Müll und Abfall: Biokunststoffe auf dem Prüfstand
Personen und beteiligte Institutionen |
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Schwede und Ißbrücker: Zahlreiche Biokunststoffe werden bereits problemlos recycelt
Beide Autorinnen sehen die Biokunststoffindustrie als eine junge innovative Branche, die sich rasant entwickelt. Dies liege auch am wachsenden ökologischen Bewusstsein der Bevölkerung. Dies führe wiederum dazu, dass mehr Unternehmen sich dazu entscheiden, auf biobasierte und recyclingfähige oder kompostierbare Kunststoffe umzusteigen. Aus diesem Grund, so Schwede und Ißbrücker weiter, würden immer mehr Biokunststoffe in die bekannten Recyclingströme gelangen und ein großer Teil dieser Materialien wird bereits ohne Schwierigkeiten in etablierten Entsorgungswegen recycelt. Hier ihre Kernaussagen:- Einfache Sortierung durch NIR: Biokunststoffe können heute technisch problemlos für ein sortenreines Kunststoffrecycling sortiert werden. Insoweit hätten Untersuchungen von Knoten Weimar gezeigt, dass gängige Sortiertechnologien wie Nahinfrarotspektroskopie (NIR) biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe wie PLA, PBAT oder stärke- und cellulosebasierte Materialien problemlos aussortieren können.
- Kompostierung: Allerdings wären die meisten biologisch abbaubaren Kunststoffe für die Verwertung in industriellen Kompostieranlagen entwickelt und vorgesehen. Diese, so die Verfasserinnen weiter, verfügen neben einem bestimmten Anteil an biobasierten Rohstoffen auch über die inhärente Eigenschaft der biologischen Abbaubarkeit. So zersetzen sich kompostierbare Biokunststoffe, die nach dem harmonisierten europäischen Standard EN 13432 zertifiziert sind, in der industriellen Kompostieranlage vollständig zu Wasser, CO2 und Biomasse.
- Viele Entsorger nicht aktuell informiert: Viele Entsorger sind den Verfasserinnen zufolge aber noch unsicher. Grund hierfür wären Irrtümer und veraltete Informationen zu Recyclingfähigkeit oder Kompostierbarkeit von Biokunststoffen und die vermeintlichen Auswirkungen auf die Qualität des Recyclings. Schwede und Ißbrücker halten diese Vorbehalte aber für unbegründet. Diese würden schon längst nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen, so die Autorinnen.
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Philipp Sommer: Schlechtere Ökobilanz für Bioplastik
Weniger optimistisch äußert sich hingegen Philipp Sommer, stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft, der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sommer zufolge hat eine Betrachtung aller Umweltauswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg bisher keinen Vorteil für Bioplastik gezeigt. So würden die mit der Herstellung der Ausgangsstoffe einhergehenden Umweltbelastungen die Ökobilanz verschlechtern. Unter anderem äußert sich Sommer noch zu folgenden Punkten:- Kunststoffsynthese zu energieintensiv: Zunächst betont er, dass er die Kunststoffsynthese für sehr energieintensiv hält. Zudem würden für viele Biokunststoffe hochwertige Entsorgungspfade fehlen. Anstatt einen nachhaltigeren geschlossenen Recyclingkreislauf in Betracht zu ziehen, würden viele Hersteller auf die Kompostierbarkeit setzen.
- Abfallvermeidung sinnvoller: Zudem hält Sommer einen Wechsel von der Plastikproduktion, die auf fossilen Rohstoffen beruht, hin zu einem verantwortungsbewussten Plastikkonsum für dringend notwendig. Produkte sollten langlebig und reparierbar sein, meint er hierzu und fordert darüber hinaus die Vermeidung oder Wiederverwendung von Verpackungen.
- Ökodesign stärken: Insoweit fordert Sommer die Politik dazu auf, das Ökodesign zu stärken und Maßnahmen zur Abfallvermeidung zu ergreifen.
- Greenwashing bei Bioplastik: Als besonders dreist empfindet Sommer das sogenannte Greenwashing bei Bioplastik. So würden Unternehmen immer versuchen, Einwegprodukte und -verpackungen aus Bioplastik als umweltfreundlich darzustellen. Typischerweise wären Bierflaschen oder Einweggeschirr aus Bioplastik im Vergleich zu Mehrwegalternativen aber weniger umweltfreundlich: „Besonders dreist an der Irreführung ist, dass diese Produkte oft deutlich mehr als vergleichbare Produkte aus konventionellem Plastik kosten“, führt er hierzu aus. Die DUH habe allerdings schon mehrfach falsche Aussagen zu Bioplastik gestoppt und werde dieser auch in Zukunft bekämpfen.
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Verbundvorhaben BMEL: Recycling von Biokunststoffen kann ökologische Vorteile bringen
Nicht ganz so eindeutig, wie Sommer, sehen es die Partner des Verbundvorhabens des BMEL. Um zu untersuchen, inwieweit Biokunststoffe im etablierten Kunststoff-Verwertungssystem recycelt werden können, hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), bis Ende 2017 ein Verbundvorhaben gefördert.Dabei haben sich die Verbundpartner mit dem werkstofflichen und rohstofflichen Recycling von Verpackungen aus dem biobasierten Kunststoff Polymilchsäure (PLA) auseinandergesetzt. Im Fokus standen hierbei sowohl industrielle als auch Post-Consumer-Abfälle. PLA wird häufig im Verpackungsbereich eingesetzt und gehört zu den chemisch neuartigen Biokunststoffen.
Empfehlungen zu neun aktuellen Thesen
Nach Abschluss des Forschungsvorhabens hat der Forschungsverbund Empfehlungen für die abfallwirtschaftliche Behandlung von Biokunststoffen in Form eines Ergebnispapiers vorgelegt. Dieses liefert Antworten auf neun gängige Thesen zum Biokunststoffrecycling.
Neun Thesen zum Biokunststoffrecycling |
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Zu These 4, nach der Biobasierte Kunststoffe das Recycling von konventionellen fossilen Kunststoffen nicht stören, fielen die Antwort differenzierter aus:
- Demnach stören PLA-Abfall-Anteile von bis zu 3 Massenprozent an zwei untersuchten Post-Consumer-Polypropylen-Rezyklaten (Polypropylen: PP) sowie von bis zu 10 Prozent in Polystyrol-Regranulaten (PS-Regranulaten) das Recyling nicht.
- Andere untersuchte Recycling-Polyolefine würden hingegen eine Inkompatibilität zu PLA aufweisen.
- Bei höheren Mengenanteilen können zwar Probleme auftreten. In diesem Fall würde sich die Anpassung der Sortiersysteme zur Abtrennung von PLA-Stoffströmen lohnen.
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(ESV/bp)
Programmbereich: Umweltrecht und Umweltschutz