen schriftbasierte Dokumente mit Bild-, Ton-, Film- und animierten Multimedia-Dokumenten in einer kognitiv wie assoziativ fundierten semantischen Verweisstruktur verbunden sein können.

E-Books im Deutschunterricht


Für den Deutschunterricht ergeben sich durch die Nutzung von E-Books Vorteile auf drei Ebenen: Auf der pragmatischen Ebene sparen E-Books im Vergleich zu Print-Ausgaben Platz und Gewicht, sie sind oft günstiger als die gedruckte Fassung oder sogar (bei gemeinfreien Texten) kostenlos und stehen via Download gewöhnlich innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung. Auf der medialen Ebene gehen sie beispielsweise durch integrierte Vorlesefunktionen und variable Schriftgrößen, die z. B. für LRS-Schüler wichtig sein können, über einen gedruckten Text hinaus. Und lesedidaktisch ist u. a. bedeutsam, dass E-Books an die mediale Lebenswelt der Schüler(innen) anknüpfen, für intertextuelle Bezüge sensibilisieren und als Ausgangspunkt für medienästhetische Überlegungen dienen können […].

Die Autoren
Prof. Dr. Volker Frederking, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Erlangen-Nürnberg; zahlreiche Publikationen zur Theorie und Praxis von Medien im Deutschunterricht, zur Medienkulturgeschichte und zu mediendidaktischen Konzeptionen; Mitautor virtueller Lehr-Lern-Plattformen zur Mediendidaktik Deutsch, zu Kinder- und Jugendmedien und zur Filmdidaktik und Filmästhetik.

Axel Krommer, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Erlangen-Nürnberg. Zahlreiche Publikationen zu mediendidaktischen und medientheoretischen Themen, insbesondere zum Einsatz neuer Medien im Deutschunterricht.

Prof. Dr. Klaus Maiwald, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Augsburg; Habilitation über eine „Deutschdidaktik bilddominierter Medienangebote“; zahlreiche Publikationen insbesondere zum Thema Film im Deutschunterricht; Mitautor virtueller Lehr-Lern-Plattformen zu Kinder- und Jugendmedien und Film.

Mediendidaktik Deutsch

Die Bedeutung der Mediendidaktik, die neben Sprach- und Literaturdidaktik die dritte Säule der Deutschdidaktik darstellt, nimmt stetig zu. Denn sowohl die Gegenstände als auch die Kompetenzziele des Faches Deutsch wie die Sozialisationsbedingungen unserer Schüler(innen) unterliegen anhaltend einem tiefgreifenden medialen Wandel. Diesem Wandel ist ein primär buchbasierter Deutschunterricht nicht mehr angemessen.
Der vorliegende Band gibt einen Überblick über theoretische Grundlagen, didaktische Ziele und praktische Nutzungsmöglichkeiten von Medien im Deutschunterricht.

Auf der einen Seite werden grundsätzliche Aspekte wie Medientheorie, Medienbegriff, Mediengeschichte, medienpädagogische Grundlagen und fachspezifische mediendidaktische Konzeptionen und Bildungsziele fundiert und anschaulich zugleich dargestellt. Auf der anderen Seite werden die konkreten mediendidaktischen Handlungsfelder im Deutschunterricht (d. h. auditive, visuelle, audiovisuelle und interaktive bzw. synästhetische Medien unter Berücksichtigung von ‚Social Media‘ bzw. Web 2.0.) in Theorie und Praxis erläutert.

(ESV/ke)

Programmbereich: Germanistik und Komparatistik