Menopause: Vom Tabu- zum Trendthema – aber auf welcher Datenbasis?
Einen Diskussionsschub löste eine Online-Umfrage (2023) unter berufstätigen Frauen aus. Die Ergebnisse klangen dramatisch: Knapp ein Fünftel der Befragten über 55 Jahre wollte demnach früher in Rente gehen, fast ein Viertel hatte bereits die Arbeitszeit reduziert.[1] Ein genauer Blick zeigt jedoch: Die Erhebung entspricht nicht dem, was eine verlässliche Studie ausmacht. Obwohl sie nur als „Datenerhebung“ bezeichnet wird, wird sie oft so dargestellt, als sei sie repräsentativ. Teilnehmerinnen wurden etwa über Aushänge in Arztpraxen oder Social-Media-Aufrufe gewonnen. Vor allem Frauen mit stärkeren Beschwerden melden sich, was die Ergebnisse verzerrt.[2]
Repräsentative forsa-Studie im Auftrag der hkk Krankenkasse zeigt ein anderes Bild
Im Auftrag der hkk Krankenkasse hat die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH eine Befragung zum Thema „Gesundheit, Beruf, Familie: Wie erleben Frauen die Wechseljahre?“ durchgeführt. Sie liefert ein deutlich differenzierteres Bild: Nur fünf Prozent der befragten Frauen ließen sich wegen Wechseljahresbeschwerden krankschreiben, nicht 29 Prozent. 37 Prozent empfanden im Berufsalltag eine erhöhte Stressbelastung und konnten sich weniger gut konzentrieren (31 Prozent) – deutlich weniger als die in der MenoSupport-Umfrage ermittelten 73,8 und 74,3 Prozent.
„Unsere Befragungsergebnisse sind repräsentativ für Arbeitnehmerinnen zwischen 40 und 65 Jahren“, sagt Anna Nymbach, Gesundheitswissenschaftlerin und Projektleiterin der Studie. „Die Struktur-Gewichtung der Stichprobenergebnisse basiert auf der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung sowie dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes.“
Wie viel Menopause braucht der Arbeitsplatz?
Auch bei der Frage nach Unterstützungsangeboten zeigt sich ebenfalls ein anderes Bild. In der forsa-Studie hielten 30 Prozent der Befragten eine Sensibilisierung von Führungskräften für sinnvoll – in der nicht repräsentativen Befragung waren es mehr als doppelt so viele.
„Es ist höchste Zeit, dass Frauengesundheit und die Wechseljahre die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen – auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Denn wer Frauen stärkt, stärkt das ganze Unternehmen“, betont die hkk-Präventionsexpertin Dr. Wiebke Hüber. „Aber es betrifft Frauen eben sehr unterschiedlich. Ein Drittel leidet stark, ein Drittel mäßig, ein Drittel kaum. Darauf sollten Arbeitgeber mit Augenmaß reagieren – nicht mit Pauschalprogrammen. „Anstatt einfach alle Frauen dieser Altersgruppe als besonders belastet einzustufen, sollte zunächst eine Bedarfsanalyse erfolgen, auf deren Grundlage passgenaue Angebote entwickelt werden.“
Fazit: Es braucht mehr medizinische Forschung, mehr Aus- und Weiterbildung, mehr Prävention und Aufklärung, damit Frauen in ihrer Lebensmitte endlich die Unterstützung bekommen, die sie verdienen. Und dafür ist eines unverzichtbar: valide Daten.
Link zur Studie: https://www.hkk.de/presse/studien-und-reports
[1] MenoSupport: Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz
[2] https://taz.de/Die-Menopause-wird-zu-sehr-problematisiert/!6060672/
Quelle: Pressemitteilung hkk
Das könnte Sie auch interessieren:
| Berufsrecht für Arbeitsmediziner Autor: Patrick Aligbe Programmbereich: Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit Berufsrecht in der Praxis
Pflichtlektüre für Ärztinnen und Ärzte mit der Gebietsbezeichnung „Arbeitsmedizin“ und der Zusatzbezeichnung „Betriebsmedizin“ sowie alle an der Arbeitsmedizin interessierten Personen und Dienste. |
| Wechseljahre | 21.07.2025 |
| Neu: Menopause@work – Leitfaden für Unternehmen | |
| Was haben Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Hitzewallungen mit dem Arbeitsplatz zu tun? Mehr, als viele denken – denn rund 11 Millionen Frauen in Deutschland sind zwischen 40 und 59 Jahre alt, etwa 80 Prozent von ihnen berufstätig. Die Wechseljahre betreffen damit neben der Gesundheit einzelner Mitarbeiterinnen und deren Arbeitsfähigkeit auch das Betriebsklima und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. mehr … | |
Programmbereich: Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit