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Und welche Marotten haben Sie? (Foto: Monkey Business/Fotolia.com)
Compliance anders, Teil 3

Wenn der Kollege Marotten zeigt

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
02.12.2016
Auch Compliance-Officer sind nicht davor gefeit, Marotten auszuprägen, die die Interaktion mit Mitarbeitern belasten. Welche das sind und wie Sie diese erkennen, erfahren Sie im dritten Teil unserer Serie „Compliance anders“.
Ein Compliance-Officer mag fachlich noch so kompetent sein, an erster Stelle der Wahrnehmung  stehen immer seine Manieren. Hier ist nicht der Platz, den möglichen Verfall der Manieren zu beklagen, dennoch gilt es – gerade als Compliance-Officer – im Umgang mit den Ansprechpartnern im Unternehmen darauf zu achten. Es gibt keine andere Gefahr, alle Fähigkeiten, jeden Einsatz und jede Bemühung nachhaltiger zu zerstören, als mit schlechten Manieren aufzuwarten.

Typische Marotten

 Fünf typische Marotten heutzutage sind:
  • Dauernd auf sein Smartphone zu sehen:  Hierdurch dem Gesprächspartner signalisiert, dass der Compliance-Officer mit seinen Gedanken woanders ist, womit gleichzeitig eine Priorisierung und Geringschätzung verbunden ist.
  • Business Sprech benutzen: Das „Denglisch“ der offiziellen Verlautbarungen, die sperrigen Abkürzungen der zentralen Kennzahlen und der Slang gewisser Mitarbeiterkreise bedürfen der Aufmerksamkeit. Um es anders auszudrücken: Es ist schlicht ein No brainer, bei einem off the record meeting am Coffee Corner, ständig das Gegenüber mit dem ROCE oder den WACC zu challengen.
  • Andere unterbrechen: Niemand wird gerne unterbrochen, dennoch neigt man rasch dazu, andere zu unterbrechen, was respektlos und besserwisserisch wirkt. Oft kann sich der Gegenüber nicht so eloquent ausdrücken und kommt nicht unmittelbar auf den Punkt. Dennoch werden so Zwischentöne und Stimmungen vermittelt, die zur Abrundung des Bildes wichtig sein können.
  • Zu spät kommen: Damit ist ein klares Signal verbunden: meine Zeit ist kostbarer als deine. Schon vor Gesprächsbeginn werden damit die Weichen gestellt. Ein partnerschaftlicher Austausch auf Augenhöhe erscheint weder erwünscht noch notwendig.
  • Das Blaue vom Himmel versprechen: Selbstverständlich sind verbindliche Zusagen wichtig. Damit ist der eigene Anspruch der Compliance verbunden, nicht nur am Spielfeldrand zu stehen, sondern aktiv die Kollegen zu unterstützen. Oft wird es als eigenes Zeichen der Schwäche verstanden, keine konkreten Aussagen machen zu können. Dennoch sollte nicht zuletzt die Vielzahl der aufgezeigten Fehler der Wahrnehmung dazu beitragen, kurz innezuhalten und die weiteren Schritte dem Gesprächspartner verbindlich zu erläutern, aber keine Versprechungen zu machen, die später nicht einzuhalten sind.

Feedback einholen zu den eigenen Marotten

Da Marotten bei anderen leichter auffallen, als bei einem selbst, sollte hier ein regelmäßiges Feedback innerhalb der Compliance erfolgen. Dies ist ohne Gesichtsverlust mittels einer anonymisierten Befragung möglich. Sehen Kollegen eine gewisse Häufung bei der eigenen Person, gilt es sich zu vergegenwärtigen, dass für die Manieren das gleiche gilt, wie für jede andere Wahrnehmung: entscheidend ist nicht, was objektiv ist, sondern wie es subjektiv wahrgenommen wird.

Serie "Compliance anders"

Teil 1: Compliance Officer: Fortune müssen sie haben!

Teil 2: Nur wenn gesprochen wird, wird der offene Dialog zur Routine


Weiterführende Literatur
Wie sich verhaltensbezogene Einflüsse bei der Entwicklung und Beurteilung der eingesetzten Compliance-Instrumente besser berücksichtigen lassen, stellen Thomas Schneider und Carina Geckert in dem Band "Verhaltensorientierte Compliance: Ansätze und Methoden für die betriebliche Praxis" vor.

Und wie Compliance zum Thema aller Mitarbeiter wird, veranschaulicht Thomas Schneider und Maike Becker in dem Band "Mitarbeiter-Compliance: Strategien für die erfolgreiche Einbindung".

Zur Person

Diplom-Kaufmann Thomas Schneider ist für die Corporate Compliance eines führenden Distributions-, Service- und Bearbeitungsunternehmen für Stahl und Aluminium verantwortlich.