„Lehrkräfte sollten auf die eigenen Ressourcen achten“
Andrea Ender: Die Rahmenbedingungen, unter denen Lehrer:innen Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache unterrichten, sind sehr verschieden. Die individuellen Bündel von Herausforderungen unterscheiden sich daher natürlich stark – etwa zwischen einer Lehrperson in einer internationalen PASCH-Schule oder in einer Willkommensklasse im deutschsprachigen Umfeld. Die Themen Diversität der Lernenden, aber auch Digitalisierung, Selbstfürsorge und eigene Weiterentwicklung fordern aber sicherlich viele Lehrpersonen gleichermaßen.
Im DaZ/DaZ-Unterricht stehen viele Lehrkräfte vor sehr diversen Klassen. Was bedeutet das für den Unterricht und wie gehen Lehrkräfte damit am besten um?
Imke Mohr: Heterogenität in Bezug auf Gruppen von Lernenden bedeutet erst mal, dass das, was ich als Lehrer:in unterrichte und intendiere, bei jedem:r Schüler:in etwas anders ankommt. Und da ich nicht zu jeder Zeit alle im Blick haben kann, ist es gut, einige grundlegende Prinzipien im Unterricht zu berücksichtigen: So weiß man, dass es in Klassen in der Regel privilegiertere Schüler:innen gibt und solche, die mit weniger z. B. materiellen Vorteilen aufwachsen. Diesen Umstand kann man berücksichtigen, indem man Themen oder Lernaktivitäten auswählt, bei denen diese Umstände keine Rolle spielen.
| Auszug aus „Fremdsprache Deutsch Heft 73: Kompetent unterrichten“ | 28.10.2025 |
| Dimensionen professioneller Lehrkompetenz praktisch umsetzen | |
| Was macht guten Fremdsprachenunterricht aus? In sich ständig verändernden Bildungskontexten sind Lehrkräfte mit immer neuen Anforderungen konfrontiert und Lehrkompetenz bedeutet mehr als Sprachbeherrschung und Didaktik. Wie reagiert man auf Konflikte, Künstliche Intelligenz oder Unsicherheiten? Wie kann man Lernprozesse individuell begleiten? Dass Lehrkompetenz nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern gelebte Praxis ist zeigt die neue Ausgabe unserer Zeitschrift Fremdsprache Deutsch. mehr … | |
Was versteckt sich hinter dem Begriff „Sprachlerncoaching“?
Andrea Ender: Ein Sprachlerncoaching ist eine individuelle Begleitung von Lernenden. Es orientiert sich an ihren Ressourcen und rückt die Selbstlernkompetenz und Motivation der Lernenden in den Vordergrund. Die Lehrkraft oder auch Mitlernende werden zu Mentor:innen in einem Prozess, in dem die Lernenden ihre bisherigen Sprachlernerfahrungen analysieren, einen Lernplan entwickeln und Überlegungen anstellen, wie sie Hindernisse überwinden und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken können.
Stress gehört zum Lehrberuf, sollte aber nicht Überhand gewinnen. Wie können Fremdsprachenlehrkräfte auf Gesundheit und Nachhaltigkeit im Alltag achten?
Imke Mohr: Lehrer:innen haben immer zahlreiche Lernende im Blick, sehen ihre Lernbedarfe, behalten ihre Kompetenzentwicklung im Blick, wählen für sie motivierende Lernaktivitäten aus. Genauso wichtig ist es, dass Lehrkräfte auf die eigenen Ressourcen achten und erkennen, wann die eigenen Grenzen erreicht sind und eine Pause wichtig und möglich ist. In der neuen Ausgabe von Fremdsprache Deutsch ist ein Beitrag zu Selbstfürsorge und Selbstkompetenz enthalten, der Ideen gibt.
Was ist Ihr ganz persönlicher Tipp für guten Fremdsprachenunterricht?
Imke Mohr: Versuche als Lehrer:in bei der Wahl von Übungs- und Aufgabenformaten zu berücksichtigen, mit welchen Vorstellungen, Wünschen und Bedarfen die Lernenden den Unterricht gewählt haben oder aber in den Unterricht kommen.
Andrea Ender: Daneben würde ich noch unterstreichen, dass auch das Schaffen einer wertschätzenden und ermutigenden Lernatmosphäre wichtig ist. Wenn Lernende sich gerne beteiligen, wenn sie spüren, dass ihnen der Unterricht hilft, sich selbst auszudrücken und mit anderen in Kontakt zu treten, entstehen Motivation und positive Emotionen.
Vielen Dank für das Interview!
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Programmbereich: Deutsch als Fremdsprache