
Ohne ESG drohen massive Finanzierungsschwierigkeiten
Werden aktuelle Regulatorien im Bereich Nachhaltigkeit zu Finanzierungsschwierigkeiten im deutschen Mittelstand führen? Das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung: Finanzierungsschwierigkeiten sind mit Nachhaltigkeitskriterien im Mittelstand zwar noch vermeidbar, aber es besteht dringender Handlungsbedarf.
Mit der schrittweisen Ausweitung der EU-Gesetzgebung auf Großunternehmen werden KMU bereits durch ihre Rolle als Zulieferer mittelbar immer weitreichendere Transparenz- und Berichtspflichten erfüllen müssen. Spätestens mit der Ausweitung der Verpflichtungen auf KMU wird dies dann auch unmittelbare Effekte haben. Die damit einhergehenden finanzwirtschaftlichen Herausforderungen dürften KMU nach Auffassung des Studienautors Prof. Dr. Gunther Friedl von der TU München jedoch bereits früher spüren: Insbesondere wird sich auswirken, dass es für Banken bis 2025 unattraktiver ist, Kredite an mittelständische Unternehmen zu vergeben. Denn Kredite an KMU werden bei der Berechnung der Green Asset Ratio (GAR) nur im Gesamtvolumen berücksichtigt (GAR = nachhaltig finanziertes Geschäftsvolumen + nachhaltige Investitionen / Gesamtgeschäftsvolumen).
Da KMU nach den aufsichtsrechtlichen Vorgaben für Banken bis 2025 nicht im Zähler, aber im Nenner berücksichtigt werden, sinkt mit steigendem Anteil an Krediten an mittelständische Unternehmen die GAR. Vor allem durch den in der Studie erörterten gestiegenen Bedarf an Fremdkapital birgt dies Finanzierungsschwierigkeiten für KMU im Wettbewerb um Kapital.
Allerdings sehen die Studienautoren mittel- bis langfristig noch ein viel grundsätzlicheres Problem: Bisher verfügen nur wenige Mittelständler über eine ausreichende ESG-Berichterstattung und die bestehenden Berichtssysteme sind oft nicht auf diese ESG-Berechnungen ausgelegt. Viele Mittelständler sind sich zudem nicht darüber bewusst, dass eine ESG-Berichterstattung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Sie verpassen dann den Zeitpunkt, um in entsprechende Infrastruktur zu investieren. Auch hier sollte der Gesetzgeber unterstützen und frühzeitig etwaige Berichtspflichten ankündigen, damit KMU ihre Bestrebungen intensivieren und sich entsprechend vorbereiten können.
Um über die ESG-Berichterstattung Vorteile zu nutzen, sollten mittelständische Unternehmen die Erhebung von ESG-Daten umsetzen. Eine weitere Empfehlung von Friedl lautet, hierbei einen besonderen Fokus auf Umweltthemen zu legen, da dieser Bereich sowohl von Seiten des Gesetzgebers als auch von den Kreditinstituten stark gewichtet wird.
Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.
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Effektives Management von ESG-Risiken in FinanzinstitutenHerausgegeben von Prof. Dr. Thomas Kaiser und Dr. Laura MervelskemperBanken, Versicherungen, Asset Manager und weitere Finanzdienstleister spielen bei der Unterstützung der Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine substantielle Rolle. Dabei werden sie von ökologischen, sozialen und politischen Risikofeldern herausgefordert.
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Programmbereich: Management und Wirtschaft