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Frühe Sprachförderung kommt allen zugute (Foto: farbkombinat/Fotolia.com)
Frühförderung Zweitsprache

Kinder wachsen in multikulturell und multilingual geprägter Welt auf

Kathrin Sokolowski
18.02.2016
Kinder sollten möglichst früh sprachlich gefördert werden; das gilt für die Erstsprache genauso wie für das Deutsche als Zweitsprache für zugewanderte Kinder. Doch wie sieht eine gute Förderung aus, welche Möglichkeiten gibt es?
Kinder wachsen heute in einer multikulturell und multilingual geprägten Welt auf – eine Ressource, die in Bildungsinstitutionen Wertschätzung und Förderung finden sollte. Die sprachliche Vorbereitung auf die Schule verläuft eingleisig, wenn sie nur die deutschsprachigen Kenntnisse einbezieht.

Zweitsprache in der Frühförderung

Doch auch das Deutsche als Zweitsprache für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprachen bedarf einer systematischen Förderung. Der folgende Beitrag fokussiert die DaZ-Frühförderung. Seine Schwerpunkte lassen sich jedoch auch auf andere Sprachen und Länder mit ausgeprägten Migrationsgeschichten übertragen.

Kinder können in einem sprachlich aktiven Umfeld in erstaunlich kurzer Zeit mündliche Sprachfertigkeiten erwerben. Lange Zeit nahm man in der Bundesrepublik an, dass sich in Deutschland geborene und aufwachsende Kinder bis zum Eintritt in Bildungsinstitutionen sprachlich quasi von selbst integrieren würden. Dass diese Annahme viel zu häufig nicht die gewünschten Erfolge verspricht, wissen Erzieher/-innen und Lehrer/-innen nicht erst seit internationalen Schulleistungsstudien zu berichten.

Als Folge des PISA-Schocks 2000 entschied die Kultusministerkonferenz, dass die Sprachkompetenzen „bildungsbenachteiligter Kinder, insbesondere auch der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ bereits im Vorschulalter wirksam gefördert werden müssen (KMK 2002). Seitdem haben sich bundesweit zahlreiche Projekte zur frühen DaZ-Förderung von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache entwickelt. Die „DaZ-Frühförderung“ umfasst den Bereich der Elementarerziehung, den Übergang zur Grundschule und die Schuleingangsphase (vgl. Kniffka/Siebert-Ott 2007: 128).

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Warum ist eine spezifische DaZ-Frühförderung nötig?


Die Leseleistungen deutscher Grundschüler fielen zwar im internationalen Vergleich von IGLU 2006 insgesamt erfolgreicher aus als die der Sekundarschüler der PISA-Studien. Doch auch hier erzielten Kinder, deren Eltern beide im Inland geboren sind, deutlich bessere Leseleistungen als Kinder mit Migrationshintergrund. Ein großer Anteil des Leistungsrückstands erklärt sich aus ihrer sozialen Lage und den Bildungshintergründen der Eltern (vgl. Bos/Lankes/Prenzel/ Schwippert/Valtin/Walter 2007: 24). Die institutionalisierte DaZ-Förderung kann zwar nichts an sozioökonomischen Situationen der Familien ändern, an den sprachlichen Fertigkeiten und somit bildungsbiografischen Voraussetzungen der Kinder aber schon. Bildungsinstitutionen müssen (auch) Kinder nichtdeutscher Herkunftssprachen auf ihrem Weg zu erfolgreichen Bildungsbiografien begleiten. Die mündlichen Sprachfertigkeiten können Kinder in einem sprachlich aktiven Umfeld in sehr kurzer Zeit erwerben.

Untersuchungen zeigen, dass sie sich bspw. die Satzstrukturen auf gleiche Weise wie muttersprachliche Kinder aneignen können, wenn sie im Alter von drei bis vier Jahren intensiv mit der Zweitsprache in Kontakt treten (vgl. Tracy 2007: 22). Doch Sprache stellt nicht nur ein Medium alltäglicher Kommunikation dar, sondern ist auch grundlegendes Werkzeug für die Lernprozesse innerhalb und außerhalb von Kindergarten und Schule.

Defizite in der Sprachbeherrschung wirken sich auf die meisten anderen Lernprozesse hemmend aus. Wenn ein Kind zum Schuleintritt nur unzureichende Sprachfertigkeiten besitzt, wird es in allen Schulfächern schwer folgen können: Zum Bearbeiten einer Mathematikaufgabe, zum Erarbeiten eines historischen Textes oder zum Erlernen einer neuen Fremdsprache benötigt es Basiskenntnisse der Unterrichtssprache. Diese schriftsprachlichen Kompetenzen der Bildungssprache treten nicht einfach durch den natürlichen Spracherwerb ein. Vielmehr müssen sie gezielt entwickelt und gefördert werden.

Worin unterscheidet sich DaZ-Frühförderung von DaF für Kinder?


Das Fach DaZ grenzt sich über folgende Aspekte vom Fach DaF ab: Der Kontext des Spracherwerbs liegt innerhalb des deutsch-sprachigen Raumes, wo das Deutsche vorrangiges Medium sozialer, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Lebens-bereiche ist. Daher sind wichtige Motive für das Erlernen des Deutschen als Zweitsprache Mitsprache und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (vgl. Rösler 1994: 7).

Kinder mit Migrationsgeschichte eignen sich das Deutsche häufig erst bei Eintritt in eine Bildungsinstitution an. Sie müssen folglich in einer extrem kurzen Zeitspanne ausreichend Grundkenntnisse der Bildungssprache erwerben, um vom Inhaltlichen des Unterrichts profitieren zu können. Der Spracherwerb hat einen starken Einfluss auf die Entwicklung und Veränderung der Identität der Lernenden (vgl. Rösler 1994: 8). Er sollte jedoch „als Erweiterung, nicht als Bedrohung ihrer sprachlichen Identität angelegt werden“ (vgl. Krumm 2007: 14). Kinder mit Migrationshintergrund stehen vor einer zu vereinbarenden Kluft zwischen Familiensprache und Landessprache.

Ausschnitt aus dem Sammelband „So lernen Kinder erfolgreich Deutsch“.

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