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Guter Fremdsprachenunterricht hat viele Dimensionen. (Foto: Gorodenkoff/stock.adobe.com)
Auszug aus „Fremdsprache Deutsch Heft 73: Kompetent unterrichten“

Dimensionen professioneller Lehrkompetenz praktisch umsetzen

ESV-Redaktion Philologie
28.10.2025
Was macht guten Fremdsprachenunterricht aus? In sich ständig verändernden Bildungskontexten sind Lehrkräfte mit immer neuen Anforderungen konfrontiert und Lehrkompetenz bedeutet mehr als Sprachbeherrschung und Didaktik. Wie reagiert man auf Konflikte, Künstliche Intelligenz oder Unsicherheiten? Wie kann man Lernprozesse individuell begleiten? Dass Lehrkompetenz nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern gelebte Praxis ist zeigt die neue Ausgabe unserer Zeitschrift Fremdsprache Deutsch.
Die Heftherausgeber:innen leiten in ihrem Einführungsbeitrag in die Thematik ein. Lesen Sie hier einen Ausschnitt daraus.

Kompetent unterrichten

Für verschiedene Lernende in einer globalisierten und digitalisierten Welt Deutschunterricht zu planen und abzuhalten erfordert nicht nur fachliches Wissen und eigene Sprachkompetenz, sondern auch ein hohes Maß an didaktischer Flexibilität, interkultureller Sensibilität und professioneller Reflexionsfähigkeit. Doch was genau macht eine kompetente DaF-Lehrkraft aus?
Die Äußerungen von einzelnen DaF / DaZ-Lehrpersonen zur Frage, was sie besonders gut können und wo sie sich noch weiterentwickeln möchten, liefern hier impressionistisch ein Potpourri: vom Schaffen einer positiven Lernatmosphäre, guten Erklärungen und Aufgaben über konstruktive Gespräche mit Eltern und Feedback für Lernende bis zum vielfältigen Einsatz von Methoden und dem Umgang mit digitalen Tools.
Lehrendenkompetenz ist ein vielschichtiges Konstrukt, das sich nicht auf einzelne wenige Fähigkeiten und Handlungsfelder reduzieren lässt. In einem Spannungsfeld von Kontext, in dem das Deutschlernen stattfindet, fremdsprachendidaktischer Theorie und Praxis greifen verschiedene Kompetenzbereiche ineinander. Diese kann man in unterschiedlicher Detailliertheit beschreiben. Entsprechend wurden in der Fremdsprachenforschung zahlreiche Modelle entwickelt, die professionelle Kompetenzbereiche von Fremdsprachenlehrenden systematisieren (z. B. Hallet 2006; Bleichenbacher et al. 2019).
Viele Modelle unterscheiden verschiedene Dimensionen von Kompetenzen: Diejenigen Kompetenzen, die unmittelbar auf die Lehr- und Lernprozesse bezogen sind, wurden z. B. von Wolfgang Hallet als unterrichtsbezogene Kompetenzen bezeichnet. Daneben beschreibt er übergreifende pädagogische und didaktische Kompetenzen, persönliche und soziale Kompetenzen wie auch die Entwicklungskompetenz von Lehrkräften als sehr relevant (Hallet 2006, 36). Wir beziehen uns in diesem Heft auf ein Rahmenmodell, in dem Michael Legutke und Michael Schart vier Dimensionen professioneller Kompetenz veranschaulichen, die eng miteinander verflochten sind. […]

Nachgefragt bei: Prof. Dr. Andrea Ender und Dr. Imke Mohr 29.10.2025
„Lehrkräfte sollten auf die eigenen Ressourcen achten“
Wie ist es heutzutage, Lehrerin oder Lehrer zu sein? Wie beeinflussen Klassenzusammensetzung, die Digitalisierung, aber auch die Persönlichkeiten der Lehrkäfte selbst den Unterricht? Welche Kompetenzen sind besonders wichtig? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die neue Ausgabe unserer Zeitschrift Fremdsprache Deutsch „Kompetent unterrichten“. Wir haben mit zwei der Herausgeberinnen des Heftes, Prof. Dr. Andrea Ender und Dr. Imke Mohr, darüber gesprochen. mehr …

Sprache & Kultur
Die deutsche Sprache zu beherrschen und die Kultur der deutschsprachigen Länder zu kennen, steht natürlich für Lehrkräfte, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, an erster Stelle. Genauso wichtig ist aber auch die Kompetenz, passende Inhalte und Themen für den Deutschunterricht auswählen zu können. Diese Dimension verdeutlicht zugleich die übergreifenden Ziele des fremdsprachlichen Deutschunterrichts: Lehrende müssen sprachliches und kulturbezogenes Lernen für die Schüler:innen „arrangieren“. […] Die Kompetenz im Bereich Sprache & Kultur steht in diesem Heft im Beitrag von Jens Hierbeck, Raphael Schulmeister-Dick und Verena Wiest im Mittelpunkt. Er beschreibt die Herausforderung, kommunikative Situationen, die z. B. Auszubildende im Beruf bewältigen müssen, so für den Unterricht auszuwählen und aufzubereiten, dass Schüler:innen die spezifischen sprachlichen und kulturbezogenen Fähigkeiten üben können. Bei der Auswahl der Lerngegenstände beachten Lehrkräfte auch besonders die Interessen und Lernbedarfe ihrer Schüler:innen. Sie erfahren in diesem Heft, dass Lehrkräfte die Lebensrealitäten ihrer Schüler:innen gut kennen und diese bei der Auswahl von Themen berücksichtigen sollten. Dies ist ein pädagogisches Muss und kann Einfluss darauf haben, ob sich Schüler:innen auf die Themen und Unterrichtsinhalte einlassen können. […]

Identität & Rolle
Diese […] Kompetenzdimension veranschaulicht die Tatsache, dass das Gelingen von Unterricht stark mit der Lehrperson, ihrer Identität und ihrem Rollenverständnis verbunden ist: Entscheidungen und Handeln im Unterricht sind geprägt von biografischen Erfahrungen (z. B. Erfahrungen mit eigenem Fremdsprachenunterricht), vom Selbstbild als Lehrer:in, von den Motiven zu unterrichten sowie von Persönlichkeitsmerkmalen (wie z. B. Introvertiertheit / Extrovertiertheit einer Lehrkraft). Aber auch Rollenbilder, die von außen kommen (z. B. Was erwartet die Gesellschaft von guten Lehrer:innen?), können Lehrende beeinflussen (Legutke / Schart 2016, 25f.). Die eigene Rolle und Identität als Lehrer:in zu entdecken, Veränderung und berufliche Herausforderungen annehmen zu können, setzen Selbstreflexion voraus. Diese ist z. B. auch notwendig dabei, die eigenen Grenzen erkennen und für das eigene Wohlbefinden im Beruf sorgen zu können.
Im Beitrag von Magdalena Rozenberg von der Universität Gdańsk steht die „Selbstkompetenz und Selbstfürsorge“ von Lehrkräften im Fokus. Diese Kompetenz ist eng mit der Fähigkeit verbunden, sich selbst lebenslang im Blick zu behalten und für die eigene physische und psychische Gesundheit einzutreten. Sie sei gerade bei Lehrer:innen sehr wichtig, die auf allen Ebenen ihrer beruflichen Tätigkeit ständig gefordert sind, besonders auf der Beziehungsebene, so Rozenberg. Die Autorin zeigt, was im Schulalltag und seinen Rahmenbedingungen belastend sein kann. Schließlich gibt sie Lehrer:innen und Fortbildner:innen Empfehlungen, wie man die eigene Selbstkompetenz entwickeln kann, um belastende Anforderungen im Beruf zu meistern und psychisch im Gleichgewicht zu bleiben.

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Wenn sie neugierig auf die weiteren Dimensionen professioneller Kompetenz geworden sind, können Sie die neue Ausgabe der Zeitschrift „Fremdsprache Deutsch“ hier bestellen. Alle Hefte der Zeitschrift finden Sie auch online.

Fremdsprache Deutsch Heft 73 (2025): Kompetent unterrichten

Themenheftherausgebende: Matthias von Gehlen, Andrea Ender, Almut Ketzer-Nöltge, Petra Klimaszyk, Imke Mohr, Ingo Thonhauser und Wassilios Klein

Lehrkräfte jonglieren heutzutage mit vielen Anforderungen. Lehrkompetenz umfasst daher mehr als Sprachbeherrschung, Didaktik und Kommunikation. In Bildungskontexten, die sich rasant verändern – durch KI, Diversität, neue Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen – braucht es ein erweitertes Verständnis professionellen Handelns.
Die neue Ausgabe von Fremdsprache Deutsch rückt genau diese Zukunftskompetenzen in den Mittelpunkt: Wie gelingt es, Lernprozesse nicht nur zu steuern, sondern individuell zu begleiten? Wie kann Selbstfürsorge zur Ressource im Schulalltag werden? Welche Haltung hilft im Umgang mit Konflikten, digitalen Tools oder Unsicherheiten?
Das Heft zeigt zudem, wie Unterrichtsvideos zur Reflexion beitragen, wie agile Lernformen neue Freiräume schaffen und wie ein tieferes Verständnis für die Lebensrealitäten der Lernenden den Unterricht bereichern kann.
Ein Heft für alle, die ihre Lehr- oder Fortbildungspraxis weiterdenken wollen – fundiert, praxisnah und mit Blick auf das, was morgen zählt.

Programmbereich: Deutsch als Fremdsprache