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Eine kurze Verlagsgeschichte in elf Kapiteln


Kapitel I: Die zwanziger Jahre

In den "Goldenen Zwanzigern" erlebte Berlin als Kulturmetropole eine Glanzzeit. In den Theatern Berlins feierten Regisseur Max Reinhardt und die Stars Fritz Kortner, Gustaf Gründgens und Werner Krauss große Bühnenerfolge. Alfred Kerr berichtete als Kritiker über das Geschehen am Theater.

Im Kabarett "Wintergarten" an der Friedrichstraße begeisterten der Jongleur Rastelli und der Sänger Otto Reutter ihr Publikum. Der Refrain von Reutters bekanntem Song über die Reichshauptstadt beginnt mit den Zeilen:
"Berlin ist ja so groß, so groß..."

Das literarische Leben fand in den Cafés statt z.B. im Romanischen Café auch Café Größenwahn genannt. Die prominenten Berliner Literaten dieser Zeit waren Kurt Tucholsky, Gottfried Benn, Alfred Döblin und Erich Kästner.

Dr. Erich Schmidt sen.
Verlagsgründer Dr. Erich Schmidt

Im Deutschen Reich - seit 1918 nicht mehr Kaiserreich, sondern Republik - standen die Jahre nach dem ersten Weltkrieg im Zeichen von dessen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Folgen. Zwei Versuche eines Staatsumsturzes - der Kapp-Putsch 1920 in Berlin und der Hitler-Putsch 1923 in München - scheiterten.

Das Ende des Ruhrkampfes 1923 und die Wiederaufnahme der Reparationszahlungen waren Voraussetzung für eine Sanierung der deutschen Währung. Doch die Weltwirtschaftskrise 1929 stürzte Deutschland erneut in eine Währungs- und Finanzkrise. Inflation und steigende Arbeitslosenzahlen sorgten für soziale Spannungen.

In dieser Situation war es wenig verwunderlich, daß Dr. Erich Schmidt in den ersten Oktobertagen 1924 in Berlin einen Verlag mit Namen "Der Wirtschaftsfrieden" gründete. Er verstand sein Engagement auf verlegerischem Gebiet zunächst nur als Teil seiner umfassenden Aktivitäten im sozialpolitischen Bereich. Der Verlagsname weist deutlich auf seine Intention des Ausgleichs in wirtschafts- und sozialpolitisch spannungsreichen Zeiten hin.

Sitz des Verlages wurde zunächst die Dessauer Straße 19 in Berlin-Kreuzberg. Mit der Gründung des Verlages folgte Dr. Schmidt den Spuren seines Großvaters Christian Ulrich Altwegg, der von 1859 bis in die Mitte der achtziger Jahre einen eigenen Verlag in St. Gallen/Schweiz betrieb. Die Verlagsgründung entsprach damit einer Familientradition, deren Ursprung 140 Jahre zurücklag.

In dem als reinen Korrespondenzverlag ins Leben gerufenen Verlag, war die erste Verlagserscheinung der sozialpolitische Nachrichtendienst "Der Wirtschaftsfrieden". Um den Inhalt genauer zu kennzeichnen, wurde dieser zweimal wöchentlich erscheinende Pressedienst bald in "Sozialpolitischer Nachrichtendienst" umbenannt. Von da an bis in die dreißiger Jahre führte dann auch der Verlag diesen Namen.