
Risiko Lichtbogenstrahlung beim Schweißen
Das Lichtbogenschweißen erzeugt einen elektrischen Lichtbogen zwischen der Elektrode und dem Werkstück, der die umgebende Luft ionisiert. Dabei bildet sich ein Plasma, das Temperaturen von mehreren Tausend Grad erreicht und verschiedene elektromagnetische Strahlungsarten aussendet. Neben dem für das Auge sichtbaren Licht werden auch Infrarotstrahlung und ultraviolette Strahlung freigesetzt, die für die Gesundheit schädlich sein können.
Sichtbares Licht
Die Augen werden durch sichtbares Licht geblendet. Dieses liegt im elektromagnetischen Spektrum zwischen 400 und 750 nm Wellenlänge.
Infrarotstrahlung
Die Wellenlänge von Infrarotstrahlung, auch Wärmestrahlung genannt, liegt zwischen 750 und 1000 nm. Eine längere Einwirkung von Infrarotstrahlen auf die Haut kann zu Verbrennungen führen. Auch die Augen sind gefährdet. Kurzwellige IR-Strahlung kann die Augenlinse eintrüben (Feuerstar), langwellige die Hornhaut verbrennen.
Ultraviolette Strahlung
UV-Strahlung hat unterschiedliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus, je nachdem, wie lange man ihr ausgesetzt ist und welche Wellenlänge sie hat. Die Wellenlänge bestimmt auch, wie weit die Strahlung in die Haut eindringt. UV-Strahlung kann sowohl positive als auch negative Effekte haben. Sie fördert die Vitamin-D-Produktion, kann aber auch zu Augen- und Hautschäden führen. Beim Schweißen ist eine Schutzbrille unerlässlich, um die Augen vor dem sogenannten „Verblitzen“ und Bindehautentzündungen zu schützen. Die Haut sollte ebenfalls bedeckt oder mit Sonnenschutzmitteln geschützt werden, um Sonnenbrand vorzubeugen. Langfristig hohe Dosen können Hautkrebs und grauen Star verursachen.
Es gibt drei Arten von UV-Strahlung, die sich in ihrer Wellenlänge unterscheiden:
- UV-A-Strahlung (320–380 nm) hat die längste Wellenlänge (also die niedrigste Energie) und dringt am tiefsten in die Haut ein. Sie ist für die Bräunung der Haut verantwortlich, aber auch für die Hautalterung.
- UV-B-Strahlung (280–320 nm) hat eine kürzere Wellenlänge und dringt nur in die oberen Hautschichten ein. Sie ist für den Sonnenbrand verantwortlich und hat ein hohes Krebsrisiko.
- UV-C-Strahlung (100–280 nm) hat die kürzeste und damit energiereichste Wellenlänge. Natürliche UV-C-Strahlung, die von der Sonne abgegeben wird, ist für Menschen nicht gefährlich, da sie von der Erdatmosphäre fast vollständig absorbiert wird. Sie kann aber künstlich erzeugt werden, zum Beispiel beim Schweißen, und kann ebenfalls Sonnenbrand und Hautkrebs verursachen.
Um sich effektiv vor Lichtbogenstrahlung zu schützen, muss der ganze Körper bedeckt sein. Die Grundregel des Arbeitsschutzes lautet: „Gefahren müssen an der Quelle vermieden werden.“ Wenn das nur ungenügend oder gar nicht durchführbar ist, hilft die Maßnahmenhierarchie des STOP-Prinzips bei der Auswahl der geeigneten Schutzmaßnahmen. Sie ist eine der wesentlichen Grundlagen des geltenden Arbeitsschutzes. Persönliche Maßnahmen wie die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sind immer die letzte Option. Das STOP-Prinzip soll sicherstellen, dass bei der Auswahl und Umsetzung von Schutzmaßnahmen immer die wirksamste und effektivste Option gewählt wird.
Substitutionsmaßnahmen
Alternative Schweißtechnik anwenden: In besonderen Fällen kann das Lichtbogenschweißen durch andere Verfahren ersetzt werden. Dabei wird entweder kein Lichtbogen verwendet oder der Lichtbogen wird abgedeckt.
Technische Maßnahmen
Die Gefahr abschirmen: Durch den Einsatz von Schweißzellen kann der Lichtbogen beim automatisierten Schweißen wirksam abgeschirmt werden. Diese Anlagen verfügen über Gehäuse, die das Schweißpersonal vollständig vor der Strahlung schützen.
Wichtig: Auch Personen, die sich in der Nähe von Schweißarbeiten aufhalten, müssen vor Reflexionen und Blendungen geschützt werden. Daher muss jeder Schweißarbeitsplatz mit einem Sichtschutz versehen sein – zum Beispiel mit Schutzvorhängen aus roten Lamellen. Diese Vorhänge absorbieren die Strahlung weitestgehend und ermöglichen je nach Färbungsgrad sogar Sichtkontakt.
Um die Augen des Schweißpersonals zu schützen, ist es wichtig, die richtige Farbe für die Wände von Schweißarbeitsplätzen zu wählen. Helle oder glänzende Farben sind gänzlich ungeeignet, weil sie die gefährliche Lichtbogenstrahlung reflektieren und so das Risiko von Augenschäden erhöhen.
Organisatorische Maßnahmen
Die Einwirkung der Gefahr begrenzen: Um die Augen vor den schädlichen Lichtbogen zu schützen, reicht es nicht aus, schneller zu schweißen, da schon kurze Brennzeiten das Auge beeinträchtigen können. Dennoch verringert sich durch zügiges Arbeiten die Einwirkungsdauer von Schweißrauch und damit auch das Gesundheitsrisiko für Schweißpersonal.
Persönliche Maßnahmen
Persönliche Schutzausrüstung verwenden: Um sich wirksam vor der Strahlung des Lichtbogens zu schützen, ist es neben einer vollständigen Abdeckung des Lichtbogens (z. B. durch Cobot-Schweißzellen) die zweckmäßigste Vorgehensweise. Die persönliche Schutzausrüstung gegen UV-/IR-Strahlung umfasst in der Regel Schweißhelme, Schutzbrillen, Schutzkleidung und Schutzhandschuhe.
Schweißhelme: Um die Augen vor gefährlichen Strahlen zu schützen und Augenkrankheiten wie Feuerstar oder Bindehautentzündungen zu vermeiden, sind Schweißhelme unerlässlich. Sie bieten unterschiedliche Schutzfunktionen für Gesicht, Kopf und Hals – je nach Ausführung, Schweißverfahren und Schutzbedarf. Auf dem Markt sind verschiedene Arten von Schweißhelmen erhältlich.
Passive Schweißhelme verfügen über einen festen Schutzfilter, der die Strahlung abhält. Die Verdunklung ist allerdings nicht veränderbar und der Helm muss vor und nach dem Schweißen hoch- und runtergeklappt werden.
Automatik-Schweißhelme haben ein automatisches Verdunklungssystem, das den Schutzfilter bei Schweißbeginn einschaltet und so vor Blendung bewahrt. Die Verdunklung geschieht in Sekundenbruchteilen und lässt sich meist stufenlos anpassen. Die Qualität dieser Helme zeichnet sich durch spezielle UV-/IR-Filter aus, die mit innovativen Technologien alle gefährlichen Strahlen abwehren, während sie das harmlose sichtbare Licht durchlassen. Dies ermöglicht eine präzise Farbdarstellung, die sogar den Schmelzverlauf sichtbar macht und so zu bester Schweißqualität beiträgt.
Die Helme der neuesten Generation sind mit Bluetooth® ausgestattet. Sie reagieren unmittelbar vor dem Zünden des Lichtbogens auf den Befehl des Schweißgeräts.
Schutzbrillen: Eine Schutzbrille ist ein wichtiges Hilfsmittel, um die Augen vor schädlichen Einflüssen zu bewahren. Sie besteht aus speziellen Gläsern, die eine hohe Lichtabsorption und eine geringe Lichtreflexion aufweisen. Die Schutzstufe der Gläser ist auf ihnen gekennzeichnet und richtet sich nach der Art und Intensität der Strahlung, der man ausgesetzt ist. Manche Schutzbrillen verfügen auch über einen seitlichen Schutz, der verhindert, dass Funken oder Schweißspritzer in die Augen gelangen.
Schutzbekleidung und Schutzhandschuhe: Schweißpersonal benötigt unbedingt einen guten Schutz für die Haut vor Schweißspritzern und UV-Strahlung. Deshalb gibt es verschiedene Produkte, die ihren Bedürfnissen entsprechen – von leichten Funktionsstoffen bis zu hochwertigen Lederjacken und -handschuhen. Außerdem können sie aus Hauben, Kopftüchern, Masken, Schweißerärmeln und Schürzen wählen, um ihre Schutzbekleidung zu vervollständigen.
Lichtbogenstrahlung kann schwere Verbrennungen, Augenschäden, Hautkrebs und andere Gesundheitsprobleme verursachen. Durch die Beachtung der oben genannten Schutzmaßnahmen können schwere Verletzungen und Krankheiten vermieden werden.
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