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Die MAK- und BAT-Werte-Liste ist ein relevanter Teil der wissenschaftlichen Politikberatung. (Foto: janjf93/Pixabay)
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

DFG-Senatskommission veröffentlicht MAK- und BAT-Werte-Liste 2023

ESV-Redaktion Arbeitsschutz
24.08.2023
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat eine neue Liste mit Grenzwerten für gesundheitsschädliche Stoffe am Arbeitsplatz veröffentlicht. Die 59. MAK- und BAT-Werte-Liste wurde dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales übergeben und bildet eine wichtige Basis für die Überarbeitung und Anpassung der gesetzlichen Vorschriften im Bereich Arbeitsschutz.
Änderungen und Neuerungen

In der aktuellen Liste sind 85 Änderungen und neue Einträge enthalten. Die digitale Version der MAK- und BAT-Liste ist in den Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch frei zugänglich. Damit leistet die Kommission auch auf internationaler Ebene einen Beitrag zum aktiven Arbeitsschutz. Im Einzelnen sind 16 neue MAK- und BAT-Werte in der aktuellen Liste enthalten. Hervorzuheben ist unter anderem die Überprüfung und Absenkung eines MAK-Wertes für ε-Caprolactam. ε-Caprolactam ist ein wichtiger Ausgangsstoff für die Herstellung von Kunststoffen, z. B. Nylon. Abgeschlossen wurde auch die Bewertung des Metalls Indium und seiner anorganischen Verbindungen, die von großer Bedeutung für technische Anwendungen in der elektronischen Industrie sind. Indium und seine anorganischen Verbindungen wurden als krebserzeugend eingestuft, da sie bei Ratten und Mäusen Entzündungen und Tumore in der Lunge hervorriefen, wenn sie den Stoff eingeatmet hatten. Aus den bisherigen Daten konnte jedoch kein gesundheitsbezogener Arbeitsplatzgrenzwert abgeleitet werden.

Für den Stoff Diethylenglykolmonomethylether (DEGME), der u. a. als Frostschutzmittel in Flugzeugkraftstoffen eingesetzt wird, ist auch ein BAT-Wert für den Parameter Methoxyessigsäure abgeleitet worden. Methoxyessigsäure wirkt entwicklungstoxisch auf das ungeborene Kind, auch wenn der MAK- und der BAT-Wert eingehalten werden. Daher wurde für schwangere Frauen eine Urinkonzentration abgeleitet, bei der nicht von einer fruchtschädigenden Wirkung auszugehen ist, um das ungeborene Kind zu schützen.

MAK und BAT

Die Liste der MAK-Werte und BAT-Werte enthält neben den MAK-Werten (Maximale Arbeitsplatzkonzentrationen) – das sind die Stoffmengen, die als Gase, Dämpfe oder Aerosole in der Luft am Arbeitsplatz langfristig keine Schäden verursachen – auch Angaben dazu, ob Arbeitsstoffe Krebs erregen, Keimzellen oder das ungeborene Kind in der Schwangerschaft gefährden, die Haut oder die Atemwege sensibilisieren oder in toxischer Menge durch die Haut absorbiert werden können. Außerdem werden die Mengen an Arbeitsstoffen angegeben, denen ein Mensch während seines gesamten Arbeitslebens ausgesetzt sein darf, ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden (Biologische Arbeitsstoff-Toleranz-Werte, BAT-Werte). Die Liste enthält außerdem Biologische Leit-Werte (BLW) und Arbeitsstoff-Referenzwerte (BAR). Die Expositionsäquivalente für krebserzeugende Arbeitsstoffe (EKA) geben an, welche innere Belastung sich bei ausschließlicher Stoffaufnahme über die Atmung ergeben würde.

Alle Stoffbegründungen und Methodenbeschreibungen der Kommission sowie die jährlichen Listen der MAK- und BAT-Werte sind in der MAK-Collection recherchierbar. Betrieben wird die Internetplattform von der ZB MED, der Zentralen Fachbibliothek für Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften in Deutschland. Damit sollen nicht nur die aktuellen Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit der Kommission frei zugänglich gemacht werden, sondern auch die Ergebnisse für eine breitere Nachnutzung aufbereitet werden.

Hohe wissenschaftliche Qualität

Im Rahmen der kontinuierlichen Auseinandersetzung der Kommission mit neuen methodischen Ansätzen hat die Kommission im April 2023 eine Stellungnahme zu „New Approach Methods (NAMs) in der wissenschaftsbasierten Ableitung von Grenzwerten“ veröffentlicht. Der Begriff „New Approach Methods“ (NAMs) wird auf europäischer und internationaler Ebene verwendet, um die Risiken von Chemikalien zu bewerten. Darunter werden verschiedene methodische Ansätze zusammengefasst: neben Untersuchungen an Zellkulturen z. B. auch Datenintegrations- und Modellierungsansätze. NAMs bieten damit die Chance, die Zahl tierexperimenteller Ansätze zu reduzieren und existierende Datensätze systematischer zu nutzen.

In ihrer Stellungnahme wies die Kommission darauf hin, dass die zunehmende Anwendung von NAMs einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des 3R-Prinzips (Replace, Reduce, Refine) in der Forschung leiste und in Verbindung mit den klassischen toxikologischen Ansätzen zu einer erheblichen und sinnvollen Erweiterung der Risikobewertung führen könne. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass noch erheblicher Forschungsbedarf bestehe, um die Möglichkeiten und Grenzen von NAMs zu validieren und wissenschaftlich zu bewerten, bevor auf tierexperimentelle Forschungsansätze zur quantitativen Risikoabschätzung als Bedingung für die Ableitung von Grenzwerten verzichtet werden könne.

Noch nicht final

Für alle überprüften Stoffe liegen ausführliche wissenschaftliche Begründungen vor. Bis zum 31. Dezember 2023 können Vorschläge für Änderungen und Neuaufnahmen diskutiert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt können dem Sekretariat der Kommission neue Daten oder wissenschaftliche Erläuterungen vorgelegt werden.

Die MAK- und BAT-Werte-Liste ist ein relevanter Teil der wissenschaftlichen Politikberatung, die satzungsgemäßer Auftrag der DFG ist. In Anerkennung der hohen wissenschaftlichen Bedeutung der Arbeit der Senatskommission hat der Senat der DFG bereits im Dezember 2022 der Verlängerung des Mandats der MAK-Kommission für weitere sechs Jahre zugestimmt.

 
Zur MAK- und BAT-Werte-Liste 2023, zu den Open-Access-Publikationen der MAK Collection sowie zu weiteren Informationen über die Arbeit der Senatskommission unter: www.dfg.de/mak 

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