
Süßer die Geschichten nie klingen als zu der Weihnachtszeit
Kurzum, zum Jahresende hin steigt die Freude daran, in Fantasiewelten einzutauchen. Und es gibt eine weitere Möglichkeit, in den Genuss von Geschichten zu kommen: Hörspiele und -bücher. Diese werden im diesjährig im Erich Schmidt Verlag erschienenen Hörspiel und Hörbuch – Literatur als Performance von Peter Klotz beleuchtet, der sie als eigenständige Literaturform versteht. Einen kleinen Einblick möchten wir Ihnen bieten – vielleicht finden Sie hier eine Geschichte für sich?
Wem der Sinn eher nach Lustigem steht, findet mit Das Beste von Karl Valentin: Die Zukunft war früher auch besser kurzweilige Unterhaltung. Und wann eignet sich Robert Seethalers Rückblick auf Ein ganzes Leben besser als in der Zeit zwischen den Jahren?
Leonhard Koppelmann wiederum erweckt in seiner Hörbuchfassung der Erzählung Montauk von Max Frisch die Auseinandersetzung Frischs mit seiner eigenen Biografie im Originaltext durch eine Collage von Stimmen, Geräuschkulissen und Musik performativ zum Leben. Max Ophüls' Fassung von Goethes Novelle aus dem Jahr 1953 ist ein Hörbuchklassiker, der ähnliche auditive Mittel verwendet, um dem Original eine neue Dynamik zu verleihen, durch die ein nun fast zweihundert Jahre alter Text förmlich wiederbelebt wird.
Nachgefragt bei Prof. Dr. Peter Klotz | 11.02.2022 |
„Hörspiel und Hörbuch entfalten eine eigene Ästhetik durch ihren Performanz-Charakter“ | |
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Hörspiele und Hörbücher eröffnen sensibilisierten Zuhörerinnen und Zuhörern neue Welten. Seit der Erfindung des Radios entstanden zunächst Hörspiele, gefolgt von Hörbüchern, und seit einigen Jahrzehnten gewinnen auch Podcasts an Aufmerksamkeit. Diesen Phänomenen widmet sich ein neu im Erich Schmidt Verlag erschienener Band in einem historischen Querschnitt. Wir haben mit dem Autor Prof. Dr. Peter Klotz gesprochen, der sein Hauptaugenmerk auf die Faktoren legt, die Literatur zur Performance werden lassen. mehr … |
Diese dynamische und immersive Wirkung, die die Aufführung eines literarischen Textes mit sich bringt, ist umso eindrucksvoller für Kinder, die die Welt noch stark aural wahrnehmen. Daher erfreuen diese sich insbesondere an Meister Eder und seinem Pumuckl oder an Pippi Langstrumpf – Geschichten, die mit ihrer sorglosen Sprache und ihren endlosen Reimen herzlich, familiär und insbesondere spaßig und spielerisch wirken. Jugendliche können beispielsweise den philosophischen Gedankengängen in Jostein Gaarders Sofies Welt lauschen.
Doch gleich, ob verspielte oder gehobene Literatur, ob für jung oder alt, das Genre Hörspiel und Hörbuch zeugt von einer Vielfalt, durch die es ein Leichtes sein sollte, den Titel zu finden, dem Sie diese Feiertage lauschen könnten. Sie sind kein Fan narrativer Texte? Vielleicht zieht es Sie dann zur SDR-Fassung von Dürrenmatts Die Physiker oder anderen Adaptionen dramatischer Werke. Sind Sie doch eher dem Lyrischen zugetan? Dann lauschen Sie doch Heinrich Heines satirischem Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen.
All diese und weitere Hörspiele und -bücher werden ausführlich analysiert im hier erhältlichen Hörspiel und Hörbuch. Falls Sie für die Feiertage noch auf der Suche nach Literatur sein sollten, können wir Ihnen diesen Band nur empfehlen.
Wir wünschen Ihnen allen eine besinnliche Weihnachtszeit!
Der Autor |
Peter Klotz hatte die Professur für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur in Bayreuth inne. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Sprachreflexion, Grammatik, Schreiben und vor allem in der funktionalen Verbindung von Sprachwissen und Literaturrezeption sowie besonders in textbezogener Pragmatik. Im ESV liegen von ihm schon die Bücher „Beschreiben. Grundzüge einer Deskriptologie“ (2013), „Modifizieren. Aspekte pragmatischer und sprachlicher Textgestaltung“ (2017) und „Werten. Zur Praxis mentaler, pragmatischer und sprachlicher Orientierung“ (2019) vor. |
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Hörspiel und Hörbuch – Literatur als Performance Autor: Peter Klotz Hörspiele, Hörbücher und Podcasts sind längst nicht mehr Randerscheinungen der kulturellen Szene. Seit der Erfindung des Radios entstanden sie als neue technische und literarische Möglichkeiten: so das Hörspiel 1923 in England, 1924 in Deutschland. In den letzten Jahrzehnten ist das Hörbuch mehr und mehr hinzugekommen, während sich der Podcast zunehmend als wichtiges, auch literarisches audiophones Experimentierfeld erweist. |
Programmbereich: Germanistik und Komparatistik