
Neu: Menopause@work – Leitfaden für Unternehmen
Wissenschaftlich fundiert – mit Blick auf die Praxis
Die Empfehlungen basieren auf der MenoSupport-Studie, die von Prof. Dr. Andrea Rumler (HWR Berlin) geleitet wurde. Ein Fachbeitrag dazu erschien in der „Betrieblichen Prävention“ 06/24. Die Studie liefert erstmals umfangreiche Daten zur Arbeitsrealität von Frauen in den Wechseljahren in Deutschland – und zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist:
- 74 Prozent der Betroffenen berichten über Konzentrationsprobleme,
- 50 Prozent fühlen sich ungeduldiger oder gereizter,
- jede fünfte Frau über 55 denkt über einen vorzeitigen Ruhestand nach.
Drei Empfehlungsbereiche – viele Möglichkeiten
Die Handlungsempfehlungen gliedern sich in drei zentrale Bereiche:
1. Aufklären: Mehr Wissen für alle
Unternehmen sollten Wissen über die körperlichen und psychischen Veränderungen in den Wechseljahren vermitteln – und zwar nicht nur an betroffene Frauen, sondern auch an Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen.
2. Kommunikation fördern: Offenes Miteinander ohne Tabus
Eine offene, sensibel geführte Kommunikation ist entscheidend. Rund 68 Prozent der befragten Frauen wünschen sich, dass Wechseljahre am Arbeitsplatz kein Tabu mehr sind. Austauschformate oder interne Informationskampagnen können hier wichtige Impulse setzen.
3. Handeln: Vom Reden ins Tun – mit konkreten Maßnahmen
Von flexiblen Arbeitszeitmodellen über betriebliches Gesundheitsmanagement bis zur Sensibilisierung von Führungskräften – Unternehmen haben viele Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld besser auf die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren abzustimmen. Besonders hilfreich empfinden Betroffene:
- Schulungen für Führungskräfte (76 %)
- Eine unterstützende Arbeitsatmosphäre (73 %)
- Flexible Arbeitszeiten (73 %)
- Betriebliche Gesundheitsangebote (65 %)
Unbehandelte Wechseljahresbeschwerden sind nicht nur ein individuelles Gesundheitsproblem, sondern auch ein volkswirtschaftlicher Faktor: Wie Berechnungen von Prof. Dr. Andrea Rumler und Prof. Dr. Till Strohsal von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zeigen, entstehen dadurch jährlich Kosten von rund 9,4 Milliarden Euro sowie etwa 40 Millionen Fehltage. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels gewinnt dieses Thema an Brisanz. Frauen in dieser Lebensphase gezielt zu unterstützen und langfristig zu binden, ist nicht nur Ausdruck sozialer Verantwortung – es ist auch eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Investition.
Auch international nimmt das Thema zunehmend Fahrt auf:
- Großbritannien setzt mit einer nationalen „Women’s Health Strategy“ und zertifizierten „menopause-friendly workplaces“ neue Standards.
- Frankreich diskutiert parteiübergreifend gesetzliche Maßnahmen.
- Deutschland und Österreich haben das Thema in ihren Koalitionsverträgen verankert, politische Debatten finden auf Landes- und Bundesebene statt.
Zielgruppen und Zugang zur Publikation
Die Handlungsempfehlungen richten sich an Unternehmen, Führungskräfte, Personalverantwortliche, Betriebsärzt:innen und alle, die im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig sind. Besonders relevant ist der Leitfaden für Branchen mit hohem Frauenanteil – etwa in Pflege, Bildung, Verwaltung und im Dienstleistungssektor. Die Publikation „Menopause@work“ steht ab sofort auf den Webseiten der HWR Berlin und der BARMER zum Download bereit.
Link: https://www.hwr-berlin.de/aktuelles/neuigkeiten/publikationen
Ergebnisse der MenoSupport-Studie sind online abrufbar unter https://blog.hwr-berlin.de/menosupport/ergebnisse/
Quelle: Pressemitteilung der HWR
Über Andrea Rumler |
Andrea Rumler ist Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in München, Köln und New York, promovierte an der Universität Köln und war unter anderem als Geschäftsführerin in New York tätig. Als Projektleiterin der MenoSupport-Studie (2023) verantwortete sie die erste deutschlandweite Untersuchung zum Erleben der Wechseljahre am Arbeitsplatz und veröffentlichte anschließend gemeinsam mit Till Strohsal eine volkswirtschaftliche Abschätzung der Folgekosten unbehandelter Wechseljahresbeschwerden. |
Über Miriam Stein |
Miriam Stein ist freie Journalistin, Buchautorin und Keynote-Speakerin. Sie wuchs in Osnabrück auf und studierte in New York. Zehn Jahre lang war sie Kulturchefin der deutschen Ausgabe des internationalen Modemagazins „Harper’s Bazaar“. Ihr Buch „Die gereizte Frau“ über die Wechseljahre wurde 2022 ein SPIEGEL-Bestseller. Als Aktivistin und Lobbyistin hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass das Thema Wechseljahre in Deutschland auch politisch wahrgenommen wird. In ihren Vorträgen spricht sie regelmäßig über die gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Menopause und engagiert sich für eine offene Diskussion in Unternehmen und Institutionen. |
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