Sie haben folgende Möglichkeiten:
  1. zum Login.
  2. zur Navigation.
  3. zum Inhalt der Seite.

Katharina Völker-Lehmkuhl, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin (Foto: privat)
Nachgefragt bei Katharina Völker-Lehmkuhl

Völker-Lehmkuhl: „Ein Wandel ist auch ohne Vorbereitung möglich”

ESV-Redaktion/ConsultingBay
17.02.2021
Die ESV-Redaktion sprach mit WP, StB Katharina Völker-Lehmkuhl über das Thema unternehmerischer Klimaschutz, wie sich klimabezogene Sachverhalte in der Finanzberichterstattung niederschlagen und was wir aus der Coronakrise für den Klimaschutz lernen können.
Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews auf ESV.info.


Frau Völker-Lehmkuhl, wie hat die Coronakrise die Sicht der Unternehmen auf den Klimawandel verändert?

Katharina Völker-Lehmkuhl: Die Coronakrise hat allen aufgezeigt, dass Naturkatastrophen unser Leben urplötzlich ohne Vorankündigung vollkommen umkrempeln können. Wissenschaftler haben lange vor Pandemien gewarnt, ernstgenommen wurden sie nur von wenigen. Bei einigen wird die Pandemie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf Dauer stärken, bei vielen wird es nicht so sein.

„Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.”

Die Verminderung von Mitarbeitermobilität und Dienstreisen, die unter Klimaschutzaspekten sehr positiv sind, wird bei einigen Unternehmen dauerhaft zu einer höheren Homeoffice-Quote und Verminderung der Reisetätigkeit führen. Wir haben oft gesehen, dass es wunderbar funktionieren kann. Ich muss nicht für eine einzige Besprechung nach London, Paris oder gar New York fliegen. Wenn alle Beteiligten guten Willens sind, geht es auch per Videoschalte und spart neben viel CO2 auch viel Zeit, Geld und Nerven. Daher bin in erschrocken, wenn ich höre, dass viele – gerade kleinere Unternehmen – nach der Corona-Pandemie wieder zum alten Status quo ohne Homeoffice und mit vielen Dienstreisen zurückkehren wollen. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Inwiefern profitiert das Thema Klimaschutz von Maßnahmen und Veränderungen im Zusammenhang mit der Pandemie? Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Katharina Völker-Lehmkuhl: Homeoffice und Videokonferenzen sind wunderbar für den Klimaschutz. Voraussetzung dafür ist natürlich eine gute digitale Infrastruktur. Es sieht aber danach aus, dass die Mehrheit wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren wird. Meine persönliche Hoffnung ist, dass viele Arbeitnehmer quasi mit den Füßen abstimmen werden. Wir haben einen Fachkräftemangel in Deutschland und eine selbstbewusste junge Generation, die ein starkes Bewusstsein für den Klimaschutz hat, auf den Arbeitsmarkt rückt und dort ihre Vorstellungen durchsetzen wird. Diese Generation ist mit der Digitalisierung aufgewachsen und wird kritisch fragen, weshalb sie an fünf Tagen in der Woche viel Zeit für den Weg in die Firma aufwenden und dabei CO2-Emissionen verursachen soll, wenn es auch anders geht. Diese Generation ist nicht mehr bereit, alte Rollenbilder zu leben. Für Eltern sind Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bringen, wenn sich die Arbeit flexibler gestalten lässt. Langfristig werden Unternehmen, die flexible Modelle anbieten, auf dem Arbeitsmarkt bessere Karten haben.

Katharina Völker-Lehmkuhl

Katharina Völker-Lehmkuhl ist Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin sowie Inhaberin der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzlei Völker-Lehmkuhl in Heiligenhaus. Zu ihren Tätigkeitsschwerpunkten zählen neben der Teilnahme an Abschlussprüfungen internationaler Konzerne (u.a. DAX 30) für Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die steuerliche Betreuung von KMU und Erstellung von Jahresabschlüssen gem. HGB, EStG und IFRS sowie die Nachhaltigkeitsberatung.


Nur weil Deutschland für dieses Jahr das Ziel für die Senkung der CO2-Emissionen erreicht, ist noch keine Trendwende erreicht. Die aktuellen Einschränkungen beispielsweise im Verkehrssektor sind nur vorübergehend. Wie lässt sich nachhaltig etwas bewirken? Wo muss am dringendsten nachgebessert werden?


Katharina Völker-Lehmkuhl: Auf Dauer wird der Generationswechsel viel bewirken. Um dies zu beschleunigen, wären intelligente politische Anreize nicht schlecht. Hier geht es nicht um die gesetzliche Pflicht zum Homeoffice, sondern um umfassendere Reformen.

Hat die Krise auch zu Veränderungen im aktiven Handeln geführt? Welche Erfahrungen haben Sie im Jahr 2020 gemacht?

Katharina Völker-Lehmkuhl: Meine Mobilität hat sich extrem vermindert und ich bin fest entschlossen, künftig nur in ausgewählten Fällen persönlich zum Mandanten zu fahren, dies also viel bewusster zu tun als vorher.

Und welches ist Ihre positivste Erfahrung 2020 in Sachen Klimaschutz?

Katharina Völker-Lehmkuhl: Wir haben gesehen, dass ein Wandel – auch ohne Vorbereitung – möglich ist und trotzdem vieles funktioniert. Die Sachen, die gut funktioniert haben, sollten wir dauerhaft fortsetzen.

Nachgefragt bei Katharina Völker-Lehmkuhl 14.10.2019
Völker-Lehmkuhl: „Hier ist kein missionarischer Eifer gefragt, sondern kreative Ideen”
Kaum ein Thema bewegt die Gemüter wie der Klimawandel, mögliche Maßnahmen zum Schutz des Klimas sowie zur Eindämmung von CO2-Emissionen. Wir sprachen darüber im Oktober 2019 mit WP und StB Katharina Völker-Lehmkuhl, Autorin des Buches „Bilanzierung und Besteuerung des CO2-Emissionshandels”. mehr …


Ihr neues Buch zum Thema unternehmerischer Klimaschutz wird in Kürze beim Erich Schmidt Verlag erscheinen. Thematisiert werden nicht nur Hintergründe und zahlreiche Tipps zum praktischen betrieblichen Klimaschutz, sondern Sie erläutern beispielsweise Schritt für Schritt, wie eine CO2-Bilanz erstellt wird. Worauf sollte ein Unternehmen dabei im allerersten Schritt besonders achten?

Katharina Völker-Lehmkuhl: Die Unternehmen sollten sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Die EU hat sich drei Jahrzehnte bis zur vollständigen Klimaneutralität gesetzt, niemand erwartet von einem Unternehmen, das es dies in drei Monaten erreicht. Zu ehrgeizige Zielen sorgen bei der Umsetzung für Frustration und drohen zu scheitern. Das ist nicht zielführend. Intelligente Klimaschutzstrategien gehen zielgerichtet, aber in einem verträglichen Tempo vor.

Lesen Sie hier den ersten Teil des Interviews auf ESV.info.

Praxisleitfaden unternehmerischer Klimaschutz

Autor: Dipl.-Kffr. Katharina Völker-Lehmkuhl

Klimaschutz als eine der größten Aufgaben unserer Zeit fordert Unternehmen beispiellos heraus. Manche Betriebe sind schon gesetzlich zu emissionsmindernden Maßnahmen verpflichtet, viele möchten freiwillig mehr tun, um interne Strukturen, Prozesse und Entscheidungen klimaverträglich auszurichten.

Wie Sie Emissionsquellen in allen Unternehmensbereichen auf den Prüfstand stellen und welche Reduktionsmaßnahmen wirtschaftlich überzeugen, zeigt Ihnen Katharina Völker-Lehmkuhl auf Basis langjähriger Praxiserfahrung.

  • Was sind wesentliche Emissionstreiber in Ihrem Unternehmen, wie berechnen und analysieren Sie z.B. den CO2-Fußabdruck und -Bilanzen?
  • Welche Reduktionsmöglichkeiten gibt es – ob z.B. durch Energieeinsparung oder indirekt z.B. Konsumverzicht, Kompensationsprojekte?
  • Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, wie binden Sie Geschäftspartner, Dienstleister oder sogar Kunden ein?
  • Wie steuern und überwachen Sie Ihre Klimaschutzaktivitäten – und vermeiden Greenwashing?

In vier Schritten zu einer effektiven Klimaschutzstrategie und Win-Win-Situationen für Klima und Unternehmen, die statt Verboten auf positive Motivation setzen.


(ESV,uw)

Programmbereich: Management und Wirtschaft