Nachhaltigkeit: Top-Manager in Deutschland noch zu zögerlich
Nach einer jetzt veröffentlichten Studie zeigen weltweit befragte Vorstände zwar ein starkes Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels. Bei der Umsetzung zögern sie jedoch – insbesondere in Deutschland. Allerdings wächst nach den Erkenntnissen im CxO Sustainability Survey 2022 von Deloitte auch der Optimismus, die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen zu können. Zugleich deckt die Studie auf, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit der getroffenen Maßnahmen Diskrepanzen bestehen. Befragt wurden rund 2.000 Executives.
Klimawandel: Fast alle Unternehmen fühlen sich betroffen
Weltweit betrachtet geben rund zwei Drittel der Führungskräfte an, dass ihr Unternehmen den Klimawandel sehr ernst nimmt. 79 Prozent sehen die Welt an einem Wendepunkt, an dem gehandelt werden muss; das sind 20 Prozent mehr als in einer ähnlichen Deloitte-Umfrage von Anfang 2021. Die Besorgnis der Vorstände wird durch die Auswirkungen beeinflusst, die der Klimawandel schon jetzt nach sich zieht: 97 Prozent geben an, dass ihre Unternehmen bereits negativ vom Klimawandel betroffen sind. Rund die Hälfte sagt, dass ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtigt wurde, etwa durch Störungen der Geschäftsmodelle und der weltweiten Liefernetzwerke.
Vier von fünf Vertreter aus dem Top-Management waren in den vergangenen zwölf Monaten persönlich von einem Klimaereignis betroffen, etwa von extremer Hitze, Stürmen oder Waldbränden. Auch Interessengruppen wie Regulierungsbehörden, Aktionäre, Verbraucher und Mitarbeitende steigern den Handlungsdruck in Sachen Nachhaltigkeit.
Optimismus, aber Nachholbedarf
Dennoch überwiegt im Top-Management der Optimismus: 88 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels durch sofortiges Handeln begrenzen lassen. Vor acht Monaten lag diese Zahl noch bei 63 Prozent.
Als zu überwindende Widerstände führen Executives Margen- und Kostenfragen an, zum Teil auch die mangelnde Nachvollziehbarkeit nachhaltiger Maßnahmen. In der Konsequenz tun viele Unternehmen noch zu wenig für eine wirkliche Transformation, so die Studienautoren. Hier hinke Deutschland im internationalen Vergleich hinterher und tue sich vermutlich aufgrund des starken Wettbewerbs in den Weltmärkten schwer, schnell umzulenken. Weltweit nehmen die Executives der Analyse zufolge zwar die Dringlichkeit des Klimawandels viel ernster als noch vor ein bis zwei Jahren. Doch offenbar spürten insbesondere deutsche Vorstände noch zu wenig Druck, um die Herausforderungen in punkto Nachhaltigkeit konsequent anzugehen.
Bislang denken Vorstände hierzulande, dass sich klimaschützende Maßnahmen vor allem auf die weichen Kennzahlen wie die Marke, die Kundenzufriedenheit, Moral und das Recruiting positiv auswirken werden und weniger auf die harten KPIs wie Umsatz und Marge, resümieren die Studienautoren. Dies habe zu einer Lähmung geführt, unterstützt von der regulatorisch bedingten Unsicherheit und den Schwierigkeiten, in der Tiefe glaubhaft die Nachhaltigkeit des unternehmerischen Tuns zu beziffern, zu bewerten und darstellen zu können.
Der „CxO Sustainability Survey 2022” steht hier zum Download bereit.
(ESV/fab)
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